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Der schwarze Ballon

Der schwarze Ballon

Titel: Der schwarze Ballon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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verschwendet. Ich sagte: »Noch eines, Mrs. Beatrice. Hätten Sie was dagegen, wenn wir uns mal ein bißchen in Belles Zimmer umsehen würden?«
    Sie sagte: »Ich glaube nicht, daß Sie da oben irgendwas Interessantes finden. Belle hat seit Jahren nicht mehr hier geschlafen. Sie kam nur auf Tagesbesuche — und das auch nur noch ganz selten.« Wieder war sie den Tränen nahe. Sie geleitete uns zur Tür. Wir winkten ihr zum Abschied zu und stiegen ins Auto.
    Wir fuhren die Zufahrt runter — langsam, auf mein Drängen hin. Skip stülpte seine Hand auf meine Brust und sagte: »Endlich sind wir allein.« Ich faßte ihn beim Daumen und zog sie weg.
    »Das war ein echter Reinfall«, sagte ich.
    »Man kann eben nicht immer nur Gewinne ziehen. Manchmal gibt’s halt auch Nieten.«
    Ich fühlte einen Wutausbruch kommen. Und einen Druck auf der Blase.
    Ich sagte: »Fahr’ noch mal zurück.«
    »Wanda, wir sind schon eine Meile weg.«
    »Fahr zurück. Ich muß pinkeln.« Und irgendwie in Belles Zimmer reinkommen.
    Er sagte: »Hinter einem Baum am Straßenrand ist wohl nicht dein Stil?« Ich warf ihm einen wütenden Blick zu. Er wendete.
    Anne und Bradley saßen noch auf der Veranda. Glücklicherweise blieb Skip diesmal im Wagen. Ich sagte mit gequältem Blick, dramatisch von einem Bein aufs andere tretend: »Tut mir leid, daß ich Sie noch einmal behellige, aber es ist noch ein weiter Weg bis New York. Hätten Sie was dagegen, wenn ich schnell mal ihre Toilette...«
    »Folgen Sie mir.« Anne erhob sich aus ihrem Schaukelstuhl und führte mich zum Gästeklo.
    Als ich Anne Weggehen hörte, beeilte ich mich und schlich mich heimlich aus dem Klo, ohne abzuziehen. Ich stieg leise die Treppe rauf; dabei stieß ich um ein Haar eine Schale von einem Ahorntisch, der gleich oben hinter der Treppe stand. Ich ging am Schlafzimmer der Beatrices vorbei und an einem Zimmer, das aussah wie ein Gästezimmer. Das einzige Zimmer, das das von Belle gewesen sein konnte, war das letzte links. Ich ging hinein.
    Ich wurde geradezu erschlagen von Unmassen von Spitzen und Gingan, die den Raum ausfüllten. Ich erholte mich und bewegte mich rasch durch das Zimmer. Belle mußte das pikante Zeug mitgenommen haben, als sie auszog. Auf dem Bett lagen jede Menge Stofftiere herum. Die Regale waren mit Tagebüchern, Taschenbüchern und vergilbten Magazinen vollgestellt. Weder in ihrem Schrank noch in den Schubladen ihres Schreibtischs fand sich irgendwas Bemerkenswertes — nur halb-zerfledderte Notizbücher mit Herzchen drauf und zerrissene Unterwäsche. Ich konnte dem Drang nicht widerstehen, mir Belles Highschooljahrbuchbild anzugucken. Anne hatte recht. Sie war total unscheinbar — und braune Haare hatte sie auch. Ich wollte meine Suche gerade aufgeben, als mir einfiel, einen Blick unter das Bett zu werfen. (Das Zeug, das ich unter meinem Bett finde, löst immer alle Rätsel.) Und siehe da, ich entdeckte eine von Belles Lieblingshandtaschen. Ich hatte sie sehr oft bei ihr gesehen — es war die schwarze Hermes-Handtasche, von der sie mir bei unserem Lunch bei Harry’s erzählt hatte, daß sie sie verloren hätte. Ich schnappte sie mir, rannte die Treppe runter, betätigte die Klospülung und ging zurück nach vorn auf die Veranda. Ich hatte keine Möglichkeit, die Handtasche zu verstecken. Ich betete, daß ihnen nicht aufgefallen war, daß ich ohne Handtasche reingekommen war.
    »Vielen Dank noch mal«, sagte ich zu den Beatrices. Der Riemen von Belles Handtasche kniff mir in die Schulter.
    Anne schaute die Tasche an und sagte langsam: »Gern geschehen. Und viel Glück noch.«
    Ich stieg in den Wagen. Skip murmelte etwas von wegen, was Frauen eigentlich immer so lange auf dem Klo machen. Ich bemerkte, daß Anne und Bradley auf uns zeigten. Plötzlich stand Bradley auf und kam zu uns geschlendert. Sie hatten die Handtasche wiedererkannt. Ich gab mich geschlagen und stieg aus dem Wagen.
    Bradley packte meine Schulter. Er war überraschend kräftig für einen Mann seines Alters. Er knurrte: »Noch einen Moment, junges Fräulein.«
    Ich hielt ihm die Tasche hin. Ich sagte: »Ich weiß, dies wirkt ganz schön blöd.«
    »Finden Sie den Mörder meiner Tochter. Hören Sie?« Er lockerte seinen Griff nicht.
    »Sie wollen die Handtasche nicht?«
    »Was interessiert mich Ihre Handtasche? Ich will, daß Sie Ihren Job tun. Mutter und ich sind nie dazu gekommen, uns mit Belle auszusprechen, bevor sie starb. Sie verstehen?«
    »Ja, Sir«, sagte ich. Er nickte und

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