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Der schwarze Atem Gottes

Der schwarze Atem Gottes

Titel: Der schwarze Atem Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Siefener
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ihnen verbrannt. Und aus diesen schwarzen Augen stieg der seltsame Dunst auf.
     
    »Wir sind zu spät gekommen«, sagte Federlin.
     
    »Ist er … tot?«, fragte Martin stockend.
     
    Federlin nickte.
     
    »Woran … ist er gestorben?«, fragte Martin leise.
     
    »Er hat seinem Bruder in die Augen gesehen«, sagte Graf Albert. »Wir waren auf dem richtigen Weg, aber wir sind zu spät gekommen.«
     
    Sie ließen die grässliche Leiche auf dem Boden liegen und stiegen wieder hinab. Als sie bei der Frau des Toten angekommen waren, fragte Federlin sie: »Habt Ihr gesehen, wer das getan hat?«
     
    Sie schüttelte den Kopf.
     
    »Versiegelt den Raum und nähert Euch ihm nicht«, riet Federlin ihr. Sie hielt sich am Türrahmen fest. »Habt Ihr eine Ahnung, wo sich Euer Schwager aufhalten könnte?«
     
    Erneut schüttelte sie den Kopf. »Er hat es mir nicht gesagt. Ich hätte es wegen seiner Maske auch gar nicht verstehen können.«
     
    Federlin nickte mitfühlend und trat wieder nach draußen. Der Graf und Martin folgten ihm. Der Succubus stand noch immer unbeweglich an derselben Stelle. Doch Maria und Hilarius waren verschwunden.
     
    Martin schaute sich verängstigt um. »Maria!«, rief er. »Maria!« Von der Schwarzen Gasse her kamen nun die marodierenden, blutgierigen Banden herauf und trieben die Juden vor sich her. Ab und an spießten sie einen auf. Der Himmel war zu einem versonnenen Gedanken an die Nacht geworden. »Maria!«
     
    Eine leise Stimme antwortete: »Hier!«
     
    Sie kam aus einer Seitengasse, die kaum mehr als ein enger Zwischenraum zwischen zwei Häusern war. Martin hastete dorthin. Auf dem Pflaster lag Hilarius, der nach Luft schnappte. Maria hatte sich über ihn gebeugt und versuchte, ihn bei Bewusstsein zu halten. Der Pater keuchte einige Worte hervor, die Martin nicht verstand. Da wurde er von Federlin beiseitegedrängt. Er half dem Pater, eine sitzende Position einzunehmen, und fächelte ihm mit seiner Mütze frische Luft zu.
     
    »Wir müssen von hier verschwinden«, drängte Martin. Das Gegröle kam immer näher, begleitet von klatschenden Schlägen und schrecklichen Schreien.
     
    Federlin zog Hilarius auf die Beine, doch der Mönch konnte nicht aus eigener Kraft stehen oder gehen. Seine Augen waren blutunterlaufen; sie erinnerten Martin an die schwarzen Augen Benjamin Auerbachs dort oben in der Dachkammer. War er blind geworden? Er tastete nach Federlin und krallte sich in dessen Arm fest. Wieder murmelte er etwas. Jetzt verstand Martin ihn. Es waren Zitate aus der Apokalypse des Johannes: »Und es wurde ihm gegeben, Krieg zu führen mit den Heiligen und sie zu besiegen, und es wurde ihm Macht gegeben über jeden Stamm und jedes Volk, jede Zunge und jede Nation … Und ich sah ein anderes Zeichen am Himmel, groß und wunderbar … Sie ist gefallen, sie ist gefallen, Babylon die Große; sie wurde zur Behausung für Dämonen, zum Schlupfwinkel für jeglichen unreinen Geist …« Er murmelte unablässig weiter.
     
    Federlin versuchte, ihn mit sich zu ziehen, doch als sie an die Einmündung in die Breite Gasse kamen, sahen sie, dass dort bereits die aufgebrachte Menge wütete. Daraufhin zogen sie sich tiefer in die Gasse zurück. Plötzlich aber blieb der Graf stehen. In seine Begleiterin, die sich inzwischen wieder zu ihm gesellt hatte, schien das Leben zurückgekehrt zu sein, doch sie sagte noch immer kein Wort.
     
    Sie war wie eine unbeteiligte Zuschauerin, der das, was sie sah, allerdings durchaus gefiel.
     
    »Was ist los?«, fragte Federlin scharf. Er schien den Pater kaum mehr stützen zu können und sah sehr erschöpft aus.
     
    »Da stimmt etwas nicht«, sagte der Graf nachdenklich und kratzte sich an Bart. »Zum einen hat Benjamins Frau gesagt, sie wisse nicht, wie ihr Mann umgekommen sei, zum anderen aber hat sie zugegeben, dass ihr Schwager im Haus war. Soll er nicht eine Maske getragen haben? Die Frau hat uns belogen!« Und schon lief der Graf aus dem schmalen Weg heraus und verschwand in dem Tumult auf der Quergasse. Federlin sah zuerst Hilarius und dann Martin beunruhigt an. »Er darf nicht allein mit der Frau reden! Martin, folge ihm!«
     
    Martin gefiel weder die Vorstellung, dort hinaus in das dämonische Brodeln zu laufen, noch Maria hier alleinzulassen. Aber Federlins Befehl duldete keinen Widerspruch. Also setzte er dem Grafen hinterher.
     
    Als Martin die Breite Gasse erreicht hatte, war der Graf bereits nirgendwo mehr zu sehen. Es war, als habe die aufgebrachte

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