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Der schwarze Ballon

Der schwarze Ballon

Titel: Der schwarze Ballon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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Shinola. Ich hatte feuchte Träume über ihn. Vor allem, wenn ich daran dachte, wie er mit der flachen Hand auf meine Schenkel drückte. Das hatte so was sanft Drängendes. Das ist das, an was ich mich von ihm am besten erinnere.
    Skip Giddy war Coney Island, Great Adventure und der Bronx-Zoo auf einmal. Er kannte sich mit dem Körper einer Frau aus, wie ein Metzger sich mit Fleisch auskennt. Ich fuhr total auf ihn ab und prallte brutal auf. So wie weiche Honigmelonen, die man von einem zwanzigstöckigen Hochhaus herunterschmeißt. Ich fand, er hatte brillanten Witz, charmantes Auftreten, ein superbes Vorderhirn und eleganten Geschmack. Das alles änderte sich. Um fair zu sein, er ist kein schlechter Kerl. Er hatte es bloß mit der Angst zu tun. Hätte ich auch gehabt, wenn ich er wäre.
    Am Morgen nach unserer letzten Nacht weckte ich ihn und sagte: »Skip — ich will, daß du weißt, daß du mir wirklich was bedeutest.«
    Er sagte: »Du mir auch.«
    »Ich will dich heiraten und Kinder mit dir haben.«
    »Wie bitte?«
    »Jede Menge Kinder. Wo meinst du, sollen wir sie aufs College schicken?«
    Das war dann so ziemlich das Ende der Vorstellung. Inzwischen bin ich, glaube ich, über ihn weg.
    Der Indian Summer lag wie eine Decke über der Stadt. Der Abend war warm. Ich beschloß, zu Fuß zu Fanelli’s zu gehen. New York in der Rush-hour macht mich an. Hunderte von Autos, die im Verkehr stecken und mit ihren Hupen rumtröten. Nutten, die gähnend in Coffee Shops hängen und ihren Körper mit Koffein für den bevorstehenden Arbeitseinsatz in Schwung bringen. Der Duft von in Honig gerösteten Pralinen für einen Dollar die Tüte erfüllt die Hälfte des Blocks. Gekochte Hot dogs verstänkern die andere Hälfte. Die Obdachlosen, die um Kleingeld betteln, und die Hütchenspieler scheinen sich um 6 Uhr auf dem Times Square zu vervielfältigen. Es ist ihre Brot-und-Butter-Stunde. Büroangestellte hasten zu Subway-Eingängen, sehen zum Kotzen aus und hassen die Welt. Die Stadt brodelt von der Erregung von Menschen, die nach irgendeinem anderen Leben gieren.
    Ich ließ mich in den Rhythmus der Straße fallen — kein Geist, ganz Körper — nach links ausweichend, nach rechts ausweichend, Augenkontakt begrüßend, jedem trotzend, der meine Schulter streifte. Die Midtown brachte mein Blut in Wallung. Die Hysterie legte sich, als ich mich der Downtown näherte. Die Leute gingen langsamer und sagten »Entschuldigung« auf der Straße. Mein Kreislauf wurde auch langsamer, und ich begann wieder zu denken.
    Als ich Fanelli’s erreichte, spürte ich die halbe Flasche Amaretto, die ich im Büro getrunken hatte. Es ist irgendwie peinlich, sich mit dem süßen Zeug einen anzusaufen. Skip trank ein Guinness, als ich reinkam. Er saß allein an einem Tisch. Er sah mich nicht. Der Laden war gerammelt voll. Die gewöhnlichen Ungewöhnlichen drängten sich an der Theke. Ich brauchte eine Sekunde, um zu Atem zu kommen — vom Fußmarsch und vom Anblick Skips, der auf mich wartete. Die Beleuchtung war sepia, wie antike Fotos. Es war keine Musik zu hören, nur Lärm. Der Abend schien hier noch wärmer, oder war es das hautnahe Geschiebe an der Theke? Ich tänzelte zu ihm und sagte: »Warm oder kalt?«
    Er erwiderte: »Du weißt doch, ich trink’ es warm. Du siehst stark aus, Wanda. Nimm Platz.« Er lächelte. Er berührte meinen Rücken, als ich mich setzte.
    Ich sagte: »Danke.« Ich gab mich cool. Ich wollte schließlich einen Job. Aber mich rational bei jemandem zu verhalten, mit dem ich ins Bett will, fällt mir gewöhnlich schwer. Er trug eine schwarze Sportjacke, ein Shinola-T-Shirt und eine grüne Armyhose. Er ist ungefähr 1,90, hat braune Haare und überwältigende grüne Augen. Ihm gehen so ein bißchen die Haare aus, aber Geheimratsecken stehen ihm gut. Er hat was angenehm Jungenhaftes. Socken zieht er nur an, wenn sie Löcher haben. Er hat einen Knochenbau wie ein Halbwüchsiger, aber ein bißchen runder, weicher. Bei Wind kriegt er rote Flecken auf der Haut. Aber seine Hände sind es, die mich schmelzen lassen. Sie sind lang, immer gebräunt, und dünn — die Art von Händen, die eine Frau sich gern auf ihren Brüsten und auf dem ganzen Körper vorstellt. Diese Hände waren auf mir. Auf meinem Knie, genauer gesagt. Die Haare unter meiner Jeans sträubten sich. Ich wünschte, ich hätte mich rasiert.
    Ich orderte einen Margarita. Er sagte: »Erzähl mir von dieser Geschichte. Klingt, als wär’ es genau das Richtige für

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