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Der schwarze Ballon

Der schwarze Ballon

Titel: Der schwarze Ballon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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etwas mehr als ein Dutzend Blocks zum Times Square zu Fuß zurück. Es war immer noch sehr warm. Ich kam leicht ins Schwitzen. Alex nicht; er ist in besserer Form. Die Neonreklamen wirbelten und blinkten — TDK, Maxell. Infos huschten über den Nachrichtenzipper am Newsday -Building — Queens: Fünf Jugendliche prügeln einen Polizisten zu Tode... Mets schlagen Oakland 14:2... Pick 6 Jackpot jetzt bei 2 Millionen Dollar. Eine Menge Leute drängelte sich vor den zwei Kinos an der Ecke. Ein Hot-dog-Verkäufer schob seinen Karren ins Licht und wurde fast dabei umgeworfen. Ein Wiedergeborener mit einem Fender-Verstärker drohte der Menge mit dem Fegefeuer für den Fall, daß sie nicht glaubte, daß Jesus der Messias war. Es war kurz vor zehn. Alex und ich gingen zu Fuß die vier Stockwerke zu Do It Right hoch.
    Die Tür war offen. Ich wußte nicht, wen ich erwarten sollte; wahrscheinlich waren die Bullen wieder mal aufgekreuzt. Wir gingen rein. Johann Pesto saß hinter meinem Schreibtisch und spielte mit meinem Tischfeuerzeug.
    Ich sagte: »Alex, darf ich dich mit Johann Pesto bekanntmachen?«
    Alex sagte: »Ich hab’ schon viel von Ihnen gehört.«
    »Wahrscheinlich haben Sie auch schon von mir gelesen«, sagte Johann.
    »Dürfte ich mal?« Ich scheuchte ihn hinter meinem Schreibtisch weg. Er stand auf und schaute zu, wie ich mich hinsetzte. Es ist immer ein besseres Gefühl, derjenige zu sein, der hinter dem Schreibtisch sitzt. Ich sagte: »Was können wir für dich tun?«
    Er sagte: »Ich will, daß du mit mir kommst.«
    Alex sagte: »Sie geht nirgendwo ohne mich hin.«
    »Na schön. Dann kommt ihr eben beide mit. Martha wartet.«
    »Wo ist sie, Johann?« fragte ich.
    Er sagte: »In meiner Wohnung.«
    Wir fuhren mit dem Aufzug nach unten (er funktioniert nur abwärts) und fuhren mit einem Taxi zurück zur 31. Straße. Ich hatte das Display an meinem Anrufbeantworter blinken sehen, aber entschieden, daß es warten konnte.

    Martha hatte wieder ein rotes Kleid an. Sie sah super darin aus. »Ist das ein Marc Jacobs?« fragte ich. Alex starrte sie an.
    Sie lächelte. »Ich hab’ den ganzen Nachmittag auf dich gewartet.« Sie saß auf einer gelben Couch. Das ganze Ein-Zimmer-Apartment war in Gelb gehalten. Sehr thematisch. Sie schlug vor, daß wir uns auf die mit gelbem Segeltuch bespannten Regisseurstühle an dem amöbenförmigen Kaffeetisch setzten und uns wie zu Hause fühlten.
    Ich sagte: »Wir haben dich bei BG & B gesucht, und wir haben stundenlang in dem Coffee Shop gegenüber gesessen und auf dich gewartet. Wo zum Teufel hast du gesteckt?«
    »Ich war in der Orchid Lounge. Bin eben zurückgekommen.« Natürlich. Ich hätte wissen müssen, daß sie dort sein würde — der einzige Ort, den wir gemeinsam kannten, der vollkommen geheim war.
    Ich sagte: »Tut mir leid, daran hab’ ich nicht gedacht.« Ich kann manchmal ganz schön blöd sein.
    Martha sagte: »Ich möchte euch etwas zeigen.« Sie zog den Kragen ihres Kleids ein Stück herunter. Ihr Hals wies deutliche Würgemale auf.
    Alex sagte: »Genau wie bei Belle.« Er hat ein ungewöhnliches Talent dafür, Dinge zu konstatieren, die offensichtlich sind.
    Ich holte meinen Stenoblock aus der Handtasche. Ich zog die Kugelschreiberhülle mit den Zähnen ab. »Okay. Von vorne.«
    Johann stand auf der anderen Seite des Raums gegen den gelbgestrichenen Schreibtisch gelehnt. »Um eines klarzustellen«, sagte er. »Ich will sagen, daß ich das nicht gut finde, wie du uns neulich abends angemacht hast.«
    Ich sagte: »Ich hab’ euch nicht angemacht. Ich hab’ bloß mitgespielt. Außerdem finde ich, solltest gerade du den Mund nicht so weit aufreißen.« Er schien zu vergessen, daß er unter Mordverdacht stand.
    Martha sagte: »Honey, vielleicht kann sie uns helfen. Du solltest dich bei ihr entschuldigen.«
    Johann greinte: »Ich will aber nicht.« Und bestätigte meine Theorie, daß die meisten Männer Kinder sind.
    Alex sagte: »Schluß jetzt damit. Wer hat Sie angegriffen?«
    Martha beugte sich auf der Couch vor. »Das weiß ich nicht.«
    »Irgendwelche Vermutungen?« fragte ich.
    »Keine speziellen, aber ich glaube, es war der Mann, der mir die Briefe geschickt hat.«
    Ich sagte: »Moment. Eins nach dem anderen. Erzähl’ mir erst einmal von dem Überfall.«
    »Es war schrecklich.« Sie schüttelte sich ein bißchen — ein netter dramatischer Zug, dachte ich. »Ich kam von der Arbeit nach Hause. Mr. Gladman und ich haben Donnerstag Überstunden gemacht. Es muß

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