Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der schwarze Ballon

Der schwarze Ballon

Titel: Der schwarze Ballon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
Vom Netzwerk:
Bridge, und ich sagte ihm, er solle in den Brooklyn-Queens Expressway einbiegen.
    Er sagte: »Wohin fahren wir, Zuckerpuppe?«
    Ich sagte: »Greenwich, Connecticut.«

    Ich hatte mir die Adresse von Belles Eltern bei der Auskunft besorgt, bevor Skip kam. Skip fuhr mit Bravura, Machismo, Karacho und noch ein paar anderen Begriffen, die so was wie »rasender Stier« bedeuten. Wenn wir Verkehr vor uns hatten, haute er auf das Lenkrad und fluchte. Er ließ mich schalten, während er auf die Kupplung trat. Ich hab’ das immer mit den Jungs auf der Highschool gemacht. Als wir auf den offenen Highway kamen, legte er die Hand auf meinen Oberschenkel, lange Finger suchten sich ihren Weg zu meinem Ort des Ursprungs. Ich ließ ihn gewähren. Es fühlte sich geil an, selbst durch die Jeans.
    Als wir uns Belles Elternhaus in Greenwich näherten, fragte Skip: »Warum machen wir das eigentlich? Haben die armen Leute nicht schon genug durchgemacht?«
    Ich sagte: »Es ist der nächstliegende logische Schritt. Außerdem hat sie sie erst vor zwei Wochen noch einmal besucht. Vielleicht hat sie ihnen was gesagt.«
    »Warum nimmst du dir nicht ihr Apartment in der Stadt vor?«
    »Geht nicht. Hat die Polizei versiegelt.«
    »Dann könnte man also sagen, ich bin heute dein Partner?«
    Ich gab zurück: »Mach’ nur das, was ich dir sage. Solche Situationen können ganz schön heikel sein.«
    Er lehnte sich zu mir rüber und küßte mich. Er sagte: »Weinkühler-Werbung später?« Ich nickte, und wir waren da.
    Skip hielt vor der Einfahrt an und zog die Handbremse. Das Haus war gediegen-unaufdringlicher Kolonialstil, aber schon ein paar grüne Packen wert. Dahinter jede Menge sanft gewelltes Hügelland. Es war ein Haus, das Stille und Intimität ausstrahlte. Vielleicht war das der Grund, warum die Beatrices nicht gerade begeistert zu sein schienen, als sie einen roten BMW ihre Einfahrt raufgebrettert kommen sahen, aus dessen Boxen James Brown dröhnte, so daß die Eichhörnchen, die sich dort versammelt hatten, in Panik auseinanderstoben und auf die Bäume flüchteten.
    Belles Eltern — ein New-England-Ehepaar wie aus dem Bilderbuch — saßen in ihren Schaukelstühlen auf der Holzveranda und tranken Eistee. Ich sagte Skip, er solle einen Moment im Wagen sitzen bleiben. Ich wollte erst mal nur die Fühler ausstrecken. Ich ging die Stufen zur Veranda rauf und stellte mich vor. Anne, Belles Mutter, sagte, sie würde mich von der Testamentsverlesung her wiedererkennen. Bradley, Belles Vater, nickte und schlürfte seinen Tee. Ich drehte mich um, um Skip ranzuwinken, aber er war schon unterwegs.
    »Skip, habe ich dich nicht gebeten, im Wagen zu warten?« sagte ich.
    Er ignorierte mich. »Mr. und Mrs. Beatrice, ich möchte Ihnen sagen, wie betroffen mich der Tod Ihrer Tochter macht. Sie war eine großartige Frau und eine liebe Freundin von mir. Sie erinnern sich vielleicht an mich — ich war auch auf der Beerdigung. Mein Name ist Skip Giddy. Ich bin Redakteur beim Shinola -Magazin. Kein Konkurrenzblatt vom Midnight, aber ich bin sicher, wenn wir es wären, würde der Midnight uns aus dem Markt hauen. Sehr erfreut, Sie kennenzulernen.« Skip schüttelte Anne und Bradley die Hand. Sie sahen sich an und runzelten die Stirn.
    Anne sah toll aus — so, wie Belle mit sechzig ausgesehen hätte. Graues Haar, locker nach hinten gerafft, das Gesicht von weich fallenden Strähnen eingerahmt. Sie hatte milchig-blaue Augen, wie eine Katze mit grauem Star. Ihre Haut war nicht mehr ganz so straff, aber nur, weil sie so dünn war. Keine Faceliftingnarben.
    Ich sagte: »Skip hilft mir bei den Ermittlungen.« Ich sandte ihm ein warnendes Grinsen. »Jedenfalls für heute.«
    Bradley nickte und schürzte die Lippen. Er war ein Neuengländer bis in die Haarspitzen. Kantiges Kinn, scharf vorspringende Nase, dauergebräunte Lederhaut. Er war älter als Anne, vielleicht zehn Jahre. Auch er hatte blaue Augen, aber sie waren schärfer und eisiger als Annes. Er schien kein Interesse am Plaudern zu haben, nur am Schaukeln und Teeschlürfen. Ich richtete meine Fragen an Anne. Ich sagte: »Ich dachte mir, ich komm’ mal vorbei. Mal sehen, wie es Ihnen geht. Vielleicht ein bißchen über Belle reden. Natürlich nur, wenn Ihnen danach zumute ist.«
    Anne hatte eine seltsame Art, ihre Worte in die Länge zu ziehen. Sie klang wie Bette Davis auf Demerol. Sie stand auf und sagte: »Ja, meine Liebe. Wir möchten Ihnen gerne helfen. Brad und ich haben Sie sofort gemocht, als wir

Weitere Kostenlose Bücher