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Der schwarze Ballon

Der schwarze Ballon

Titel: Der schwarze Ballon
Autoren: Valerie Frankel
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Arsch hat.« Ich leckte Salz von meiner Handfläche. Ich konnte förmlich sehen, wie es in ihrem Kopf blinkte. Ich sagte: »Ich will mich nicht rechtfertigen.«
    »Genau das tust du. Sonst würdest du nicht so darauf pochen, daß du es nicht tust.«
    Ich schmunzelte. »Er sagt, ich würde ihn kontrollieren.«
    »Und? Hat er recht?«
    »Er kann tun und lassen, was er will.« Zum Beispiel einfach abhauen und mich hängenlassen. Aber vielleicht hatte ich ihn auch dazu gebracht.
    »Liebst du ihn?« fragte sie.
    »Nein. Wir sind Partner. Ich kenne ihn schon zu lange als Freund.«
    »Gefühle können sich ändern.«
    »Und wenn. Ist eh egal. Er ist weg.«
    »Hast du versucht, ihn aufzuhalten?«
    »Natürlich nicht.«
    »Hast du ihm gesagt, daß du ihn liebst?«
    »Ich hab’ dir doch gerade gesagt, daß ich ihn nicht liebe.«
    »Wen liebst du?« fragte sie.
    Ich sagte: »Ich liebe niemanden. Ich liebe meinen Job.«
    »Und wie läuft der?«
    »Beschissen. Wenn ich Pech habe, kann ich Mittwoch den Laden dichtmachen.«
    »Laß deswegen den Kopf nicht hängen. Die Dinge regeln sich schon immer irgendwie von selbst. Laß das Leben einfach geschehen. Folge deinem eigenen Lebensplan.« Eine Taoistin war sie also auch noch, diese Deb.
    Ich sagte: »Ich würde im Seminar lieber nicht so reden, wenn ich du wäre.«
    »Auf der NYU fahren sie voll auf dieses Zeug ab.«
    Ich bat sie, mir mehr von Johann zu erzählen. »Ist er vielleicht schon mal ein bißchen zu stürmisch geworden? Ich meine, daß er vielleicht versucht hat, eine zu würgen oder so was?« Sie sagte: »So einer ist Johann nicht. Er ist total normal drauf. Du brauchst ihn nur einmal anzufassen, und er hat sofort eine Latte bis zum Kinn. Ich selbst hab’ ihn einmal an einem Abend fünfmal zum Spritzen gebracht. Das war, bevor die Sache mit Belle anfing.«
    »Hat er irgendwas über sie erzählt?«
    »Nie Näheres. Er hat mir bloß gesagt, mit ihr hätte er das große Los gezogen. Ich glaube, er war mehr Kavalier, als er selbst glaubte. Ich glaube, er liebte sie.«
    »Und du müßtest es ja eigentlich wissen«, sagte ich. Glaubst du, daß Luigi sich vielleicht an irgendwas Spezifischeres erinnern könnte?«
    Sie sagte: »Ich weiß nicht. Aber ich würde ihn nicht fragen. Er legt großen Wert darauf, daß seine Kunden anonym bleiben.«
    Ich schaute auf meine Uhr. Die Zeiger drehten sich ein bißchen zu schnell. Vielleicht war das auch mein Kopf. Es war Mitternacht, und die Orchid Lounge begann sich zu füllen. Deb konnte nicht umhin, immer mal wieder zur Tür zu schielen, um potentielle Ficks vorzutaxieren. Es wurde Zeit, daß ich die Biege machte. Ich versuchte aufzustehen. Klappte nicht. Meine Beine waren wie Kaugummi. Deb kam um die Theke herum, um mir zu helfen. Ihre Brüste und ihre Zöpfchen wippten putzig auf und ab. Sie legte den Arm um meine Taille und brachte mich zur Tür. Ich sagte: »Wieviel schulde ich dir?«
    »Mach’ dir deswegen jetzt keine Gedanken. Gib mir das Geld das nächste Mal, wenn wir uns sehen.«
    »Ich meinte, für die Therapiesitzung.«
    »Ich glaube nicht, daß ich dir sehr geholfen habe.«
    »Ich fühl’ mich jedenfalls nicht schlechter als vorher. Andererseits fühl’ ich mich eigentlich gar nicht.«
    »Geht aufs Haus«, sagte sie. »Dafür, daß du länger als fünf Minuten mit mir gesprochen hast, ohne mir an die Titten zu gehen.«
    Ich verabschiedete mich von ihr und ging raus. Den Mann mit dem Schlapphut hatte ich ganz vergessen. Ich wankte um den Times Square auf der Suche nach einem funktionierenden Telefon. Ich fand schließlich eins und rief Alex bei sich zu Hause an. Er kam dran und sagte hallo; ich hängte sofort wieder ein. Ich bin sicher, er wußte, daß ich es war. Ich hasse es, wenn ich mich wie eine Vierzehnjährige benehme.

Zuviel Rennerei mit einem dicken Kopf

    Ich rief als erstes Alex an. Er schien nicht sehr erfreut über meinen Anruf. Es war zehn Uhr Montag morgen. Er erklärte sich bereit, sich in einer Stunde mit mir im Büro zu treffen. Mein Bett stank nach Tequila. Ich duschte mich und nebelte mich mit Love’s Baby Soft ein. Ich zog mich an — ein Tag wie geschaffen für Jeans und Turnschuhe — und ging raus. Die Sonne blendete mich. Ich hatte einen fürchterlichen Kater.
    Während der U-Bahn-Fahrt legte ich mir meine Verteidigungsrede zurecht. Alex und ich gingen uns einfach gegenseitig auf die Nerven. So was passiert halt schon mal bei einem harten Fall. Ich übte meinen Part laut ein, was zur Folge hatte,
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