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Der schwarze Ballon

Der schwarze Ballon

Titel: Der schwarze Ballon
Autoren: Valerie Frankel
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wegen meiner Krankheit. Außerdem hat sie es mir leichtgemacht. Martha und ich lernten uns im Treppenhaus kennen, als ich einzog. Bis dahin ging immer mein ganzes Geld für Nutten in der Orchid Lounge drauf. Ich lernte Belle bei BG & B kennen, als ich Martha von der Arbeit abholte. Belle lud mich zum Abendessen ein, und wir schliefen noch in derselben Nacht miteinander. Und der Rest ist Geschichte.«
    »Und Belle wußte von deiner... hm... besonderen Situation?«
    »Nein. Ich hatte vor, ihr das zu sagen, sobald wir verheiratet sein würden. Wenn ich gewußt hätte, daß Belle mich beschatten ließ, hätte ich es ihr schon eher gesagt. Oder sie hätte es von dir erfahren.«
    Ich sagte: »Und ich erzähl’ ihr was von Vibratoren und Staubwedeln mit Pimmelgriff.« Ich hatte ja keine Ahnung von seiner Krankheit gehabt. Wie hätte ich denn auch? Ich kriegte noch nachträglich ein schlechtes Gewissen, als ich daran dachte, wie oft ich die Beschattung von Johann einfach verschludert hatte. Johann war wohl nicht der einzige, der Belle ausgenutzt hatte.
    Johann sagte: »Belle liebte mich nicht. Ich war nur ein Spielzeug für sie.«
    »Davon weiß ich nichts.«
    »Aber Martha liebt mich wirklich. Sie würde alles tun, um mir zu helfen.«
    »Und der Samen im Kühlschrank, der ist deiner, richtig?«
    »Proben für Dr. Martin.« Wenn er die Wahrheit sagte, dann ergab alles einen Sinn, und es schien Johann zu entlasten. Aber nicht Martha. Meine Zigarette war bis zum Filter runtergebrannt. Ich ließ die Asche auf den orangenen Teppich fallen und verrieb sie mit der Sohle. Alex würde mich umbringen, wenn er das sehen würde.
    »Wie eifersüchtig, würdest du sagen, ist Martha?« fragte ich.
    »Ziemlich eifersüchtig, aber sie versteht, daß es halt nicht anders geht.«
    »Glaubst du, sie wäre eifersüchtig genug, um jemanden zu töten?«
    Er schüttelte heftig den Kopf und ließ seine blonde Mähne fliegen. »Nie und nimmer. Sie wäre dazu nicht fähig. Und außerdem war sie bei mir, als Belle starb.«
    »Ihr zwei habt schon so einiges erzählt, um euch gegenseitig zu decken.«
    »Ich sage die Wahrheit«, sagte er fast beschwörend. Ich war nicht überzeugt.
    »Könntest du dir vorstellen, daß Martha Belle und Cheryl Luftballons mit deinem Samen drin schicken würde, um ihnen Angst einzujagen?« Er sagte: »Unmöglich. Sie weiß, wie wichtig die Proben für Dr. Martins Untersuchungen sind. Sie würde nicht einen Tropfen davon verschwenden.« Aber da, wo das Zeug herstammte, gab es jede Menge Tropfen Nachschub.
    »Was weißt du von diesen Gedichten?«
    »Nicht mehr, als daß Belle auch welche bekam und glaubte, sie wären von mir. Ich stritt es ab, aber sie glaubte mir nicht. Übrigens hat Martha die Gedichte erst gekriegt, seit Belle tot ist.« Er wurde ein bißchen grau im Gesicht. »Wir müssen Martha finden. Diese Gedichte könnten die Verbindung sein.« Johann wurde zappelig. Ich vermutete, er mußte mal wieder dringend ein bißchen Liebessaft loswerden.
    Die nächste Frage war: Was sollte ich mit Cosmos machen? Ich ging zu ihm. Er schien nicht mehr so verängstigt wie anfangs, also knallte ich ihm erst mal eine. Ich beschloß, an seine Vernunft zu appellieren.
    Ich sagte: »Cosmos. Du hast die Wahl. Ich bringe dich zur Polizei und zeige dich wegen versuchter Vergewaltigung an. Wenn du meinen Freund Johann verpfeifst, wird er dir im Knast Gesellschaft leisten, und ich glaube, das würde nicht gerade zu einem Vergnügen für dich werden.« Cosmos schaute verstohlen auf Johann und seinen mächtigen schwedischen Oberkörper. Ich fuhr fort: »Option Nummer zwei: Wir lassen dich laufen. Aber vorher nimmt Johann sein Messer und schlitzt dir deinen großen griechischen Schwanz der Länge nach auf wie einen Hot dog, damit garantiert ist, daß du mich nicht mehr belästigen kannst. Entscheide dich. Du hast fünf Sekunden Zeit.«
    Er entschied sich für die erste Möglichkeit. Ich band ihm die Hände auf dem Rücken zusammen und brachte ihn mit einem Taxi zum Revier. Cosmos und ich erzählten der Polizei, er hätte versucht, mich zu vergewaltigen, und ich hätte ihn allein überwältigt. Sie buchteten ihn ein, und das war’s dann. Johann, beschlossen wir, sollte sich vorerst weiter in der Orchid Lounge versteckthalten. Ich übernahm die Aufgabe, Martha zu suchen. Johann wollte mir dabei helfen, aber ich lehnte das kategorisch ab. Ich konnte nicht riskieren, daß er geschnappt wurde und im Knast an Spermavergiftung starb. Er würde
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