Der schwarze Fürst der Liebe
tränenüberströmten Jungen im Stroh hatte ihm einen Stich ins Herz gegeben. Warum war er so ein gefühlskaltes Monster? Er hatte diese Art der Erlösung durch die Frau nicht gebraucht und es nur getan, um Matthias auf Abstand zu halten. Ich kann nur noch töten und verletzen, dachte er. Aber die Sache war geschehen und es gab nichts mehr zu sagen. Er machte sich für den Besuch beim König bereit und sah, wie Matthias sich, rotwangig vor Aufregung, bemühte, seine Dinge ordentlich zurechtzulegen.
Sie brachen auf. Er hatte den Wirt entlohnt, denn sie würden nicht zur Herberge zurückkehren. Mortiferius plante, sie für den Winter in ein gemietetes, preiswertes Haus am Rande der Stadt einzuquartieren.
So beeindruckend und prunkvoll das Schloss von außen war, so hochherrschaftlich und solide war es von innen.
»Mortiferius«, sagte er zu den Wächtern am Eingang des Schlosses und zeigte sein Schreiben. Die Wachtposten salutierten und ließen sie ein. Ja, ich bin der Mörder, der das Turnier gewonnen hat – mir wird Respekt gezollt, dachte Mortiferius grimmig.
Einer der Männer geleitete sie durch die Gänge mit den massiven Mauern aus grauen Felsquadern. Wie auch in der Burg des Fürsten Mordersberg, zierten Flaggen, Wandteppiche und Bilder die Wände des Schlosses.
Der Herold, in einer dunklen Uniform mit einem federnbesetzten, hohen Hut, empfing sie an einer mit schwarzen Ziernägeln beschlagenen Türe. Er studierte ebenfalls das Schreiben des Königs, das Mortiferius ihm wortlos hinhielt.
Sofort öffnete er die schweren Türflügel und stieß mit seinem Stab auf den bunten Steinfußboden, um Aufmerksamkeit zu erringen: »Mortiferius, der Gewinner des Turniers«, blaffte er. Er hielt Matthias zurück, der ihm folgen wollte.
»Und du gehst in die Küche und lässt dich einweisen, wie du zu bedienen hast«, zischte der Herold dem Jungen zu.
Matthias blickte fragend zu seinem Herrn, und Mortiferius nickte.
»Geh«, wies er ihn kurz an. Er durfte den König nicht warten lassen.
Der Herrscher saß bereits in einem geräumigen, mit hunderten Kerzen erhellten Speisezimmer, am Kopf einer langen Tafel. Die Königin hatte an seiner linken Seite Platz genommen, der Stuhl rechts von ihm war unbesetzt. Auf beiden Längsseiten des Festmahls speisten jeweils acht adlige, festlich gekleidete Gäste, die sich dabei lebhaft unterhielten. Obst, Blumen und Speisen waren dekorativ auf dem Tisch angeordnet. Bedienstete hasteten umher, um die Anwesenden zu bewirten.
Der Monarch winkte ihn heran. Mortiferius trat zu ihm und verbeugte sich tief.
»Setzt Euch hierher. Verzichten wir auf irgendwelches Protokoll«, befahl der König.
Mortiferius neigte den Kopf. Er war durch die Zeit beim Fürsten mit den adligen Sitten vertraut. Er nahm neben den Herrscher Platz.
»Ich gratuliere Euch zum erfolgreichen Turnier.«
»Danke, Majestät!«
»Es war ein guter und fairer Kampf. Ihr seid wendig und geschickt. Was war das für eine Rüstung, die Ihr trugt?«
»Sie wurde von einer Freundin aus Schweinehaut gefertigt.«
»Ich verstehe – ein seltenes Stück.«
»In der Tat«, bestätigte Mortiferius.
»Ich habe jetzt allerdings ein Problem, denn Ihr habt den Kommandanten meiner Palastwache erschlagen.«
»Das tut mir leid. Ihr kennt doch sicher geeignete Männer, um ihn zu ersetzen.«
»Der fähigste Mann dafür sitzt neben mir«, ließ der König vernehmen und sah ihn mit seinen blauen Augen über dem eisgrauen Bart an. Die Königin hatte das Gespräch verfolgt, blickte zu ihm und lächelte huldvoll. Eine schöne, dunkelhaarige Frau in einem weißen, eleganten Kleid.
Mortiferius überlegte. Mit so einem Angebot hatte er nicht gerechnet. Eigentlich wollte er das Geld und die Urkunde des Grundbesitzes abholen.
»Was schlagt Ihr vor?«, fragte er den Herrscher.
»Ich habe im Moment zwanzig Palastwachen, die eingesetzt und geschult werden müssen. Traut ihr Euch zu, diese Männer auszubilden?«
Mortiferius nickte bedächtig. »Das sollte kein Problem darstellen.«
»Ihr werdet die Uniform der Wache tragen und ein ordentliches Quartier innerhalb des Schlosses beziehen. Ihr bekommt einen ausreichenden monatlichen Sold«, – er nannte eine großzügige Summe – »Feldzüge werden zusätzlich entlohnt.«
Das war ein gutes Angebot. Es hatte ununterbrochen geschneit. Mortiferius sah, wie sich der Schnee draußen auf den Fensterbänken der bleiverglasten Fenster türmte. Würde er der Palastwache beitreten, wären er und
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