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Der schwarze Ballon

Der schwarze Ballon

Titel: Der schwarze Ballon
Autoren: Valerie Frankel
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Tisch und steckte mir eine Zigarette an. Ich sagte: »Ich dachte, du wärst im Knast.« Johann blickte nicht sofort auf. Er ließ die Messerspitze langsam zu Cosmos’ entblößten Genitalien runtergleiten. Cosmos wimmerte. Johann sagte: »Ich hatte mich in der Orchid Lounge versteckt. Was für ein Glück, daß ich dich über die Straße gehen sah. Ich wollte zu dir, um mit dir zu sprechen.«
    »Ich hatte diesen Kerl genau da, wo ich ihn haben wollte«, log ich.
    »Wenn du ihn da haben wolltest, wo er war, dann kann ich dir eine gute Therapeutin empfehlen.«
    »Doch nicht unsere Freundin Deb aus der Orchid Lounge?« fragte ich.
    »Genau die.«
    »Ich hätte gar nicht gedacht, daß wir irgendwelche gemeinsamen Freunde haben — außer Belle natürlich.« Johann bugsierte Cosmos auf die Beine. Ich schnippte meine Kippe weg und humpelte zu ihnen. Ich machte Cosmos die Hose wieder zu und rammte ihm herzhaft das Knie in die Eier. Er knickte vornüber. Johann hielt ihn an den Haaren fest.
    »Was willst du mit ihm machen?« fragte Johann.
    »Bringen wir ihn zu Do It Right. Und Johann — vielen Dank auch.«
    Er lächelte. Hab’ ich eigentlich schon erwähnt, daß Johann ein supernetter Typ ist? Wir machten uns auf den Weg zum Büro, ich humpelnd, Johann den heulenden Griechen hinter sich herschleifend. Ich wollte Antworten von Cosmos. Aber Hut oder nicht, ich hatte inzwischen entschieden, daß er nicht der Kerl war, der Martha überfallen hatte. Der Würger war anders vorgegangen. Nicht ein einziges Mal während des Vergewaltigungsversuchs war Cosmos mit seinen Händen auch nur in die Nähe meines Halses gekommen.

Voyeurismus mit Hindernissen

    Cosmos setzte sich nach Kräften zur Wehr, aber Johann war er nicht gewachsen. Wir fesselten ihn mit Pflasterband aus meinem Erste-Hilfe-Koffer an den Stuhl. Er flennte und jammerte, das Band würde ihm ins Fleisch schneiden. Ich gab ihm die letzten Tropfen von meinem Klienten-Amaretto, um ihn zu beruhigen. Es half nichts.
    Das Telefon klingelte. Ich zögerte einen Moment, dann ging ich dran. Es war Cheryl. Sie wartete seit Stunden beim Midnight auf mich. Es war bereits zehn Uhr durch. Ich sagte ihr, sie solle ein Taxi nehmen, nach Hause fahren und die Tür abschließen. Ich hätte jetzt Wichtigeres zu tun. Sie zischte, ich wäre ein verdammtes Miststück und würde keinen Cent von ihr sehen, dann legte sie mit einem inbrünstigen »Leck mich« auf. Ich sagte: »Okay. Dann wollen wir jetzt mal ganz gemütlich plaudern.«
    Johann sagte: »Was sollen wir mit ihm machen?«
    »Wenn wir ihn zur Polizei bringen, dann wird er ihnen sagen, daß du mich gerettet hast, und du hast sofort die Bullen am Arsch. Wenn wir ihn laufenlassen, ist er bei der nächsten Gelegenheit wieder hinter mir her. Und offen gesagt, Johann, bei aller Liebe, aber mein Arsch ist mir wichtiger als deiner.«
    »Was schlägst du also vor?« fragte Johann.
    »Daß wir einen Deal machen.« Ich steckte mir eine Zigarette an. »Ich brauche Informationen, und du mußt zusehen, daß du dir die Polizei vom Hals hältst. Fang also an zu reden.«
    »Um eins klarzustellen«, sagte er, »ich finde das ganz schön link von dir, mich jetzt hier quasi zu erpressen. Ich hab’ dich immerhin aus einer ganz schön gefährlichen Situation befreit.«
    Das hatte er in der Tat. Ich sagte: »Fang’ an, indem du mir sagst, mit wem du in den letzten Tagen gebumst hast. Mit Cheryl Stingon vielleicht?«
    Johann starrte mich verdutzt an. »Cheryl wie? Ich kenne keine Cheryl.«
    »Tut mir leid, Johann«, sagte ich. »Sie war sowohl auf der Beerdigung als auch bei der Testamentsverlesung, und sie spielte eine große Rolle in Belles Leben. Du weißt verdammt genau, wer Cheryl ist. In dem Zusammenhang fällt mir übrigens wieder ein, daß ich euch zwei nach der Beerdigung in inniger Zweisamkeit habe Weggehen sehen.« Johann sah mich verwirrt an. Ich inhalierte eine Ladung Rauch und sagte: »Wir haben jetzt zwei Möglichkeiten: wir können jetzt ein paar Stunden hier rumsitzen, uns im Kreis drehen, nichts geregelt kriegen und uns mehr oder weniger beschissen fühlen. Oder du könntest versuchen, mir zu vertrauen. Du hast an diesem Punkt nicht mehr viel zu verlieren.«
    Johann wand sich auf seinem Stuhl. Schließlich sagte er: »Cheryl und ich haben uns ein paarmal gesehen. Zwei- oder dreimal vielleicht. Nichts Besonderes.«
    »Weiß Martha davon?«
    »Natürlich.«
    »Warum macht sie das mit?«
    »Das mußt du sie selbst fragen.«
    »Das würde ich
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