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Der schwarze Ballon

Der schwarze Ballon

Titel: Der schwarze Ballon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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überhaupt willst, daß ich hier arbeite. Wenn du’s rausgekriegt hast, kannst du mich ja anrufen.« Er hielt einen Moment inne, dann sagte er feierlich: »Übrigens, diese Candie ist mir echt scheißegal. Und ich bin wirklich überrascht, daß du allen Ernstes geglaubt hast, ich will was von ihr. Ich hätte eigentlich gedacht, daß du mir ein bißchen mehr Zutrauen würdest.« Alex zog leise die Tür hinter sich zu. Ich stand auf und knallte sie richtig zu.
    Gegen zehn beschloß ich, einen kleinen Spaziergang um den Times Square zu machen. Alex war schon seit Stunden weg. Kurz bevor ich losgehen wollte, klingelte das Telefon. Ich hoffte, daß es Alex war. Es war der obszöne Anrufer. Er sagte mit verstellter Stimme: »Ich beobachte dich«, und legte wieder auf. Ich fror und hatte ein Gefühl von Klaustrophobie. Ich rief Alex in der Delancey Street an, aber er nahm nicht ab. Ich schloß die Bürotür zu und joggte die vier Stockwerke hinunter; es ist nicht ratsam, spätabends den Aufzug zu benutzen. Ich ging mit schnellen Schritten den Broadway rauf, im Fußgängerverkehr mitschwimmend. Als ich an einem Schuhgeschäft vorbeikam, warf ich einen Blick auf mein Spiegelbild in der Schaufensterscheibe. Einen Moment lang glaubte ich, den Mann mit dem Schlapphut hinter mir zu sehen. Ich ging zügig weiter. An der nächsten Schaufensterfront warf ich wieder einen Blick zur Seite, um zu sehen, ob er immer noch da war. Er war weg. Ich blieb stehen und tat so, als würde ich meine Haare ordnen. Niemand näherte sich mir. Ich schüttelte den Kopf und rieb mir die Augen. Ich fing offenbar langsam an zu spinnen. Jemand tippte mir auf die Schulter. Ich wirbelte herum und fuhr mit der Hand in die Handtasche, um notfalls sofort Mama herausziehen zu können. Es war ein Offizier von der Heilsarmee. Er fragte mich, ob alles in Ordnung mit mir sei. Ich sagte ihm, er solle abhauen und ging weiter, nach irgendeinem Ort Ausschau haltend, wo ich hingehen konnte.
    Die Rausschmeißer, die sonst vor der Orchid Lounge standen, hatten offenbar ihren freien Abend. Ich ging rein. Vielleicht konnte ich ein bißchen was über Johann und Martha in Erfahrung bringen. In der Orchid Lounge war an diesem Abend nicht viel los. Ich hatte schon ein paar Amarettos im Büro getrunken und dabei fast den Kundenalkoholvorrat erschöpft. Luigi mixte mir einen Margarita on the rocks mit Salz. Warum sollte ich mir nicht an einem einsamen Sonntagabend einen kleinen Mescal gönnen, dachte ich. Luigi grinste mich mit seiner Zahnlücke an, als ich meinen ersten Schluck nahm. Er sagte, er würde sich von dem Abend mit Johann und Martha an mich erinnern. Er nannte mich dauernd Wixie.
    Die Jalapeño-Birnen an der Decke blinkten, und ich fragte mich, was die Unten-ohne-Kellnerinnen wohl machten, wenn sie ihre Tage hatten. Ich fragte Luigi, der mich gerade mit einer Story von drei Stewardessen aus Muskogee, Oklahoma, vollblubberte. Er kicherte vergnügt und fuhr mit seinem Stewardessen-Epos fort. Der Margarita ging mir runter wie Nerzöl auf Leder. Ich schielte immer mal wieder zur Tür, ob vielleicht der Schlapphut aufkreuzte. Ich trank zügig den nächsten Tequila.
    Luigi schrubbte die Theke mit einem Lappen ab. Ich schien offenbar leicht zu schwanken; er fragte mich, ob ich okay wäre. Ich konnte einem zahnlosen Porno-Impresario nicht abkaufen, daß er sich um mich sorgte, also sagte ich ihm, er solle sich verziehen. Das tat er auch, aber er kam mit einer Freundin wieder. Er sagte: »Heh, Wixie. Keine Lust, mal ein bißchen an dem kleinen süßen Mäuschen hier rumzulutschen?« Ich blickte leicht benebelt auf. Neben Luigi stand eine der Unten-ohne-Kellnerinnen.
    Sie sagte: »Du siehst niedergeschlagen aus.«
    »Was machst du, wenn du deine Tage hast?« fragte ich.
    Luigi sagte: »Das ist Deb. Sie ist echt nett.« Sie hatte rubinrote Lippen, Gold-Metallic-Lidschatten, zwei kampflustig über ihren Ohren wippende braune Zöpfchen, ein herzförmiges Gesicht und einen unglaublich tollen Körper.
    Ich sagte: »Ich fick’ nicht mit Frauen.«
    Deb sagte: »Du siehst so aus, als bräuchtest du jemanden zum Reden.«
    Ich zeigte auf meinen Drink. »Das ist alles, was ich brauche.«
    Deb spülte ein paar schmutzige Gläser. Sie sagte: »Luigi sagt, er wär’ ein Freund von dir.«
    »Ich hab’ keine Freunde.«
    »Dann laß mich deine Freundin sein.«
    Ich sagte: »Ich hab’ nicht gesagt, daß ich welche haben will.«
    »Ich will dich nicht anmachen.«
    »Hab’ ich dir das

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