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Der schwarze Ballon

Der schwarze Ballon

Titel: Der schwarze Ballon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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auf die Waffe, vor Schreck wie gelähmt, und blubberte hysterisch irgendwas auf Griechisch. Ich wandte mich zu der Frau um, die gekreischt hatte, und richtete Mama auf sie. »Übersetz’ mir, was er gesagt hat!« schrie ich.
    Sie sagte: »Er sagt, er nicht seine Brille aufgehabt und konnte nicht so weit gucken. Er sagt, er nimmt Brille immer ab, wenn hübsche Frauen reinkommen.« Ich richtete Mama wieder auf Cosmos. Wie konnte ich ihm das verübeln? Ich mach’ das ja auch so ähnlich. Ich ließ die Waffe sinken und schrieb meinen Namen und meine Telefonnummer auf eine Serviette. Ich stopfte die Serviette in Cosmos’ Schürzentasche und sagte: »Wenn dir noch irgendwas einfällt, ruf’ mich an.« Ich wandte mich zum Gehen und hörte ein lautes Plumpsen. Cosmos war in Ohnmacht gefallen und hatte dabei einen Kuchen mit runtergerissen. Mit Zuckerglasur bestreut sah er besser aus.
    Alex trat hinter mich. Er sagte: »Du solltest dir wirklich langsam mal Karten drucken lassen. Diese Serviettennummer ist peinlich.«
    Wir gingen raus. Ich wollte ihm gerade vorschlagen, noch mit mir zu Do It Right zu fahren, um den Tag zu besprechen, als er sagte: »Ich muß los, Wanda. Bis morgen früh dann.«
    Ich sagte: »Bis dann.« Wir gingen jeder in eine andere Richtung. Ich ertappte mich dabei, daß ich in die Hauseingänge schielte, ob Marthas Würger dort vielleicht lauerte. An der Park Avenue nahm ich mir ein Taxi und fuhr nach Hause, den Klängen von New Yorks einzigem Radiosender mit karibischer Musik lauschend. Ich fühlte mich ein bißchen einsam.

Der Beginn eines heiteren Wochenendes

    Am Samstag morgen schlief ich eng an Otis gekuschelt. Heute gab es keine Kamikaze-Selbstmordattacken auf meinen Magen. Ich hatte ihr Huhn- und Leberhäppchen zu fressen gegeben, bevor ich aufs Bett fiel. Es war halb zehn. »Früh« bedeutet für Alex und mich zehn Uhr. Es war Zeit, in Bewegung zu kommen. Das Telefon klingelte. Ich sagte: »Mallory.«
    Skip Giddy sagte: »Morgen, Engelskind.«
    Ich sagte: »Hi, Skip.«
    Er sagte: »Wanda, mir geht es so schlecht.«
    »Was ist los?«
    »Du hast mich nicht zurückgerufen.«
    »Ich hatte zu tun.« Ich langte über Otis auf meinen Nachttisch und fischte mir eine Zigarette aus der Schachtel. Ich steckte sie in Brand und inhalierte.
    Skip sagte: »Bist du noch dran?«
    Ich sagte: »Und wie.«
    »Hör’ mal, Wanda. Ich muß dich heute sehen.«
    »Ich bin im Streß. Deadline.« Gladmans’ Ausdrucksweise.
    »Guck’ mal aus dem Fenster. Die Sonne scheint, der Himmel ist strahlend blau. Solche Tage kriegen wir nicht mehr viele, bevor der Herbst anfängt. Du bist also im Streß. Das versteh’ ich. Aber ich dachte mir, ein netter Tag auf dem Land könnte dir vielleicht den Kopf ein bißchen frei machen. Du weißt schon, neue Perspektive und so. Wir können uns auf grünen Wiesen wälzen. Wie , in dem Weinkühler-Werbespot. Wir können über uns reden, über deine Story.« Ich mußte daran denken, was Alex gestern abend in der Kneipe gesagt hatte.
    Ich sagte: »Skip, bin ich anders als die tausend anderen Frauen, die du hattest?«
    Er lachte und sagte: »Tausend wäre übertrieben.«
    »Vergiß es. Ich kann nicht.«
    »Ich kann das Cabrio aus der Garage holen. Wir können nach Norden ins Grüne fahren. Frische Luft atmen. Durch den Wald spazieren.« Als nächstes würde er wahrscheinlich sagen, im Heu schlafen!
    Ich sagte: »Ein Tag auf dem Land, sagst du?«
    »Mit heißem Punsch und Apfelwein.«
    »Hol’ mich in einer Stunde ab.«
    »Echt?« fragte er.
    Ich sagte: »Hol’ mich in neunundfünfzig Minuten ab.«
    Er schaffte es in siebenundfünfzig. Er war wie immer proper zurechtgestylt: rot-schwarz karierte Jägerjacke (erschreckend unpassend für das heiße Spätsommerwetter) , Jeans und Oxfordhemd. Seine Backen waren rosig vom Fahren mit offenem Dach, und seine Haare hingen putzig zerzaust über der beginnenden Hinterkopfglatze. Er küßte mich auf den Mund, und sofort jagte mir ein heißer Schauer durch den Vaginalbereich. Er sagte, ich sähe sehr nach Downtown aus — was soviel bedeutete wie sportlich-salopp. Ich hatte ein weißes Gap-T-Shirt an und Paradise-Design-Vans. Ich band mir eine Kaschmirstrickjacke um die Taille. Er musterte mich mit dem intensiven Blick, auf den ich so abfahre. Er hielt mir die Tür auf und hüpfte dann auf den Fahrersitz seines zweitürigen BMWs. Meine Haare waren offen und wüst, und der Fahrtwind machte es noch schlimmer, oder besser. Wir düsten zur Manhattan

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