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Der schwarze Ballon

Der schwarze Ballon

Titel: Der schwarze Ballon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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schwarzer Partyluftballon mit Helium drin. Der Absender hatte mit Filzstift die Worte >Pieks mich< daraufgeschrieben. Das sahen wir, als er hochschwebte. Belle schaute in die Schachtel, ob eine Karte drin war, aber außer dem Ballon war nichts drin. Der Ballon blieb an der Decke ihres Büros hängen. Belle stellte sich mit dem Brieföffner auf einen Stuhl und piekste hinein.« Herb hielt inne. Er blickte hinunter auf seine Hände. Ich sagte: »Erzähl weiter.«
    »Als der Ballon platzte, spritzte eine Flüssigkeit heraus, durch das ganze Büro. Das meiste spritzte auf Belle und ihren Schreibtisch. Ich kriegte auch was ab, aber nicht viel. Außerdem kam ein Zettel aus dem Ballon. Er war ganz durchtränkt von der Flüssigkeit, aber wir konnten trotzdem noch die Worte entziffern, die darauf standen: >Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.<«
    Ich sagte: »Die Flüssigkeit — war das Wichse?«
    Herb sagte: »Ja. Verdünnt mit Wasser.«
    »Du nennst einen schwarzen Luftballon, aus dem Wichse spritzt, eine kleine winzige Sache?« fragte ich.
    Herb machte eine abwehrende Geste.
    Alex sagte: »Sauerei.« Männer scheinen ihren eigenen Saft immer abstoßend zu finden.
    Herb sagte: »Es ist sicher eine ziemliche Sauerei, aber wenn man bei einem Magazin wie diesem arbeitet, kriegt man jede Menge abartige Post.«
    Ich sagte: »Hat schon einmal jemand einen solchen Ballon geschickt?«
    Herb sagte: »Nein, nicht, daß ich wüßte. Aber ich könnte auch nicht sagen, daß dies das Ausgefallenste ist, was wir je gekriegt haben.«
    »Warum durchleuchtet ihr eure Post denn nicht?«
    »Ich glaub’, darauf sind wir noch nie gekommen. Das meiste von dem beknackten Zeug, das wir geschickt kriegen, finden wir eigentlich ganz originell. Vor einer Weile hat mir zum Beispiel jemand diese Skulptur geschickt.« Herb zeigte auf das obszöne Gurkenteil.
    »Ich hab’ noch nie eine Gurke gesehen, die von Natur aus so gewachsen ist«, sagte ich.
    Alex fragte: »Können wir eine Probe von der Wichse haben?«
    Herb sagte: »Wir haben alles weggewischt. Belle wollte nicht, daß jemand davon erfährt. Ihr war das sehr peinlich. Das wäre es euch doch sicher auch. Als sie merkte, daß sie total vollgekleckert mit dem Zeug war, fing sie an zu kreischen. Wir waren eingeschlossen, und draußen standen ein paar Leute und bollerten gegen die Tür. Ich sagte ihnen, es wär alles okay und sie sollten wieder an ihre Arbeit gehen. Belle blieb bis gegen sieben hier, damit sie bloß keiner so sehen konnte.«
    »Weiß Cheryl was davon?«
    »Nicht, daß ich wüßte.«
    Alex sagte: »Habt ihr euch beim Botendienst nach dem Absender erkundigt?«
    »Wir haben Yolanda am Empfang gefragt. Sie sagte, Stan, der Typ, der die Botensendungen entgegennimmt, hätte das Paket selbst aus der Lobby raufgebracht, und zwar ohne Lieferschein. Offenbar ist jemand einfach unten reingegangen und hat das Paket auf seinen Tisch gestellt.«
    Ich sagte: »Und konnte Stan den Boten beschrieben?«
    Herb sagte: »Yolanda sagt, Stan konnte sich nicht erinnern.«
    »War sonst noch irgendwas? Hat Belle irgendwelche Pläne erwähnt, irgendwelche Leute, die sie an dem Abend treffen wollte?«
    Herb sagte: »Sie hat nach dem Zwischenfall mit dem Ballon eigentlich kaum noch was gesagt. Hat bloß dagesessen und leise vor sich hin geschluchzt.«
    Alex sagte: »Dann ist Belle also an ihrem Geburtstag gestorben, wie Mark Twain.« Ich fragte mich, ob er das aus Kanal 13 hatte.
    Herb sagte: »Das stimmt nicht so ganz. Twain wurde geboren und starb in einem Jahr, in dem der Halleysche Komet zu sehen war.« Alex zog die Stirn kraus. Er haßt es, vorgeführt zu werden.
    Ich sagte: »Ist doch auch egal. Belle hätte erst in ein paar Monaten Geburtstag gehabt. Wer immer den Ballon geschickt hat, er lag jedenfalls falsch.«
    Während meiner Zeit beim Midnight hatte ich nie irgendwas von irgendwelchen bizarren Sendungen mitgekriegt. Ich wollte Herb noch ein bißchen mehr zu diesen seltsamen Geschenken befragen, aber er raschelte laut mit irgendwelchen Papieren. Ein Wink mit dem Zaunpfahl. Wir bedankten uns bei Herb und gingen. Er gab mir zum Abschied einen Kuß auf die Backe und flüsterte: »Viel Glück.« Wir legten Ginger einen Zettel auf den Schreibtisch, sie solle mich bei Do It Right anrufen.
    Wir ließen uns von Yolanda bestätigen, daß sie sich nur noch daran erinnerte, daß Stan das Paket ohne Lieferzettel raufgebracht hatte. Sie sagte, sie könne sich sowieso nie an die einzelnen Boten erinnern. »Es

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