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Der schwarze Ballon

Der schwarze Ballon

Titel: Der schwarze Ballon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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kannte sie als Gertrude Babbles. Kennen Sie diese Adresse, Mr. Wilshire?«
    Ich konnte sehen, wie wieder die Transformation zum Lhasa-Apso-Welpen begann. Er sagte: »Nein.«
    »Alex machte diese Fotos von Sukie, als sie das Haus in der Chambers Street betrat. Das ist sie doch, Mr. Wilshire, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Sie betrat das Gebäude um 23.06 Uhr. Wir sahen, wie in der zweiten Etage Licht anging. Diese Fotos hier wurden um halb zwölf gemacht. Sie zeigen einen Mann mit einem roten Schal beim Betreten des Hauses. Alex ist dann die Feuerleiter an dem Haus gegenüber raufgeklettert und hat mit seinem Teleobjektiv diese Fotos hier gemacht. Ist das Ihre Frau?«
    »Ja«, sagte Wilshire. »Das ist sie. Ich erkenne das Muttermal wieder.« Er vertiefte sich in die Fotos. Nichts besonderes; Missionarsstellung. Aber eindeutig Sukie beim Bumsen mit einem anderen Mann.
    Wilshire sagte: »Ich kann sein Gesicht nicht sehen.«
    Ich fuhr fort: »Dreieinhalb Stunden später verließ Sukie das Gebäude wieder. Zehn Minuten danach kam der Mann raus. Sie können sein Gesicht auf diesen Fotos besser erkennen. Er konnte seinen Schal nicht ganz hoch ziehen, wegen der Pfeife.«
    Wilshire wurde blaß. »Leggy.«
    Ich sagte: »Alias Sebastian Babbles, laut Auskunft des Vermieters.«
    Wilshire sagte: »Er hat Fotos von mir und meiner Geliebten gemacht. Wir hatten ein Abkommen.«
    Ich sagte: »Ich nehme an, Sie haben nicht gewußt, daß bei dem Abkommen mit inbegriffen war, daß er Ihre Frau vernascht.«
    Er sagte: »Werd’ nicht schnippisch, Mädel.«
    Ich sagte: »Ich habe mir erlaubt, Leggy diese erlesenen Fotos zu schicken. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen.«
    Zum ersten Mal, seit wir uns kannten, lächelte Wilshire. Er sagte: »Überhaupt nicht.« Er schrieb einen gewaltigen Scheck auf Binkerton aus. Und ich hatte zum ersten Mal richtig Blut geleckt.
    Alex hatte die Turnerei auf der Feuerleiter so gut gefallen, daß er beschloß, als Teilzeitkraft für die Agentur zu arbeiten. Nicht als Fotograf, sondern als Detektiv zweiter Klasse. Alex und ich arbeiteten von da an zusammen. Ich wurde zur Volldetektivin befördert. Benzi starb kurze Zeit später an einem Herzanfall, und sein gesamtes Personal ging weg. Ich zog in mein Büro am Times Square und machte mit dem Geld von dem Picasso meiner Großmutter Do It Right auf. Alex erklärte sich bereit, weiter nebenher für mich zu arbeiten. Ich versuchte, Benzis Stammklienten zu Do It Right rüberzuziehen. Aber keiner kam. Wir wollten schon das Handtuch werfen, aber dann kam Belle und wurde unsere Hauptkundin. Jetzt, da sie tot war, standen wir wieder vor dem Nichts.
    Loyalitäten pflege ich nur wenige, die allerdings ernsthaft. Ich weiß, ich bin nicht besonders gut darin, dies zu zeigen. Aber ich bin loyal zu Alex und zu Do It Right — wenn auch nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.

    Bevor Alex und ich Stephanopoulos verließen, fragte ich den Kassierer, ob er vielleicht eine großgewachsene, sehr attraktive Frau mit langen braunen Haaren am Nachmittag aus dem Haus gegenüber hatte kommen sehen. Er sagte: »Klar, Lady. Ich seh’ sie immer.«
    Ich sagte: »Haben Sie sie heute auch gesehen?«
    Er fuhr sich mit den Händen durch die Haare, wischte sich das Fett an seiner schmuddeligen Schürze ab und sagte: »Ich weiß nicht. Kann sein, daß ich sie hab’ heute gesehen.«
    Alex fragte: »Um wieviel Uhr?«
    Er wandte sich zu mir und sagte: »Wie heißt du? Ich hab’ dich noch nie gesehen.« Er lächelte. Einer seiner Vorderzähne war abgebrochen.
    Ich sagte: »Wanda Mallory.«
    »Ich bin Cosmos. Was du machst heute abend? Du willst mit mir tanzen gehen? Wir viel Spaß kriegen.«
    »Das ist ganz reizend, aber ich glaube, mein Freund hier hätte was dagegen.«
    Cosmos sagte zu Alex: »Du bist ein glücklicher Mann.«
    Alex sagte: »Ich weiß.«
    Er sagte: »Okay. Ich dir sage. Die Frau ist mit ein Mann weggegangen.
    »Großer Typ? Blond? Langes Haar?« fragte ich.
    Er sagte: »Ich erinner’ mich nicht.« Johann hätte er bestimmt wiedererkannt, dachte ich. Alex fragte: »Erinnerst du dich, was der Mann anhatte?«
    »Nein.«
    »An irgendwas sonst?«
    »Nein.«
    »Und um wieviel Uhr war das?« fragte Alex.
    »Direkt vor meiner Schicht.«
    »Kannst du das etwas genauer sagen?« fragte ich.
    »Vor Mittag.«
    Ich sagte: »Danke, Cosmos. Du hast uns sehr geholfen.«
    »Wenn du mit ihm Schluß machst, du kommst zu mir. Wir gehen tanzen, okay?«
    Ich sagte: »Na klar.«
    Alex und ich legten die

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