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Der schwarze Dom

Der schwarze Dom

Titel: Der schwarze Dom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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du denn mit deinen zwanzig letzten Lohnüberweisungen gemacht?«
    »Ich habe teure Gewohnheiten.«
    »Erzähl mir keinen Scheiß.«
    »Ich geb’ Harve meine Gehaltsschecks, und er läßt mich dafür auf seinem Motorrad hinten draufsitzen«, sagte Paula, zündete sich die Zigarette an und blies eine Rauchwolke in den Himmel. Harve war der Bursche, mit dem sie zur Zeit herumhing. Er war einer der wenigen in ihrer Clique, die ein Motorrad hatten. Er hatte einen tollen Körper, Lederstiefel und einen Charakter, der etwa so attraktiv war wie ein Stück vertrocknete Salami. Tracie betrachtete ihn als Paulas Versuch, Joe zu vergessen.
    »Du kotzt mich an«, sagte Tracie. »Zumindest an Rick könntest du denken, bevor du nein sagst. Zumindest er könnte mit nach Berkeley gehen.«
    Paula schaute zum See hin und zu den lebenslänglich lächelnden Schwänen. »Ich fürchte«, sagte sie leise, »die Ärzte dort sind noch teurer.«
    Tracie blieb abrupt stehen. »Was ist denn mit der Versicherung von eurem Vater?«
    »Sie ist verfallen. Passiert, wenn man die Prämien nicht zahlt.«
    »Machst du Witze? Rick ist nicht versichert? Bei dem, was du verdienst, kannst du seine Arztrechnungen doch gar nicht bezahlen!«
    »Womit du recht hast, meine Liebe.«
    »Kannst du nicht eine andere Versicherung abschließen?« wollte Tracie wissen.
    »Sie versichern alle nur gesunde Personen.«
    »Wieso haben deine Eltern sie verfallen lassen?«
    »Weil sie gleichgültige, ignorante Arschlöcher sind«, erwiderte Paula. »Noch Fragen?«
    »Ne. Tut mir leid.«
    Paula warf ihre Zigarette auf den Boden und trat sie auf dem Gras aus. »Mir auch.« Unvermittelt legte sie die Hand über die Augen. »Gott noch mal.«
    »Paula«, begann Tracie und wollte den Arm um sie legen. Paula winkte ab.
    »Es ist zu heiß für so ‘ne Scheiße hier«, sagte sie und ließ die Hand wieder sinken. Ihre Augen waren gerötet. »Er ist krank, Tracie. Er wird nicht auf die Uni gehen. Er wird überhaupt nicht hier weggehen. Und ich dann auch nicht.«
    »Wie krank ist er?«
    »Das habe ich den Arzt auch gefragt. Ich hab’ erwartet, daß er mir sagt, wie Rick in ein paar Jahren als wirklich Behinderter endet. Und weißt du, was er gesagt hat?«
    »Nein.«
    Paula lachte bitter. »Er meinte, er könnte sterben. Kannst du dir das vorstellen?«
    »Nein.«
    Paula hob an, hielt aber sofort wieder inne. »Ich aber«, sagte sie schließlich.
    »Wie lange hat er ihm gegeben?«
    »Ein Jahr. Drei Jahre. Sie wissen es nicht.«
    »Aber an Muskeldystrophie muß man doch nicht sterben. Es gibt eine Menge Fälle, wo die Leute ewig weiterleben.«
    »Ich denke mal, das hier ist keiner dieser Fälle.«
    Tracie fiel es schwer, das alles zu akzeptieren. Genau das aber war das Problem. Man wollte nicht sehen, wie sich sein Zustand verschlechterte, man richtete den Blick lieber auf seine Stärken. Was machte es schon, daß er ein paar Tage die Woche nicht zur Schule kam? Er hatte doch überall Einsen.
    »Vielleicht gibt es bald ein Mittel für ihn«, sagte Tracie. »Irgend etwas wird schon auf den Markt kommen.«
    »So was hat Joe mir auch immer erzählt.« Paula schüttelte den Kopf. »Nichts wird auf den Markt kommen. Tut es nie.«
    Den Rest der Anhöhe gingen sie schweigend hinauf. Es war ein steiler Anstieg; die Läufer mußte es davor grausen.
    Weder Tracie noch Paula waren überrascht darüber, daß Rick recht gehabt hatte und die Stelle wirklich Punkt 3 auf Mister Partridges Liste war.
    Kein Mensch war in der Nähe. Sie waren wohl die ersten. Ihre Stimmung stieg, als ihnen klar wurde, daß sie vielleicht zusammen nach Hawaii fliegen würden.
    Tracie wünschte sich, zu viert nach Hawaii zu fliegen.
    Carl neben Cessy zu sehen, das hatte ihr förmlich das Herz zerrissen.
    Diesmal war der Gegenstand eine weiße Socke. Im Karton lag ein Dutzend davon, und seitlich waren die Worte WEISSE SOCKE abgedruckt. Auch der nächste Hinweis stand darauf. Im Gegensatz zu den vorhergehenden bestand er nicht aus der zweiten Hälfte eines Satzes. Er lautete: »Dieser Junge ist unsere letzte Hoffnung.« – »Nein, es gibt noch eine andere.«
    »Von wem ist das?« klagte Paula.
    »Diese Zeilen hören sich irgendwie bekannt an«, meinte Tracie.
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    »Was hat das mit dem Satz Die beste Auswahl zu tun?«
    »Gib mir ein paar Minuten«, sagte Tracie.
    Paula stopfte sich eine der Socken in die Tasche. »Laß uns zu Rick zurück, bevor Mister Tom und seine Bande aufkreuzen.«
    Sie machten sich

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