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Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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zu entkommen.
    Er betrat das Vorzimmer von Januskys Büro. Die Sekretärin des Wissenschaftlers – auch sie wie Anna Kaspar von der Geheimpolizei – sah lächelnd zu ihm auf.
    »Ist Doktor Janusky da?« fragte Stefan.
    »Nein, er ist mit Doktor Wolkow unten im Archiv.«
    Wolkow war der dritte Mann, der so eingehende Kenntnisse über das Projekt besaß, daß er ebenfalls liquidiert werden mußte. Stefan erschien es als gutes Omen, daß er und Janusky praktischerweise gemeinsam in einem Raum anzutreffen sein würden.
    Im Archiv wurden die von den Teilnehmern offizieller Zeitreisen zurückgebrachten vielen Bücher, Zeitungen, Zeitschriften und weiteren Unterlagen aufbewahrt, studiert und ausgewertet. Gegenwärtig hatten die Erfinder der »Blitzstraße« den Forschungsauftrag, die entscheidenden Zeitpunkte zu finden, an denen Veränderungen des natürlichen Ganges der Ereignisse genau die gewünschten Veränderungen des Laufes der Geschichte bewirken würden.
    Auf der Fahrt nach unten wechselte Stefan den Schalldämpfer seiner Pistole im Aufzug gegen den unbenutzten zweiten aus. Der erste hätte noch ein weiteres Dutzend Schüsse ausgehalten, bevor seine Schallblenden ernstlich beschädigt gewesen wären, aber Stefan wolle ihn nicht überbeanspruchen. Der zweite Schalldämpfer war eine zusätzliche Vorsichtsmaßnahme. Außerdem wechselte er das halbleere Magazin gegen ein volles aus.
    Der Hauptkorridor im Erdgeschoß war wie immer von Institutsangehörigen belebt, die aus Büros und Labors kamen und gingen. Stefan ließ beide Hände in den Taschen und ging geradewegs ins Archiv.
    Als er es betrat, standen Janusky und Wolkow über eine Zeitschrift gebeugt vor einem Eichentisch und diskutierten ziemlich erregt, aber nur halblaut. Sie blickten auf und setzten ihre Diskussion gleich wieder fort, weil sie annahmen, er sei hier, um selbst irgend etwas nachzuschlagen.
    Stefan schoß Wolkow zweimal in den Rücken.
    Janusky reagierte entsetzt und verwirrt, als sein Kollege, durch die fast lautlosen Schüsse nach vorn geworfen, über dem Tisch zusammenbrach.
    Stefan erledigte Janusky mit einem Kopfschuß, bevor er sich abwandte, den Raum verließ und die Tür hinter sich ins Schloß zog. Da er sich nicht zutraute, auch nur halbwegs beherrscht oder zusammenhängend mit Kollegen zu sprechen, spielte er den Gedankenverlorenen und hoffte, daß das sie daran hindern würde, ihn anzusprechen. Er ging so rasch wie möglich zum Aufzug, ohne gleich zu rennen, fuhr in sein Büro im zweiten Stock hinauf, griff hinter den Aktenschrank und drehte den Zeitschalter ganz nach rechts. Nun hatte er gerade noch fünf Minuten Zeit, das Tor zu erreichen und zu flüchten, bevor das Institut in einen brennenden Trümmerhaufen verwandelt wurde.
    Als das Schuljahr begann, hatte Laura sich eine Ausnahmegenehmigung verschafft, um Chris von einer staatlich anerkannten Privatlehrerin zu Hause unterrichten lassen zu dürfen. Die Dame hieß Ida Palomar und erinnerte Laura an Majorie Main, die verstorbene Hauptdarstellerin der Filme mit Ma und Pa Kettle. Ida war eine imposante Gestalt, ein bißchen rauhbeinig, aber meistens freundlich und vor allem eine ausgezeichnete Lehrerin.
    Als die Thanksgiving-Ferien begannen, fühlten Laura und Chris sich nicht mehr als Gefangene, sondern hatten sich an die verhältnismäßige Einsamkeit gewöhnt, in der sie lebten. Tatsächlich genossen sie sogar die besonders enge Beziehung, die sich zwischen ihnen entwickelte, weil es so wenige andere Menschen in ihrem Leben gab.
    Am Thanksgiving-Day rief Thelma aus Beverly Hills an, um ihnen zum Fest alles Gute zu wünschen. Laura telefonierte von der Küche aus, in der es appetitanregend nach Truthahnbraten roch. Chris saß im Wohnzimmer und las.
    »Ich wollte euch nicht nur alles Gute wünschen«, sagte Thelma, »sondern euch einladen, Weihnachten mit Jason und mir zu verbringen.«
    »Jason?« fragte Laura.
    »Jason Gaines, der Regisseur«, antwortete Thelma. »Der Regisseur des Films, den ich gerade drehe. Ich bin bei ihm eingezogen.«
    »Weiß er schon davon?«
    »Hör zu, Shane, ich mache hier die Witze.«
    »Entschuldigung.«
    »Er liebt mich, sagt er. Ist das nicht verrückt? Jesus, ich meine, da haben wir einen passabel aussehenden Kerl, nur fünf Jahre älter als ich und ohne sichtbaren Defekt, der als millionenschwerer, schrecklich erfolgreicher Filmregisseur so ziemlich jedes vollbusige kleine Sternchen kriegen könnte und trotzdem nur mich will. Er hat natürlich einen

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