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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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ja gar nicht, was die von mir wollen. Vorhin erhielt ich eine E-Mail, da fragt mich jemand nach einem Wurm. Ein Wurm, stellen Sie sich das mal vor! Und ob wir erhöhte Methankonzentrationen gemessen haben. Natürlich haben wir das, aber wie kann er das wissen? Da muss ich doch ...«
    »Das kann ich alles übernehmen. Machen Sie mich zur Komplizin.«
    »Sobald ich....«
    »Falls Sie mich wirklich gern haben.«
    Bauer machte runde Augen. »Ach so! Verstehe.« Er begann zu kichern. Die runden Schultern schüttelten sich vor unterdrücktemLachen. »Sehen Sie, darum habe ich nie geheiratet, man wird ständig nur erpresst. Gut, ich gelobe Besserung. Jetzt kommen Sie, kommen Sie.«
    Weaver folgte ihm. Der Drifter hing am Ausleger über der grauen Wasseroberfläche. Er war mehrere Meter lang und steckte in einem Stützgestell. Über die Hälfte der Konstruktion nahm eine schlanke, schimmernde Röhre ein. Den oberen Teil bildeten zwei kugelförmige Glasbehälter.
    Bauer rieb sich die Hände. Der Daunen-Anorak war ihm eindeutig zu groß. Er sah darin aus wie ein sonderbarer arktischer Vogel.
    »Also, dieses Ding geben wir in die Strömung«, sagte er. »Es wird mittreiben, sozusagen als virtuelle Wasserpartikel. Erst mal steil nach unten, hier nämlich stürzt das Wasser, wie ich vorhin sagte ... also, man sieht natürlich keinen Prozess des Sturzes, verstehen Sie, aber es stürzt ... nun, wie soll ich das erklären?«
    »Möglichst ohne Fremdwörter.«
    »Gut, gut. Passen Sie auf! Im Grunde ist es ganz einfach. Man muss wissen, dass Wasser nicht immer gleich schwer ist. Das leichteste Wasser ist süß und warm. Salziges Wasser ist schwerer als süßes Wasser, je salziger, je schwerer. Salz hat schließlich ein Gewicht, nicht wahr? Kaltes Wasser ist wiederum schwerer als warmes Wasser, es hat eine höhere Dichte, also wird Wasser umso schwerer, je mehr es abkühlt.«
    »Und kaltes, salziges Wasser ist das schwerste Wasser überhaupt«, ergänzte Weaver.
    »Richtig, sehr richtig!«, freute sich Bauer. »Darum gibt es nicht einfach nur Meeresströmungen, sondern sie wälzen sich durch verschiedene Etagen. Warme Strömungen an der Oberfläche, die kältesten am Boden, und dazwischen haben wir die Tiefenströmungen. Nun ist es so, dass eine warme Strömung an der Oberfläche über tausende von Kilometern reisen kann, bis sie in kalte Gebiete vordringt, wo das Wasser dann natürlich abkühlt, nicht wahr? Und wenn das Wasser kälter wird ....«
    »Wird es schwerer.«
    »Bravo, jawohl. Es wird schwerer und sinkt nach unten. Aus dem Oberflächenstrom wird ein Tiefenstrom oder gar ein Bodenstrom, und das Wasser fließt zurück. Umgekehrt funktioniert das genauso. Von unten nach oben, von kalt nach warm. Auf diese Weise sind alle großen Meeresströmungen auf der Welt ständig in Bewegung. Alle sind miteinander verbunden, es findet ein ständiger Austausch statt.«
    Der Drifter wurde zur Meeresoberfläche hinuntergelassen. Bauer hastete zur Reling und beugte sich weit darüber. Dann drehte er sichum und winkte Weaver ungeduldig herbei. »Na, kommen Sie. Kommen Sie schon. Hier sehen Sie es besser.«
    Sie trat neben ihn. Bauer sah mit leuchtenden Augen hinaus.
    »Ich träume davon, dass solche Drifter in allen Strömungen mittreiben«, sagte er. »Das wäre wirklich phantastisch. Wir würden unglaublich viel erfahren.«
    »Wofür sind die beiden Glaskugeln?«
    »Wie? Was? Ach so. Auftriebskörper. Damit der Drifter in der Wassersäule schweben kann. Am Fuß hat er Gewichte, aber das Herzstück ist die Stange dazwischen. Darin sitzt alles. Steuerelektronik, Microcontroller, Energieversorgung. Aber auch ein Hydrokompensator. Ist das nicht phantastisch? Ein Hydrokompensator!«
    »Es wäre noch phantastischer, wenn Sie mir erzählen, was das ist.«
    »Oh, äh ... natürlich.« Bauer zupfte an seinem Spitzbart. »Tja, wir haben überlegt, wie wir den Drifter ... – Also, es ist ja so: Flüssigkeiten sind so gut wie inkompressibel, man kann sie nicht zusammenstauchen. Wasser bildet eine Ausnahme. Viel ist auch da nicht drin, aber ein bisschen können Sie es durchaus, ähm ... quetschen. Und das tun wir. Wir komprimieren es in der Stange, sodass immer die gleiche Wassermenge darin ist, aber mal schwereres und mal leichteres Wasser. Damit verändert der Drifter bei gleichem Volumen sein Gewicht.«
    »Genial.«
    »In der Tat! Wir können ihn so programmieren, dass er das ganz von alleine macht: Kompression, Dekompression, Kompression,

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