Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
Vom Netzwerk:
anders da.«
    »Nein, Tina.« Johanson schüttelte den Kopf. »Er hat nicht wirklich geglaubt, dass die Würmer eine Gefahr darstellen könnten.« Er mochte Stone nicht, aber plötzlich hörte er sich Worte der Verteidigung für den Projektleiter sagen. »Er wollte einfach weiterkommen.«
    »Wenn er sie für ungefährlich hielt, warum hat er das Gutachten nicht einfach auf den Tisch gelegt?«
    »Es hätte sein Projekt zurückgeworfen. Ihr hättet die Würmer ohnehin nicht ernst genommen. Aber natürlich hättet ihr eurer Pflicht Genüge tun und das Projekt aufschieben müssen.«
    »Du siehst doch, dass wir die Würmer ernst nehmen.«
    »Ja, jetzt, weil es zu viele sind. Ihr habt es mit der Angst bekommen. Aber Stone fand seinerzeit nur ein kleines Gebiet vor, richtig?«
    »Hm.«
    »Eine zwar dicht besiedelte, aber begrenzte Fläche. So was passiert alle Tage. Kleine Tiere kommen oft in Massen vor, und was sollen ein paar Würmer schon ausrichten? Ihr hättet gar nichts unternommen, glaub mir. Als sie im Mexikanischen Golf den Eiswurm entdeckt haben, ist auch nicht gleich der Notstand ausgerufen worden, obwohl die Viecher dicht an dicht im Hydrat saßen.«
    »Es ist eine Frage des Prinzips, alles offen zu legen. Er hatte die Verantwortung.«
    »Sicher«, seufzte Johanson. Er sah hinaus auf den Fjord. »Und jetzt habe ich die Verantwortung.«
    »Wir brauchen einen wissenschaftlichen Leiter«, sagte Lund. »Ich würde niemandem vertrauen außer dir.«
    »Du liebe Güte«, sagte Johanson. »Hast du irgendwas genommen?«
    »Im Ernst.«
    »Ich mach's ja.«
    »Überleg mal«, strahlte Lund. »Wir können zusammenarbeiten.«
    »Jetzt versuch nicht, es mir wieder auszureden. Was soll überhaupt als Nächstes geschehen?«
    Sie zögerte. »Na ja, du hast ja gehört – Skaugen will mich an Stones Stelle setzen. Er kann das vorläufig so verfügen, aber nicht definitiv beschließen. Dafür braucht er die Zustimmung aus Stavanger.«
    »Skaugen«, sinnierte Johanson. »Warum hat er Stone derart ans Kreuz genagelt? Was sollte ich dabei? Ihm die Munition liefern?«
    Lund zuckte die Achseln. »Skaugen ist überaus integer. Manche finden, er übertreibt es ein bisschen mit der Integrität. Er sieht, wo überall die Augen zugekniffen werden, und es macht ihn wütend.«
    »Wenn das stimmt, macht es ihn vor allem menschlich.«
    »Im Grunde ist er weichherzig. Würde ich ihm vorschlagen, Stone eine letzte Chance zu geben, könnte er womöglich zustimmen.«
    »Verstehe«, sagte Johanson gedehnt. »Und genau darüber denkst du nach.«
    Sie antwortete nicht.
    »Bravo. Du bist die Wohlfahrt in Person.«
    »Skaugen hat mir die Wahl gelassen«, sagte Lund, ohne auf seinen Spott einzugehen. »Diese Unterwasserfabrik – Stone weiß immens viel darüber. Mehr als ich. Skaugen will jetzt, dass die Thorvaldson rausfährt, um nachzusehen, was da unten los ist und warum wir keine Aufzeichnungen mehr empfangen. Eigentlich müsste Stone die Operation leiten. Aber wenn Skaugen ihn suspendiert, wird es mein Job.«
    »Was wäre die Alternative?«
    »Wie gesagt, wir geben Stone seine Chance.«
    »Um die Fabrik zu bergen.«
    »Wenn da was zu bergen ist. Oder um sie wieder in Betrieb zu nehmen. Wie auch immer, Skaugen will mich auf alle Fälle befördern. Aber wenn er ein Auge zudrückt, bleibt Stone im Spiel und geht auf die Thorvaldson.«
    »Und was machst du unterdessen?«
    »Ich fahre nach Stavanger und reporte dem Vorstand. Was Skaugen Gelegenheit gibt, mich dort aufzubauen.«
    »Gratuliere«, sagte Johanson. »Du machst Karriere.«
    Ein kurzes Schweigen entstand.
    »Will ich das?«
    »Weiß ich, was du willst?«
    »Weiß ich es denn, verdammt nochmal?«
    Johanson dachte an das Wochenende am See.
    »Keine Ahnung«, sagte er. »Du kannst einen Freund haben und trotzdem Karriere machen, falls du deswegen zögerst. Hast du übrigens noch einen?«
    »Das ist auch so eine Sache.«
    »Weiß der arme Kare, woran er mit dir ist?«
    »Wir waren nicht mehr so oft zusammen seit ... seit du und ich ....« Sie schüttelte unwillig den Kopf. »Es hat eben nichts mit dem richtigen Leben zu tun, wenn wir im trauten Sveggesundet rumhängen oder raus zu den Inseln fahren. Mir kommt alles irgendwie vor, als sei ich Teil einer Inszenierung.«
    »Ist es wenigstens eine gute Inszenierung?«
    »Es ist, als ob du immer wieder einen Ort aufsuchst, in den du dich verliebt hast«, sagte Lund. »Jedes Mal bist du hingerissen. Eine Opernkulisse. Wenn du wieder wegfahren sollst,

Weitere Kostenlose Bücher