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Der schwarze Ballon

Der schwarze Ballon

Titel: Der schwarze Ballon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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Kosmetiksalonbesitzerin (die verdienen mehr, als man glaubt) und ein Doktor in einem Zwei-Etagen-Apartment in einem der Vorkriegs-Backsteinhäuser von Park Slope? Warum nicht auf der Upper East Side? Die Frage, die Shlomo ständig stellt. Aber Santina will um keinen Preis aus Brooklyn raus. Sie ist dort aufgewachsen. Sie fühlt sich dort sicherer. Sagt jedenfalls Shlomo.
    Ich sagte: »Ich glaube, Alex hat eine Freundin.«
    »Und?«
    »Ich kenne sie nicht.«
    »Kümmere dich nicht um andere Frauen. Am Ende machst du nur dir selbst Konkurrenz.« Santi tätschelte mir den Kopf, als sie fertig war. »Alles in Ordnung«.
    »Danke, Santi.« Ich schaute ganz schockiert in den Spiegel. Ich sah super aus. Ich sagte: »Du bist eine Zauberkünstlerin.«
    »Genug der Schmeicheleien. Wie läuft das Geschäft?«
    »Weißt du, Santina, jetzt wo Belle tot ist, könnte ich Probleme kriegen, die nächste Miete zusammenzubekommen. Glaubst du, du und Shlomo, ihr könntet...«
    »Vergiß es. Von mir kriegst du nicht einen Dime für dieses scheußliche Loch.«
    »Komm’, raus mit der Sprache«, sagte ich lächelnd. »Sag’ mir, was du wirklich denkst.«
    »Das ist sowieso nichts für dich, dieses Schnüffel-Business«, sagte sie. »Du bist dafür zu weich.«
    Sie plusterte ihre Haare noch höher auf. »Kann ich eine Zigarette haben?« Wenn Santi sich besonders verwegen fühlt, schnorrt sie eine Zigarette von mir. Es ist ihre Art zu rebellieren. Ich gab ihr eine. »Weißt du, Wanda, auch wenn du im Moment vielleicht nicht in Gefahr bist, ich habe trotzdem jedes Wort genau so gemeint, wie ich es gesagt habe. Ich wünschte, du würdest mit diesem Verbrechensbekämpfungstick aufhören. Oder wenigstens Jura studieren und Anwältin werden. Wie kann dieser Job dich geistig befriedigen? Ich fand’s besser, als du Reporterin warst. Gott sei Dank, daß du kein Geld mehr hast. Und komm bloß nicht zu mir und Shlomo, um dir was zu pumpen. Von mir kriegst du keinen roten Cent, um diesen Laden wieder in Schwung zu bringen.« Sie paffte an ihrer Zigarette. »Von dieser Qualmerei wird mir immer ganz schwindelig.«
    Plötzlich fiel mir Skip ein. Skip Giddy. Ein Ex-Lover und Redakteur beim Shinola. Ich hatte ihn auf einer Party beim Midnight kennengelernt. Skip und Belle tauschten die Namen von Autoren aus. Ich schrieb selbst ein paar Kurzkrimis für ihn, als ich noch Reporterin war. Und ich verbrachte ein paar Nächte mit ihm. Ich hatte seit einem halben Jahr nicht mehr mit ihm gesprochen. Das könnte es sein, dachte ich; vielleicht konnte ich einen Auftrag von ihm kriegen. Ich konnte eine Art Nachruf-Krimi über Belle schreiben. 5000 Wörter? Das bedeutet $ 5000. Dreißig Prozent Vorschuß — das wären $ 1700. Genug, um mich am Leben zu halten. Und ich mußte die Agentur retten, dachte ich schuldbewußt, auch wenn es bedeutete, dabei über Belles Leiche zu gehen. Ich nahm den Hörer und wählte im Staccato. Skip war nicht da, also hinterließ ich eine Nachricht. Santi saß fröhlich qualmend auf meinem Schreibtisch. Ich ging zu ihr und gab ihr einen Kuß auf die Backe.
    »Mir ist gerade die rettende Idee gekommen«, sagte ich.
    »Um was zu retten?« fragte sie.
    »Do It Right.«
    »Ehrlich?«
    »Ehrlich.«
    »Scheiße«, sagte sie.

    Skip rief eine Stunde später zurück. Santi hatte noch einen weiteren Ausbruch, bevor ich sie wegschickte. Sie versprach mir, Shlomo nicht mit ihrer Paranoia fertigzumachen. Skip und ich verabredeten uns auf einen Drink nach Feierabend bei Fanelli’s in SoFIo. Ich arbeitete nicht; ich legte Patiencen. Nun ja, zumindest las ich mir noch einmal alles durch, was ich über Johann rausgefunden hatte, und fragte mich, ob es wert war, sich dafür schikanieren zu lassen. Ich überlegte, was ich Skip beim Dinner sagen sollte, und was ich anziehen würde, wenn ich meinen Kleiderschrank in der Nähe hätte. Ich trank ein paar Amaretto aus der Klientenflasche.
    Skip und ich hatten vor einem Jahr drei Nächte hintereinander zusammen verbracht. Es war eine glühende kleine Affäre, die auf die übliche Weise endete. Ich verliebte mich in ihn; er ließ mich fallen. Eine Zeitlang rief ich ihn während jeder größeren Sportübertragung im Fernsehen an und hielt ihn mindestens zwanzig Minuten lang am Telefon. Ausgezeichnete Rache. Irgendwann nutzte sich das ab, und ich hörte mit den Anrufen auf. Er hatte mich in der ganzen Zeit nicht ein einziges Mal angerufen. Ich dachte trotzdem noch immer manchmal an ihn. Ich las seine Stories im

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