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Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Informationen rausholen?«
    16. März 1944 im Institut:
    Stefan, dessen Herz wie ein Schmiedehammer schlug, sprang aus dem Tor und rannte ans Programmierpult. Er zog die Liste mit den computerberechneten Zahlen aus der Tasche und breitete sie auf dem kleinen Schreibtisch in einer Nische zwischen den Geräten aus.
    Er sank auf den Schreibtischstuhl, griff nach einem Bleistift und holte einen Schreibblock aus einer der Schubladen. Seine Hände zitterten so sehr, daß er den Bleistift zweimal fallen ließ. Die Zahlen, die ihn fünf Minuten nach seiner Abreise aus der Wüste dorthin zurückgebracht hatten, hatte Stefan bereits. Auf der Grundlage dieser Zahlen konnte er eine neue Kombination errechnen, die ihn vier Minuten und 55 Sekunden früher zurückbringen würde – nur fünf Sekunden nach seiner Trennung von Laura und Chris. Wenn er nur fünf Sekunden fort war, konnten die SS-Schergen sie und den Jungen bei seiner Rückkehr noch nicht ermordet haben. Stefan würde mit seiner Feuerkraft in den Kampf eingreifen und den Ausgang vielleicht zu ihren Gunsten beeinflussen können.
    Die nötigen mathematischen Kenntnisse hatte Stefan sich angeeignet, nachdem er im Herbst 1943 ins Institut abkommandiert worden war. Er konnte diese Berechnungen selbständig durchführen. Die Aufgabe war lösbar, denn er brauchte nicht ganz von vorn anzufangen; er brauchte die Computerergebnisse lediglich so abzuändern, daß ein um wenige Minuten vorverlegter Zeitpunkt herauskam.
    Aber er starrte das Papier an und konnte nicht denken , weil Laura tot war, weil Chris tot war.
    Ohne sie hatte er nichts.
    Du kannst sie zurückbekommen, sagte er sich. Reiß dich zu  sammen, verdammt noch mal! Du kannst die Tragödie verhindern, bevor sie eintritt. Stefan machte sich verbissen an die Arbeit, für die er fast eine Stunde brauchte. Obwohl er wußte, wie unwahrscheinlich es war, daß jemand um diese Zeit ins Institut kommen und ihn hier überraschen würde, bildete er sich wiederholt ein, auf dem Korridor Schritte zu hören: das scharfe Klicken von SS-Stiefeln. Zweimal starrte er zu der Zeitmaschine hinüber, weil er irgendwie davon überzeugt war, die fünf zu neuem Leben erwachten Toten wären auf der Suche nach ihm aus dem Jahre 6 000 000 000 zurückgekommen.
    Nachdem er die Zahlen errechnet und zweifach kontrolliert hatte, gab er sie am Programmierpult ein. Mit der Uzi in einer und der Pistole in der anderen Hand kletterte er in den Stahlzylinder, passierte den Übergangspunkt …
    … und fand sich im Institut wieder.
    Stefan blieb einen Augenblick überrascht und verwirrt stehen. Dann trat er nochmals in das Kraftfeld …
    … und fand sich im Institut wieder.
    Die Erklärung dafür traf ihn mit solcher Gewalt, daß er sich zusammenkrümmte, als habe er einen Schlag in den Magen erhalten. Er konnte jetzt nicht mehr zu einem früheren Zeitpunkt in die Wüste zurückkehren, denn er war fünf Minuten nach seiner Abreise schon einmal dort gewesen; wäre er dorthin zurückgekehrt, wäre eine Situation entstanden, in der er sich bei seiner ersten Rückkehr hätte sehen müssen. Paradox! Der Mechanismus des Kosmos ließ nicht zu, daß ein Zeitreisender sich irgendwo entlang des Zeitstroms selbst begegnete; wurde ein Versuch dazu unternommen, schlug er unweigerlich fehl. Die Natur verabscheute Paradoxe.
    Stefan glaubte Chris’ Stimme zu hören, als sie in ihrem schäbigen Motelzimmer erstmals über Zeitreisen diskutiert hatten. »Das sind wilde Sachen, Mom, stimmt’s? Aufregend, nicht wahr?« Und dann das begeisterte, mitreißende Lachen des Jungen.
    Aber es mußte irgendeine Möglichkeit geben.
    Er kehrte ans Programmierpult zurück, legte seine Waffen auf den Schreibtisch und nahm Platz.
    Auf seiner Stirn standen Schweißperlen. Er fuhr sich mit einem Hemdärmel übers Gesicht.
    Denk nach!
    Er starrte die Uzi an und überlegte, ob er wenigstens sie zu Laura zurück schicken konnte. Vermutlich nicht. Da er bei seiner ersten Rückkehr mit MP und Pistole bewaffnet gewesen war, konnte er sie nicht vier Minuten und 55 Sekunden weiter zurückschicken, weil sie dann bereits existiert hätten, wenn er sie vier Minuten und 55 Sekunden später mitgebracht hätte. Paradox.
    Aber vielleicht konnte er ihr etwas anderes schicken, das aus diesem Raum stammte und das er nicht bei sich gehabt hatte, so daß es kein Paradox auslösen würde?
    Stefan schob die Waffen beiseite, griff nach einem Bleistift und schrieb eine kurze Warnung auf den Notizblock: Die SS

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