Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der schwarze Ballon

Der schwarze Ballon

Titel: Der schwarze Ballon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
Vom Netzwerk:
Tag zu Tag mehr auf die Nerven. Ein echter Kotzbrocken. Er kam viermal am Tag ins Büro geschneit und blaffte Befehle. Er war ein paranoider Kontrollfreak, der darauf bestand, daß ich niemals anrief. (Er hatte den Verdacht, daß der Liebhaber seiner Frau sein Partner in der Kleiderbügelfabrik war.) Als ich schließlich wieder einmal mit Knoblauchgeschmack im Mund nach einem von zu vielen Falafel-Lunches im Central Park Sukie beim Taubenfüttern zugeschaut hatte, fing ich an, mir ernsthaft Gedanken zu machen. Wieso hatte sie keine Affäre? Das einzige, was sie machte, war in der Gegend herumhängen.
    Leggy und ich standen mit leeren Händen da. Ich rief Wilshire zu Binkerton, um ihm meine Niederlage einzugestehen — ich brauche wohl nicht zu erwähnen, was für eine katastrophale Auswirkung das auf mein Ego hatte. Ich schilderte Sukies unmöglich langweilige Aktivitäten, und Pitbullterrier Wilshire sagte: »Das sind Spitzfindigkeiten. Ich will Antworten.« Seine schäumenden Lefzen trockneten ein wenig, als er Leggys Fotos durchsah, die Sukie dabei zeigten, wie sie Ziegenkäsesalat bei Raoul aß, Popcorn in Kinos kaufte und Tauben im Park fütterte.
    Er legte die Fotos nieder und sagte ruhig: »Wieviel schulde ich Ihnen? Ich nannte eine Summe. »Sind diese Bilder mit im Preis drin?« fragte er.
    »Aber sicher«, sagte ich.
    »Kann ich Abzüge davon haben? Sukie sieht auf ein paar davon wirklich toll aus.«
    »Ich sage Leggy sofort Bescheid.«
    Er schrieb einen Scheck aus und bedankte sich höflich für meine Dienste. An der Tür blieb er stehen und justierte seine Rockaufschläge. Dann ging er hinaus. Die Veränderung, die in ihm vorgegangen war, haute mich echt um. Ich hatte schon einige Wutausbrüche bei Klienten erlebt, aber ich hatte noch nie erlebt, daß sich ein Pitbullterrier so schnell in einen Lhasa-Apso-Welpen verwandelte. Er liebte seine Frau. Es war rührend. Ich rief Leggy an und trug ihm auf, Abzüge für Mr. Wilshire zu machen. Als er fragte, ob er vorbeikommen und sich sein Geld abholen könnte, sagte ich zu ihm: »Der Scheck ist bei der Post, und ich werde nicht in deinen Mund kommen.« Er raffte es nicht.
    Ich saß bei Binkerton herum, bis Benzi vom Außendienst zurückkam. Ich erzählte ihm, was passiert war. Benzi sagte: »Versuch’s noch mal. Nimm heute abend mal Alex Beaudine mit.« Das war Benzis Motto. Versuch’s noch mal. Ich hatte nichts Spezielles an dem Abend vor, also rief ich Alex an, und wir fuhren rüber zum Haus der Wilshires Ecke 78./Central Park, gleich neben dem Louis-Argola-Salon, wo Santi ihr Kosmetikding macht. Alex und ich kamen sofort miteinander klar. Wir waren total unerfahren, aber bevor die Nacht vorbei war, hatten wir den Schuß im Kasten. Am nächsten Tag rief ich Wilshire wieder zu Binkerton. Alex und ich begrüßten ihn lächelnd.
    Wilshire sagte: »Was ist? Soll ich Ihnen etwa noch mehr Geld geben? Und ich hab’ Ihnen doch ausdrücklich gesagt, daß Sie mich unter keinen Umständen bei Hangers R US anrufen sollen.«
    Ich sagte: »Wenn Sie mal einen Blick auf die Fotos werfen würden, Mr. Wilshire?« Alex und ich hatten die ganze Nacht in seiner Dunkelkammer durchgearbeitet.
    Er blaffte: »Ich habe gestern genug Fotos gesehen. Sagen Sie mir jetzt endlich, was los ist?«
    Ich sagte: »Okay, Mr. Wilshire. Als Sie gestern weggingen, war ich bewegt. Ich beschloß, noch eine Nacht dranzuhängen. Ich wartete mit Alex Beaudine, dem Fotografen, vor Ihrem Haus.«
    Alex sagte: »Hallo.«
    Ich sagte: »Ihre Frau verließ das Haus um 22.29 Uhr. Waren Sie zu der Zeit zu Hause, Mr. Wilshire?«
    »Nein, ich war nicht da«, brummte er.
    »Wo waren Sie?«
    »Ich war mit einem Freund aus essen.«
    »Um wieviel Uhr sind Sie nach Hause zurückgekommen?«
    »Ich bin gestern nacht überhaupt nicht nach Hause zurückgekommen.
    Alex sagte: »Bleiben Sie oft über Nacht außer Haus?«
    Er blaffte: »Ich wüßte nicht, was Sie das angeht.«
    Ich sagte: »Entschuldigen Sie. Darf ich fortfahren?« Er nickte.
    »Ihr Portier winkte Ihrer Frau ein Taxi ran. Wir folgten ihr per Taxi zur Chambers Street 356. Das Haus sah von außen aus, als würde es leerstehen, aber eine Nachprüfung in der City Hall ergab, daß dort fünf Lofträume vermietet sind. Die Räume werden laut Aussage des Vermieters hauptsächlich für Partys benutzt.«
    Alex sagte: »Wir haben ihn heute morgen aufgesucht. Er erkannte auf einem Bild Ihre Frau wieder und sagte, sie wäre eine seiner Mieterinnen.«
    Ich sagte: »Er

Weitere Kostenlose Bücher