Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der schwarze Ballon

Der schwarze Ballon

Titel: Der schwarze Ballon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
Vom Netzwerk:
all die leeren Hocker rings um die Bar.
    »Ihr seht aus, als wärt ihr ein nettes Pärchen«, erwiderte ich.
    »Auf der Pirsch?« fragte Martha.
    Was für ein antiquierter Ausdruck, dachte ich. Ich spielte mit und sagte: »Wann immer ich kann.«
    Johann wand sich auf seinem Hocker. Dies war nicht die Richtung, von der ich gehofft hatte, daß diese Unterhaltung sie nehmen würde. Johann, meine Zielscheibe, sprach kaum. Ich dachte mir, daß ich die beiden abhängen könnte, sobald wir wieder draußen wären.
    Sie sagte: »Wie wär’s, wenn wir es sofort machen würden?« Dann, eine Spur lauter: »Gleich hier.« Grünes Licht: Flucht auf die Toilette unmittelbar bevorstehend. Johann guckte erschrocken. Er sah Martha beschwörend an. Ich beschloß, hier abzuhauen, bevor die Sache völlig merkwürdig wurde. Ich machte einen allerletzten Versuch. »Warum gehen wir nicht raus, ein paar Requisiten besorgen?« sagte ich fröhlich.
    Martha sagte: »Nein. Jetzt sofort.«
    Johann schnitt eine Grimasse. »Martha, das ist doch albern«, murmelte er. Martha wischte seine Bemerkung weg. Er flüsterte ihr zu: »Ich liebe dich.« Er tat mir fast leid. Sie murmelte ihm eine Ermutigung zu. »Okay. Ich mach’s«, fügte sich Johann. »Aber mach’s so, daß es nicht wehtut.«
    Ich entschied, daß es Zeit war zu gehen. Ich sprang auf, aber Martha packte meine Hand und drückte sie auf Johanns Hose, unterhalb der Gürtellinie. Nichts zu fühlen; oder besser, kein fühlbares Interesse. Ich zog die Hand weg. Sie legte ihre Hand auf meine und drückte sie wieder auf Johanns Pimmel. Sie war kräftiger, als sie aussah. Sie küßte ihn erneut auf die Lippen. Gegen seinen Willen erwiderte er den Kuß. Sie preßte sich gegen ihn und küßte ihn noch leidenschaftlicher. Ich schaute zu, als wäre es nicht meine Hand, die auf seinem Schwanz lag. Ich spürte, wie sein Ding immer härter wurde. Martha schien auch ziemlich heiß zu werden. Wider meinen Willen war ich fasziniert. Ich kriegte das Ganze irgendwie nicht zusammen. Brauchte sie jemand anderen dabei, um Lust auf Sex zu kriegen? Sollte das irgendein Experiment werden? Wer war sie überhaupt? Ihre Kleider sahen nach Kohle aus, und ihr Gesicht war offen. Und doch war sie hier mit Johann in der Orchid Lounge. Konnten sie sich vielleicht nur in Läden wie diesem treffen, weil sie Angst hatten, erkannt zu werden? Martha schob meine Hand weg. Sie hielt meinen Mittelfinger fest, während sie Johanns Hose aufmachte. Johann guckte gequält. Das Gesicht von jemandem, dem Daumenschrauben angelegt werden, oder von jemandem, der ganz dringend einen Orgasmus nötig hat.
    Als Martha es endlich geschafft hatte, den Reißverschluß ganz aufzuziehen, sprang sein Schwanz heraus wie von einer Feder geschnellt. Martha legte meine Hand um ihn und bedeckte sie mit ihrer. Unsere Hände massierten Johanns Docht. Ich schaute zu Luigi rüber. Er sah, was ablief, und prostete mir zu. Ich kam mir schmierig vor. Andere guckten auch zu und rieben sich einen unter dem Tisch. Ich fühlte mich noch schmieriger. Nacktärschige Kellnerinnen flitzten hinter uns mit ihren vollbeladenen Tabletts vorbei, zu abgehetzt und abgestumpft, um sich den Hals zu verdrehen. Plötzlich fiel Martha auf die Knie und begann, Johann einen zu blasen. Johann stöhnte und legte die Hände auf ihren Kopf. Ich begann von der Bar zurückzuweichen. Wir guckten uns an; wieder hatte er diesen Schmerz/Lust-Ausdruck in den Augen. Als er kam, schloß er die Augen und öffnete den Mund; sein blondes Haar flutete zurück wie Seide. Irgend jemand an der Bar applaudierte. Martha stand auf und schaute sich suchend nach mir um. Ich war mittlerweile an der Tür. Als ich draußen war, winkte ich mir ein Taxi und fuhr nach Hause nach Brooklyn. Ich hatte genug erlebt für diesen Abend. Ich fragte mich, ob Alex ebensoviel Spaß hatte.

    Ich kriegte nicht viel Schlaf in jener Nacht. Ich rief Alex ein halbes dutzendmal an, aber er ging nicht dran. War wahrscheinlich bei seiner Freundin. Skip rief an . und fragte, ob er mich zu der Testamentsverlesung begleiten könnte. Ich erzählte ihm, ich ginge schon mit Alex. Als ich ihn um acht Uhr morgens noch immer nicht erreicht hatte, zog ich mich an, um mich allein auf den Weg zu machen. Ich ging klassisch — blau-schwarz gemusterter Rock von Anne Taylor, schwarze Bluse und meine neuen Ecco-Schuhe. Ich rasierte mir sogar die Beine.
    Barrister, Gladman & Blonder hatten ein ganzes Haus auf der 57. Straße West. Gladmans Büro

Weitere Kostenlose Bücher