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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Statoil-Zentrale in Stavanger angereist, ein vierschrötiger Bursche mit roten Haaren und hellen, freundlichen Augen. Er fungierte als Repräsentant des Management Boards und gehörte dem Exekutivkomitee an.
    »Finn Skaugen«, dröhnte er beim Händedruck.
    Der dritte Mann, ein ernst dreinblickender Glatzkopf mit scharfen Falten um die Mundwinkel, der als Einziger eine Krawatte trug, erwies sich als Lunds direkter Vorgesetzter. Er hieß Clifford Stone, stammte aus Schottland und war Projektleiter des neuen Explorationsvorhabens. Stone nickte Johanson kühl zu. Er schien nicht besonders erbaut zu sein von der Anwesenheit des Biologen, aber ebenso gut mochte diepersonifizierte Sorge Teil seiner naturgewollten Physiognomie sein. Nichts ließ vermuten, dass er jemals lächelte.
    Johanson ließ einige Artigkeiten hören, lehnte einen Kaffee ab und setzte sich. Hvistendahl zog einen Packen Papier zu sich heran.
    »Kommen wir gleich zur Sache. Die Situation ist Ihnen bekannt. Wir wissen nicht recht einzuschätzen, ob wir gerade im Schlamassel stecken oder überreagieren. Sie kennen vielleicht einige der Bestimmungen, mit denen sich die Ölförderung herumzuschlagen hat?«
    »Nordseekonferenz«, sagte Johanson aufs Geratewohl.
    Hvistendahl nickte.
    »Unter anderem. Wir sind einer ganzen Reihe von Einschränkungen unterworfen, Umweltgesetzgebung, technisch Machbares, aber natürlich gibt es auch eine öffentliche Meinung zu nicht reglementierten Punkten. Kurz gesagt nehmen wir Rücksicht auf alles und jeden. Greenpeace und diverse Organisationen sitzen uns im Nacken wie die Zecken, und das ist in Ordnung so. Wir kennen die Risiken einer Bohrung, wir wissen in etwa, was uns erwartet, wenn wir eine Förderung in Betracht ziehen, und wir kalkulieren ein entsprechendes Timing.«
    »Soll heißen, wir kommen selber ganz gut zurecht«, sagte Stone.
    »Im Allgemeinen«, ergänzte Hvistendahl. »Nun ja, nicht jedes Unterfangen gelangt zur Durchführung, und das hat dann Gründe, die Sie überall nachschlagen können. Die Sedimentbeschaffenheit ist instabil, wir laufen Gefahr, eine Gasblase anzubohren, bestimmte Konstruktionen eignen sich nicht hinsichtlich Wassertiefe und Strömungsverhalten, all das. Grundsätzlich wissen wir aber recht schnell, was geht und was nicht. Tina testet die Anlagen bei Marintek, wir entnehmen die üblichen Proben, schauen uns da unten um, es gibt eine Expertise, und dann wird gebaut.«
    Johanson lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander.
    »Aber diesmal ist der Wurm drin«, sagte er.
    Hvistendahl lächelte etwas verkrampft.
    »Sozusagen.«
    »Falls die Viecher irgendeine Rolle spielen«, sagte Stone. »Meines Erachtens spielen sie keine.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Weil Würmer nichts Neues sind. Man findet sie überall.«
    »Nicht solche.«
    »Wieso? Weil sie Hydrate anknabbern?« Er funkelte Johanson angriffslustig an. »Ja, aber Ihre Freunde aus Kiel sagen, da wäre nichts, weswegen wir uns Sorgen machen müssten. Richtig?«
    »Das haben sie so nicht gesagt. Sie sagten ...«
    »Dass die Würmer das Eis nicht destabilisieren können.«
    »Sie fressen es an.«
    »Aber sie können es nicht destabilisieren!«
    Skaugen räusperte sich. Es klang wie eine Eruption.
    »Ich denke, wir haben Dr. Johanson zu uns gebeten, weil wir seine Einschätzung hören wollen«, sagte er mit einem Seitenblick auf Stone. »Und nicht, um ihm mitzuteilen, was wir denken.«
    Stone kaute auf seiner Unterlippe und starrte die Tischplatte an.
    »Wenn ich Sigur richtig verstehe, liegen inzwischen weitere Ergebnisse vor«, sagte Lund und lächelte aufmunternd in die Runde.
    Johanson nickte.
    »Ich kann einen kurzen Abriss geben.«
    »Scheißviecher«, brummte Stone.
    »Möglicherweise. Geomar hat weitere sechs davon aufs Eis gesetzt, und alle haben sich kopfüber hineingebohrt. Zwei andere Exemplare wurden auf eine Sedimentschicht gesetzt, die kein Hydrat enthielt, und sie taten gar nichts. Sie fraßen nichts, und sie bohrten nicht. Weitere zwei setzte man auf Sediment, das zwar kein Hydrat enthielt, aber über einer Gasblase lag. Sie bohrten nicht, verhielten sich jedoch deutlich unruhiger.«
    »Was ist mit denen, die sich ins Eis gefressen haben?«
    »Sie sind tot.«
    »Und wie tief kamen sie?«
    »Bis auf einen haben sich alle zur Gasblase durchgeschlagen.« Johanson sah Stone an, der ihn unter zusammengezogenen Brauen musterte. »Aber das lässt nur bedingt Rückschlüsse auf ihr Verhalten in freier Natur

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