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Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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vor dem Unfall und der Schießerei mit Kokoschka reisen können, hätte er’s in der Hoffnung getan, Danny retten zu können. Wie sich jedoch gezeigt hatte, konnte ein Zeitreisender an keinen Ort zurückkehren, wenn der zweite Besuch vor seiner ersten Ankunft stattfinden sollte; irgendein natürlicher Mechanismus verhinderte, daß der Zeitreisende an einen Ort gelangte, an dem er sich selber auf einer früheren Reise hätte begegnen können. Stefan konnte nach Big Bear zurückkehren, nachdem er Laura an diesem Januarabend verlassen hatte, denn da er von der Straße verschwunden war, bestand keine Gefahr mehr, sich selbst zu begegnen. Stellte er jedoch eine Ankunftszeit ein, die diese Möglichkeit nicht ausschloß, würde er sich im Institut wiederfinden, ohne irgendwo gewesen zu sein. Das gehörte zu den vielen rätselhaften Aspekten von Zeitreisen, die ihnen bereits bekannt waren und die sie bei ihrer Arbeit einkalkulierten, ohne sie wirklich zu verstehen.
    Nachdem er die Programmierung vorgenommen hatte, warf er einen Blick auf die Koordinatenanzeige, um sich davon zu überzeugen, daß er in der Umgebung von Big Bear ankommen würde. Mit einem weiteren Blick auf die Uhr stellte er zu seiner Verblüffung fest, daß sie den 10. Januar 1989 anzeigte. Er würde also nicht wenige Stunden nach Dannys Tod, sondern ein ganzes Jahr später ankommen!
    Stefan wußte bestimmt, daß seine Berechnungen richtig waren; in den vergangenen Wochen hatte er reichlich Zeit gehabt, sie durchzuführen und mehrmals zu überprüfen. Offenbar hatte er in seiner Nervosität die Zahlen falsch eingegeben. Er würde die Programmierung wiederholen müssen.
    Weniger als drei Minuten bis zur Detonation.
    Schweißperlen standen ihm auf der Stirn, während er die Augen zusammenkniff und die Zahlen, die er sich aufgeschrieben hatte – das Ergebnis langer Berechnungen – erneut studierte. Als er eben die bisherige Programmierung löschen und seine Zahlen erneut eingeben wollte, hörte er draußen im Korridor Alarmrufe. Die lauten Stimmen schienen vom Nordende des Gebäudes zu kommen, wo das Archiv lag.
    Irgend jemand hatte die Leichen Januskys und Wolkows entdeckt.
    Er vernahm weitere Rufe. Auf dem Korridor hörte man das Trampeln von Schritten, das sich näherte und wieder entfernte.
    Nach einem nervösen Blick zur geschlossenen Korridortür hinüber sagte er sich, daß er keine Zeit haben werde, die Zeitmaschine neu zu programmieren. Er würde sich damit begnügen müssen, mit einem Jahr Verspätung zu Laura zurückzukehren.
    Stefan erhob sich mit der Colt Commander mit Schalldämpfer in der rechten Hand vom Programmierpult und trat auf das Tor zu – den auf 30 Zentimeter hohen Kupferblöcken ruhenden, an beiden Enden offenen polierten Stahlzylinder. Er wollte nicht einmal riskieren, sich noch die Zeit zu nehmen, seine Seemannsjacke aus dem Versteck zu holen, in dem er sie vor einer Stunde zurückgelassen hatte.
    Das Stimmengewirr auf dem Korridor wurde lauter.
    Als er nur noch wenige Schritte vom Tor entfernt war, wurde die Labortür mit solcher Gewalt aufgestoßen, daß sie gegen die Wand krachte.
    »Halt, stehenbleiben!«
    Stefan erkannte die Stimme, aber er wollte seinen Ohren nicht trauen. Er riß die Pistole hoch, während er sich nach dem Mann umdrehte, der ihn angerufen hatte: Kokoschka, der jetzt ins Labor gestürmt kam.
    Unmöglich! Kokoschka war tot. Kokoschka war ihm am Spätnachmittag des 10. Januar 1988 nach Big Bear gefolgt, und er hatte Kokoschka im Schneesturm auf der Bergstraße erschossen.
    In seiner Benommenheit drückte Stefan zweimal überhastet ab. Beide Schüsse verfehlten ihr Ziel.
    Kokoschka erwiderte das Feuer. Eine Kugel durchschlug Stefans Oberkörper unter dem linken Schlüsselbein und ließ ihn rückwärts gegen die Unterkante des Stahlzylinders torkeln. Aber er blieb auf den Beinen und gab drei weitere Schüsse auf Kokoschka ab, so daß der Schweinehund sich zu Boden werfen und hinter dem nächsten Arbeitstisch in Deckung gehen mußte.
    Die Sprengladungen werden in weniger als zwei Minuten detonieren.
    Stefan hatte keine Schmerzen, weil er unter Schockeinwirkung stand. Aber sein linker Arm war kraftlos; er hing wie gelähmt herab. Und eine beharrliche, pechartige zähe Schwärze hatte begonnen, sein Blickfeld immer mehr einzuengen.
    Nur wenige der Deckenlampen waren eingeschaltet gewesen, aber jetzt flackerten und erloschen plötzlich auch diese wenigen Lampen, so daß der Raum nur noch durch den schwachen

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