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Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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das ist der Sinn des Lebens. Und wenn es im Augenblick finster ist … nun, auch das geht vorüber.«
    Sie standen neben dem Auto und umarmten sich schweigend, weil sie nichts hinzuzufügen brauchten, bis Chris mit einem Bild aus dem Haus gerannt kam, das er mit Buntstiften für Thelma gemalt hatte und das sie nach Los Angeles mitnehmen sollte. Es war eine primitive, aber reizende Darstellung von Sir Keith Kröterich, der vor einem Kino stand, über dessen Eingang Thelmas Name in Riesenlettern auf einer Reklametafel prangte.
    Chris hatte Tränen in den Augen. »Mußt du wirklich schon fahren, Tante Thelma? Kannst du nicht noch einen Tag bleiben?«
    Thelma umarmte ihn und rollte dann die Zeichnung vorsichtig zusammen, als habe er ihr ein unschätzbares Meisterwerk geschenkt. »Ich würde gern länger bleiben, Christopher Robin, aber ich kann nicht. Meine begeisterten Fans fordern lautstark, daß ich diesen Film drehe. Außerdem habe ich eine hohe Hypothek zu tilgen.«
    »Was ist eine Hypothek?«
    »Die größte Motivation der Welt«, antwortete Thelma und gab ihm einen Abschiedskuß. Sie stieg ein, ließ den Motor an, öffnete das Seitenfenster und blinzelte Laura zu. »Exotische Nachrichten, Shane.«
    »Geheimnisse.«
    »Wunder!« Laura grüßte zum Abschied mit drei Fingern wie in »Raumschiff Enterprise«.
    Thelma lachte. »Du schaffst es bestimmt, Shane. Trotz der Schußwaffen und aller Dinge, die ich seit Freitag gehört habe, mache ich mir jetzt weniger Sorgen um dich als vor meiner Ankunft.«
    Chris stand neben Laura, und die beiden sahen Thelmas Wagen nach, bis er die langgestreckte Zufahrt verließ und in die Staatsstraße einbog.
    Dr. Wladimir Penlowskis Chefbüro lag im dritten Stock des Instituts. Als Stefan das Vorzimmer betrat, war es menschenleer, aber er hörte Stimmen nebenan. Er trat an die einen Spalt weit offene Verbindungstür, stieß sie ganz auf und sah, daß Penlowski seiner Sekretärin Anna Kaspar etwas diktierte.
    Penlowski hob den Kopf und schien von Stefans Auftauchen leicht überrascht zu sein. Stefans Nervosität war ihm offenbar anzusehen, denn Penlowski runzelte die Stirn und fragte: »Ist irgendwas nicht in Ordnung?«
    »Irgendwas ist seit langem nicht mehr in Ordnung«, erwiderte Stefan, »aber es kommt jetzt in Ordnung, glaube ich.« Während die Falten auf Penlowskis Stirn sich vertieften, zog Stefan die Colt Commander mit Schalldämpfer aus der Tasche seines Laborkittels und schoß den Wissenschaftler zweimal in die Brust.
    Anna Kaspar sprang vom Stuhl auf, ließ Bleistift und Stenoblock fallen und öffnete den Mund zu einem Schrei.
    Er tötete nicht gern Frauen – er tötete überhaupt nicht gern –, aber in diesem Fall blieb ihm keine andere Wahl, deshalb drückte er dreimal ab, so daß die Schüsse Anna Kaspar rückwärts gegen den Schreibtisch warfen, bevor sie laut aufschreien konnte.
    Sie war bereits tot, als sie vom Schreibtisch hinunter zu Boden glitt. Die Schüsse waren nicht lauter gewesen als das Fauchen einer wütenden Katze, und Anna Kaspars Zusammenbrechen nicht so laut, daß es unliebsame Aufmerksamkeit hätte erregen können.
    Penlowski war mit offenem Mund und offenen Augen in seinem Sessel zusammengesackt und starrte blicklos vor sich hin. Einer der beiden Schüsse mußte sein Herz getroffen haben, denn auf seinem Hemd zeichnete sich nur ein kleiner Blutfleck ab; sein Herz mußte augenblicklich zu schlagen aufgehört haben.
    Stefan verließ rückwärtsgehend den Raum und schloß die Tür hinter sich. Er durchquerte das Vorzimmer, trat in den Korridor hinaus und schloß auch diese Tür.
    Sein Puls jagte noch immer. Mit diesen beiden Morden hatte er sich endgültig von seiner eigenen Zeit, von seinem eigenen Volk losgesagt. Eine Zukunft hatte er nur noch in Lauras Zeit. Für ihn gab es jetzt kein Zurück mehr.
    Mit den Händen – und der Pistole – in den Taschen seines Laborkittels ging er den Korridor entlang auf Januskys Büro zu. Als er sich der Tür näherte, kamen zwei weitere seiner Kollegen heraus. Sie nickten ihm im Vorbeigehen zu, und er blieb stehen, um zu sehen, ob sie etwa zu Penlowski wollten. In diesem Fall hätte er sie ebenfalls erschießen müssen.
    Zu seiner Erleichterung blieben sie bei den Aufzügen stehen. Je mehr Leichen in seinem Kielwasser zurückblieben, desto größer wurde die Wahrscheinlichkeit, daß jemand einen Toten entdeckte und Alarm schlug, was Stefan daran hindern würde, den Zeitzünder einzustellen und über die Blitzstraße

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