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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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abrutscht.«
     
    Li saß vor ihrem Laptop.
    Sie war allein in ihrer riesigen Suite und doch überall mit dabei. Eine Weile hatte sie der Arbeit im Hochsicherheitslabor zugesehen und gehört, was dort gesprochen wurde. Sämtliche Räumlichkeiten des Chateaus wurden abgehört und videoüberwacht. Gleiches galt für Nanaimo, die Universität Vancouver und das Aquarium. Einige der nahe gelegenen Privatwohnungen waren verwanzt worden, die von Ford, Oliviera und Fenwick, und außerdem das Schiff, auf dem Anawak wohnte, sowie sein kleines Appartement in Vancouver. In allem hatten sie Augen und Ohren, nur was an der frischen Luft gesprochen wurde, in Kneipen und Restaurants, hatte keine Chance, aufgefangen zu werden. Das ärgerte Li, aber dafür hätten sie den Wissenschaftlern schon Sender implantieren müssen.
    Umso besser funktionierte die Überwachung des stabsinternen Datennetzes. Bohrmann und Frost waren online, ebenso Karen Weaver, die Journalistin, die in diesen Minuten Satellitendaten der Golfstromregion miteinander verglich. Das war hochinteressant, ebenso wie die Simulationen aus Kiel. Das Netz war überhaupt eine gute Idee gewesen. Natürlich konnte Li nicht lesen oder hören, was seine Benutzer dachten. Aber woran sie arbeiteten und welche Dateien sie aufriefen, wurde gespeichert und ließ sich jederzeit mitverfolgen. Falls Vanderbilt mit seiner Terroristenhypothese Recht behielt, was Li bezweifelte, war es sogar legitim, jeden Einzelnen der Truppe abzuhören. Augenscheinlich waren alle sauber. Niemand unterhielt Kontakte zu extremistischen Vereinigungen oder Ländern der arabischen Welt, aber ein Restrisiko blieb immer. Doch selbst wenn die Vermutungen des CIA-Direktors nicht zutrafen, war es hilfreich, den Wissenschaftlern über die Schulter zu sehen, ohne dass diese es merkten. Es war immer gut, frühzeitig in den Besitz von Wissen zu gelangen.
    Sie schaltete zurück nach Nanaimo und lauschte Johanson und Oliviera, die eben zu den Aufzügen gingen. Beide unterhielten sich über die Arbeitsbedingungen im Hochsicherheitstrakt. Oliviera bemerkte, dass man die Säuredusche ohne den schützenden Anzug als sauber gebleichtes Skelett verlassen würde, und Johanson machte einen Witz darüber. Sie lachten und fuhren nach oben.
    Warum sprach Johanson nicht mit irgendjemandem über seineTheorie? Fast hätte er es getan. Auf seinem Zimmer im Gespräch mit Weaver, gleich nach dem großen Meeting. Aber dann hatte er sich doch wieder nur in Andeutungen ergangen.
    Li führte eine Reihe von Telefonaten, sprach kurz mit Peak in New York und sah auf die Uhr. Zeit für Vanderbilts Report. Sie verließ ihre Suite und ging den Flur entlang zu einem gesicherten Raum am Südende des Chateaus. Er bildete ein Pendant des War Room im Weißen Haus und war ebenso wie der Konferenzraum vollkommen abhörsicher. Drinnen erwarteten sie Vanderbilt und zwei seiner Leute. Der CIA-Direktor war eben mit dem Helikopter aus Nanaimo zurückgekehrt und sah noch derangierter aus als sonst.
    »Können wir Washington zuschalten?«, schlug sie vor, ohne zu grüßen.
    »Könnten wir«, sagte Vanderbilt. »Aber es würde nichts bringen ...«
    »Machen Sie es nicht so spannend, Jack.«
    »... sofern Sie beabsichtigen, den Präsidenten auf Leitung zu legen. Der Präsident ist nicht mehr in Washington.«
     
     
    Nanaimo, Vancouver Island
    Oliviera lief Fenwick und Anawak in der Vorhalle über den Weg, als sie mit Johanson den Fahrstuhl verließ.
    »Wo kommt ihr denn her?«, fragte sie erstaunt.
    »Wir waren spazieren.« Anawak zwinkerte ihr zu. »Hattet ihr noch Spaß im Labor?«
    »Idiot.« Oliviera verzog das Gesicht. »Sieht so aus, als wären die Probleme Europas zu uns rübergeschwappt. Die Gallerte in den Krabben ist tatsächlich unser alter Bekannter. Außerdem hat Roche einen Erreger isoliert, den die Krabben in sich trugen.«
    »Pfiesteria?« fragte Anawak.
    »So ähnlich«, sagte Johanson. »Sozusagen die Mutation der Mutation. Die neue Art ist unendlich viel toxischer als die europäische.«
    »Wir mussten ein paar Mäuse opfern«, sagte Oliviera. »Wir haben sie zusammen mit einer toten Krabbe eingesperrt, und alle waren binnen weniger Minuten tot.«
    Fenwick trat unwillkürlich einen Schritt zurück.
    »Ist dieses Gift eigentlich ansteckend?«
    »Nein, du darfst mich knutschen. Es wird nicht von Mensch zu Mensch übertragen. Wir haben es nicht mit Viren zu tun, sondern miteiner bakteriologischen Invasion. Aber es gelangt außer Kontrolle,

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