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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Dekompression, sinken, steigen, sinken, völlig ohne unser Zutun ... hübsch, nicht?«
    Weaver nickte. Sie sah zu, wie das lange Gebilde in die grauen Wellen tauchte.
    »Der Drifter kann auf diese Weise Monate und Jahre autark im Meer treiben und akustische Signale abgeben. So können wir ihn orten und Geschwindigkeit und Verlauf von Strömungen rekonstruieren. – Ah, er taucht ab. Weg ist er.«
    Der Drifter war im Meer verschwunden. Bauer nickte befriedigt.
    »Und wohin treibt er nun?«, fragte Weaver.
    »Das ist die spannende Frage.«
    Weaver sah ihn einfach an. Bauers Blick flackerte, dann ließ er ein Seufzen der Resignation hören.
    »Ich weiß, Sie wollen über meine Arbeit reden.«
    »Und zwar jetzt.«
    »Sie sind ein Quälgeist. Meine Güte, sind Sie hartnäckig. Also gut,gehen wir ins Labor. Aber ich muss Sie warnen. Die Ergebnisse meiner Arbeit sind beunruhigend, gelinde ausgedrückt. ....«
    »Die Welt liebt es, sich beunruhigen zu lassen. Haben Sie nicht gehört? Quallenseuchen, Anomalien, Menschen gehen verloren, eine Schiffskatastrophe jagt die nächste. Sie wären in bester Gesellschaft.«
    »So?« Bauer schüttelte den Kopf. »Sie haben wahrscheinlich Recht. Ich werde nie genau verstehen, was Pressearbeit ist. Ich bin nur ein einfacher Professor. Es ist mir einfach zu hoch.«
     
     

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    Norwegische See, Kontinentalrand
    »Scheiße«, stöhnte Stone. »Das ist ein Blowout!«
    Im Kontrollraum der Sonne starrten alle fasziniert auf den Monitor. Die Hölle schien tief unten ausgebrochen zu sein.
    Bohrmann sagte ins Mikrophon: »Wir müssen hier weg. Kommando an Brücke. Volle Fahrt.«
    Lund drehte sich um und rannte aus dem Raum. Johanson zögerte, dann lief er ihr hinterher. Andere folgten. Hektik brach aus. Plötzlich schien jeder an Bord auf den Beinen zu sein. Er schlitterte auf das Arbeitsdeck, wo Matrosen und Techniker unter Lunds Kommando Kühltanks heranwuchteten. Das Windenkabel über dem Galgen erzitterte, als die Sonne plötzlich Fahrt aufnahm.
    Lund sah ihn und kam zu ihm gelaufen.
    »Was war das?«, rief Johanson.
    »Wir sind auf eine Blase gestoßen. Komm!«
    Sie zog ihn zur Reling. Hvistendahl, Stone und Bohrmann gesellten sich zu ihnen. Zwei der Statoil-Techniker waren an den abschüssigen Rand des Hecks getreten, direkt unter den Galgen, und sahen neugierig hinaus. Bohrmann warf einen Blick auf das straff gespannte Kabel.
    »Was macht der denn da?«, zischte er. »Warum stoppt der Idiot die Winde nicht?«
    Er ließ die Reling los und lief zurück ins Innere.
    Im selben Moment begann das Meer wild zu schäumen. Große weiße Brocken brachen durch die Wasseroberfläche. Die Sonne fuhr jetzt mit voller Geschwindigkeit. Klirrend spannte sich die Zugleine des Greifers. Jemand lief über das Deck auf den Galgen zu und fuchtelte mit den Armen.
    »Weg da«, schrie er die Statoil-Leute unter dem Galgen an. »Haut ab!«
    Johanson erkannte ihn. Es war der Schäferhund, wie ihn die Crew nannte, der Erste Offizier. Hvistendahl drehte sich um. Auch er machte den Männern Zeichen. Dann geschah alles gleichzeitig. Mit einem Mal waren sie inmitten eines brausenden und zischenden Geysirs. Johanson sah die Umrisse des Greifers dicht unter der Wasseroberfläche auftauchen. Unerträglicher Schwefelgestank breitete sich aus. Das Heck der Sonne sackte abwärts, dann schoss das stählerne Maul schräg aus dem brodelnden Inferno heraus und bewegte sich wie eine überdimensionale Schaukel auf die Bordwand zu. Der hintere der beiden Statoil-Leute sah den Greifer kommen und warf sich zu Boden. Der andere riss entsetzt die Augen auf, machte einen unentschlossenen Schritt zurück – und taumelte.
    Mit einem Satz war der Schäferhund heran und versuchte ihn zu Boden zu ziehen, aber er war nicht schnell genug. Das tonnenschwere Maul krachte gegen den Mann und schleuderte ihn in hohem Bogen durch die Luft. Er flog mehrere Meter weit, schlitterte über die Planken und blieb auf dem Rücken liegen.
    »Oh nein«, keuchte Lund. »Verdammter Mist!«
    Sie und Johanson liefen gleichzeitig zu dem reglosen Körper. Der Erste Offizier und Mitglieder der Crew waren neben dem Mann auf die Knie gegangen. Der Schäferhund blickte kurz auf.
    »Keiner fasst ihn an.«
    »Ich will...«, begann Lund.
    »Arzt holen, los.«
    Lund kaute unruhig an ihren Nägeln. Johanson wusste, wie sehr sie es hasste, zur Untätigkeit verdammt zu sein. Sie trat zu dem schlammtriefenden Greifer, der langsam auspendelte.
    »Öffnen!«, rief sie.

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