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Der schwarze Atem Gottes

Der schwarze Atem Gottes

Titel: Der schwarze Atem Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Siefener
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Succubus.
     
    Weiß er denn nicht, was das für ein Wesen ist?,
fragte sich Martin. Sollte er den Gaukler warnen?
     
    Maria kuschelte sich an ihn.
Maria …
     
    Die Frau rückte ein wenig von Federlin ab und verzog den Mund zu einer angewiderten Schnute.
     
    »So verschieden, wie du glaubst, sind wir gar nicht. Ich kann dir etwas geben, wozu der junge Mönch niemals in der Lage wäre.«
     
    »Das bezweifle ich nicht«, sagte die Frau und rückte noch weiter von dem Gaukler ab.
     
    Federlin hatte die Hand nach der Frau ausgestreckt, aber er gefror in seiner Bewegung. Dann zog er die Hand wieder zurück, lehnte sich gegen die Wand und schloss die Augen.
     
      Abraham Lurja kehrte zurück. Er zwängte sich wieder an dem Schrank vorbei und setzte sich mit einem tiefen Seufzer auf den Boden. »Es ist eine Katastrophe«, sagte er mutlos. »Die Christen haben tatsächlich die Judenstadt überfallen und töten jeden, dessen sie habhaft werden können. Und sie plündern die Häuser. Obwohl sie sich angeblich vor uns ekeln, haben sie nichts dagegen, unsere Frauen zu vergewaltigen und unsere Habe an sich zu bringen. Dieses Elend! Dieses Elend!« Er schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte.
     
    »Warum?«, fragte Martin hilflos. Auch er hatte gelernt, dass man die Juden hassen müsse, doch es war leichter gewesen, sie zu hassen, solange er sie nicht gekannt hatte.
     
    Dort vor ihm saß in sich zusammengesunken und heftig schluchzend ein Mensch und kein Jude. Ein Mann, dessen Leben wieder einmal zu nichts zerstob. Wie viele Verfolgungen mochte er in seinem Leben schon erlitten haben? »Warum?«
     
    Lurja schaute auf und sah ihn mit tränenfeuchten Augen an. »Es sollte eine Hexenverbrennung geben – heute Morgen auf dem Platz vor der Teynkirche. Aber ein Gaukler hat die Verbrennung verhindert. Schlimmer noch: Er hat Dämonen heraufbeschworen, die die Bevölkerung angegriffen haben.« Er rieb sich eine Träne weg und fuhr fort: »Einige sagen, die Schaulustigen hätten sich in ihrer Panik selbst zu Tode getrampelt; andere sagen, dass die von den Dämonen angegriffen und getötet wurden.«
     
    »Was hat das denn mit den Juden zu tun?«, fragte Martin nervös und zog Maria noch näher an sich heran. Er spürte ihren schnellen Herzschlag.
     
    »Nichts. Man gibt uns einfach die Schuld. Angeblich war der Gaukler ein Jude. Das ist ein wunderbarer Vorwand, um wieder einmal im Ghetto wüten zu können.«
     
    Martin warf Federlin einen entsetzten Blick zu. Der Gaukler sah sehr unglücklich, aber nicht überrascht aus. Hatte er so etwas erwartet? Und dennoch hatte er seinen Plan durchgeführt!
Auf dein eigenes Drängen hin, mein mönchischer Freund!,
keifte eine Stimme in Martin.
Du trägst Mitschuld an diesem Grauen! Wenn du nicht darauf bestanden hättest, dass Maria gerettet werden muss …
     
    Aber sie wäre gestorben!,
verteidigte sich Martin stumm.
     
    Und nun sterben Unzählige!,
klagte ihn die Stimme an.
Was wiegt wohl schwerer?
     
    Aber ich konnte doch nicht wissen, dass es so enden würde!
     
    Das sagen die Täter immer!
     
    Ich bin daran nicht schuld!
     
    Auch das sagen sie immer.
     
    Wer bist du? Wessen Stimme ist das?
Martin spürte die fremde Gegenwart in seinem Kopf.
     
    Wir sind uns schon mehrfach begegnet. Immer widersprichst du mir, immer bist du mein Gegner. Aber es gibt für dich kein Entkommen.
     
    Dann schwieg die Stimme.
     
    »Wie lange müssen wir noch hierbleiben?«, fragte Federlin den Rabbi. »Wie ist die Lage draußen?«
     
    »Sie hat sich um den Zigeunerplatz ein wenig beruhigt. Es heißt, dass die Verfolgungen jetzt weiter im Süden wüten, in der Karpfengasse und am Niklasplatz. Rischuth. Der Hass. Es ist der Hass. Er erschafft Teufel.« Der Rabbi stöhnte auf.
     
    »Warum sollten wir hinausgehen?«, fragte der Graf. »Es ist doch sinnlos, solange wir nicht wissen, wo wir Auerbach finden können.«
     
    »Vielleicht werdet Ihr es bald wissen«, meinte der Rabbi darauf. Inzwischen hatte er sich wieder gefangen. In seinem Bart hingen noch einige glitzernde Tränentropfen.
     
    »Was soll das heißen?«, raunzte ihn der Graf an und sprang auf. »Sag, was du weißt!«
     
    Federlin war ebenfalls aufgesprungen und hatte sich vor den Grafen gestellt. »Nicht in diesem Ton!« Martin bemerkte, dass der Gaukler die Fäuste geballt hatte. Und tatsächlich trat der Graf einen Schritt zurück. An den Rabbi gewandt sagte Federlin: »Es wird dir nichts geschehen; dafür bürge ich. Weißt du

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