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Der schwarze Ballon

Der schwarze Ballon

Titel: Der schwarze Ballon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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schnell, sich eine bissige Schlagfertigkeit zu eigen zu machen und das Mitgefühl für seine Kollegen und für die Leute, die die Nachrichten machen, aufzugeben. Wenn ihr nicht bereit seid, eure natürliche Weichheit und Nettigkeit abzulegen, dann vergeßt eure Träume jetzt sofort. Bevor ihr euch zum Narren macht.
    Meine Lieblingsmonate sind schon immer der Juni und der Oktober gewesen. Der Juni, weil er den Sommer ankündigt — meine Lieblingsjahreszeit. Hitze törnt mich an. Der Herbst ist die literarischste Jahreszeit. Lest mal die Romanschriftstellerinnen aus dem neunzehnten Jahrhundert; ihre Geschichten spielen alle im Herbst.
    Was ich von der feministischen Bewegung halte? Vergebt mir, aber das ist eine Frage, die geradezu lächerlich passé ist. Beim Midnight wissen wir, daß wir Frauen sind, und wir wissen, was wir zu erwarten haben. Vielleicht wissen wir, daß wir nicht das Beste erwarten dürfen. Das hält uns frisch und wachsam. Wir sehen, wer versucht, uns zu treten. Man kann nur vorne bleiben, wenn man weiß, was hinter einem ist.«
    Meine einzige Chance, sie allein zu sprechen, kam, als sie schließlich nach zahllosen Bieren auf die Toilette mußte. (Seltsam — unsere erste Begegnung fand auf einem Klo statt, und unsere letzte auch.) Ich quatschte sie schamlos voll, während sie sich die Hände wusch. Ich erzählte ihr siebenunddreißig Mal, wie toll ich sie fände und daß ich genauso sein wollte wie sie. Sie lächelte nachsichtig und gab mir ihre Karte. Sie sagte mir, ich sollte sie anrufen, wenn ich mal nach New York käme.
    Meine Eltern wohnten zu der Zeit in Short Hills, New Jersey — ein reicher Vorort dreißig Minuten außerhalb der Stadt. Gleich am ersten Werktag, nachdem ich aus Dartmouth zurückkam, rief ich Belle an. Sie erinnerte sich nicht an mich. Ich erinnerte sie daran, wer ich war. Sie sagte, ich sollte sie im Midnight besuchen kommen, was ich noch am gleichen Nachmittag machte. Sie bot mir sofort einen Job als ihre Assistentin an, etwas, das, wie ich später erfuhr, bis zu dem Tag noch nie vorgekommen war. Eine Woche später zog ich von Short Hills nach Brooklyn. Den Rest kennt ihr. So grün wie damals bin ich heute nicht mehr.

    Zurück vom Midnight, fanden Alex und ich die Tür von Do It Right offenstehend vor. Ich war zu sehr in Gedanken, um mir was dabei zu denken. Ich dachte an zwei Hände um Belles Hals. Sie mußte fürchterliche Angst gehabt haben. Nach Atem röchelnd, um ihr Leben kämpfend, von Todesangst gepackt. Ich schauderte. Mich packte wieder eine große Trauer, als wir in das Büro gingen. Ich vermißte sie, hatte jedoch keine Chance, über sie nachzudenken. Drinnen warteten meine beiden Lieblingsbullen — Dick O’Flanahey und Bucky. Dick saß hinter meinem Schreibtisch und schob sich einen Twinkie unter den Schnäuzer. Bucky lehnte am Aktenschrank und stocherte mit einer Büroklammer zwischen seinen Mahlzähnen herum. Die Akte über Johann lag ausgebreitet auf meinem Schreibtisch, übersät mit Twinkiekrümeln. Ich schlenderte hinüber, schnippte die Krümel von der Akte und schnappte sie mir. Ich hielt sie fest an meine Brust gepreßt. (Ich hatte vergessen, sie zu verstecken. Ich kann manchmal ganz schön blöd sein.)
    Dick sagte: »Du kannst sie behalten, Zuckerpuppe. Wir haben alles gelesen.«
    Bucky sagte feierlich: »Beweismittel in einer Mordermittlung zurückzuhalten ist eine schwere Straftat.«
    Dick sagte. »Wenn wir wollen, können wir dich jetzt mitnehmen und einbuchten, Süße. Aber wir können dir das auch ersparen. Wenn du mit uns zusammenarbeitest, alle unsere Fragen beantwortest und uns über deine Ermittlungen auf dem laufenden hältst, werden wir dich nicht wegschließen. Du kannst das von mir aus eine Drohung nennen, das ist mir scheißegal. Ich will die Namen von allen Leuten, mit denen du heute gesprochen hast, und alles, was du von Johann Pesto weißt und nicht in deiner Akte stehen hast.«
    Ich sagte: »Ich hab’ nichts.«
    Bucky klappte seinen Höhlenmund auf, um etwas zu sagen, aber Dick hob die Hand und brachte ihn zum Verstummen. Er sagte: »Ich darf dich daran erinnern, wer in diesem Raum Recht und Gesetz vertritt. Detective Squirely und ich. Sonst keiner. Wir sind die Polizisten. Du bist eine Privatbürgerin. Wir verbringen unseren Tag damit, Leute wie euch zu beschützen. Und wie kriegen wir das gedankt? Wir werden von Zehnjährigen als Schweine beschimpft. Man schießt auf uns. Wir kriegen nie unsere Familie zu Gesicht, wenn wir

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