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Der schwarze Ballon

Der schwarze Ballon

Titel: Der schwarze Ballon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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überhaupt je Zeit haben, eine zu haben. Wir schlafen nie. Wir ernähren uns von Doughnuts und Twinkies und trinken so viel Kaffee, daß wir alle Magengeschwüre haben. Wir werden von Ballspielen, vom Fernsehen und vom Bumsen weggerufen. Aber das alles macht uns nichts aus. Und weißt du, warum? Weil etwas in uns ist, das diese Stadt schützen will vor Männern, die Spaß daran haben, die Hände um Frauenhälse zu legen und ihnen den Saft abzudrehen. Also tu dir keinen Zwang an und haß mich, wenn du Lust hast. Aber wir haben einen Job zu erledigen. Auch wenn wir keine halbe Million als Anreiz haben, ist es trotzdem unsere Pflicht, diesen Mord aufzuklären. Ganz zu schweigen davon, wie bescheuert die Polizei aussehen würde, wenn du dein Tütchen mit der Beatrice-Kohle nach Hause tragen würdest, und wir mit leeren Händen daständen.« Dick hielt inne. Er holte tief Luft. Er sagte: »Also, Süße. Alle Personen, die was mit Mr. Pesto zu tun haben, sind in diesen Fall verwickelt. Das bedeutet, auch du, Privatbürgerin Wanda Mallory. Und nachdem wir das jetzt geklärt haben, will ich von dir eine präzise Schilderung von allem, was Johann von dem Tag an gemacht hat, als er Belle kennengelernt hat. Dein Gekrakel da drin gibt nichts her.« Er zeigte auf die Akte in meinen Armen.
    Wenn das ein Versuch sein sollte, bei mir Mitleid mit ihm zu erzeugen, dann funktionierte er nicht. Ich sagte: »Ich erinnere mich nicht.«
    Bucky sagte: »Es ist dein Job, dich zu erinnern.«
    Dick knurrte: »Halt dich da raus. Ich mach’ das.«
    Ich sagte: »Hören Sie, meine Herren. Ich bin im Moment nicht in der Verfassung für solche Späße. Jemand, der mir sehr nahe gestanden hat, ist gerade gestorben. Paßt auf, daß ihr beim Rausgehen nicht die Tür in die Hacken kriegt.«
    »Wir gehen nirgendwo hin, bevor du uns nicht alles über Johann erzählt hast — und von Herb Stoltz, wenn wir schon mal dabei sind.«
    Ich verlor langsam die Geduld. »Herb? Erzählt mir jetzt bloß nicht, er ist auch verdächtig.«
    Dick sagte: »Du kennst ihn vielleicht nicht so gut, wie du meinst.«
    Ich sagte: »Schluß jetzt mit dem Gequatsche. Haut jetzt endlich ab, oder...«
    Dick sagte: »Oder was, Süße? Haut er uns zu Mus?« Er zeigte auf Alex, der nicht sehr erbaut schien. Dick lachte. Die Reste von dem Twinkie klebten zwischen seinen Zähnen. Bucky ging zu Alex und fühlte mit Daumen und Zeigefinger an seinem Bizeps. Alex ballte die Fäuste.
    »Aber wer wird denn gleich nervös werden«, sagte Bucky neckisch.
    Dick sagte: »Mach’ dir keine Sorgen wegen dieser Bohnenstange. Mit den Fäusten könnte der kein Loch in die Wand hauen.« Alex guckte mich an. Er verlor langsam seine gute Laune. Dick sagte: »Du brauchst sie gar nicht so hilfesuchend anzusehen. Die einzige Hilfe, die sie kriegen kann, ist die Modepolizei.« Mit dem Spruch war er einen Tick zu weit gegangen.
    Dicky erhob sich von meinem Stuhl. Er sagte: »Letzte Chance, Schätzchen. Erzähl’ mir alles, was du über Johann weißt. Jetzt.« Ich sagte nichts.
    Er sagte: »Ich sehe, du respektierst keine Autoritäten, Süße. So was kann fies enden.« Er machte einen Schritt auf mich zu.
    Alex sagte: »Noch einen Schritt, und ich verspreche Ihnen, daß Sie es bereuen.« Alex nahm meinen (leeren) Stehaschenbecher und hielt ihn drohend hoch. Bucky verdrehte die Augen ob der Dramatik der Situation. Ich ließ mich für einen kurzen Moment in der Spannung schwelgen, die im Raum lag.
    Mein Telefon klingelte. Ich ließ es klingeln. Der Anrufbeantworter würde sich darum kümmern. Ich wollte das nachmittägliche Entertainment nicht sprengen. Eine Frauenstimme kam aus dem Lautsprecher am Apparat: »Wanda Mallory. Wir haben uns gestern abend kennengelernt. Ich habe Grund, um mein Leben zu fürchten, und ich brauche Ihre Hilfe. Sie wissen, wo Sie mich finden können. Ich denke, wir können einen Deal vereinbaren.« Dann legte sie auf. Dick und Bucky hatten alles mitgehört. Dick zwirbelte einen Moment lang schweigend seinen Schnurrbart, dann stürzte er blitzartig zu meinem Schreibtisch, um sich das Band unter den Nagel zu reißen. Alex steckte ihm den Aschenbecher zwischen die Speichen. Er fiel auf den orangenen Teppich.
    Ich schnappte mir das Band und schmiß es aus dem Fenster. Bucky rannte aus dem Büro, um es von der Straße aufzulesen, und Dick hievte hastig seinen Riesenhintern vom Boden und stürzte hinter ihm her. Ich hängte mich aus dem Fenster und sah, wie ein Obdachloser das Band

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