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Der schwarze Fürst der Liebe

Der schwarze Fürst der Liebe

Titel: Der schwarze Fürst der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat McCraw
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Uniform oder zwei«, bemerkte der Diener sachlich. »Soll ich Euch den Hofschneider schicken?«
    »Ich bitte darum.«
    Der Mann nahm die Kiste, verbeugte sich und verließ ihr neues Quartier.
    Mortiferius schritt zum Fenster, die Hände auf den Rücken gelegt und schaute auf die tanzenden Schneeflocken draußen auf dem Schlossplatz.
    Wie ging es nun weiter mit ihm? Wurde er nun weggeschickt? Sein Gebieter wandte sich zu ihm um. Matthias war es in diesem Moment, als hielte Mortiferius sein Herz in beiden Händen und könnte es nach Belieben zerquetschen. Er zitterte.
    »Wie du siehst, haben wir nun zwei Zimmer«, sagte der Herr lächelnd. »Du kannst dir dieses hier«, er deutete auf die Tür des Nebenraumes, »zu deiner Schlafkammer machen.«
    Erleichtert warf Matthias sich vor ihm auf die Knie.
    »Danke, Herr! Danke, dass Ihr mich nun nicht von Euch entfernt.«
    »Gäbe es denn einen Grund das zu tun?«, fragte Mortiferius lauernd.
    »Nein, Herr! Ich möchte Euch dienen wie bisher.«
    Es klopfte an der Tür. Matthias erhob sich schnell und eilte, um zu öffnen. Der Schneider stand davor, um die Maße für die Uniform zu nehmen.
    Währenddessen besichtigte Matthias den Nebenraum. Dieser hatte, im Gegensatz zu dem Zimmer seines Herrn, nur ein Fenster, das ebenfalls auf den Schlosshof wies. Augenscheinlich hatte es auch beim Grafen zur Unterbringung des Knechts gedient. Matthias würde nichts daran ändern müssen. Er warf sich auf das schmale Bett und streckte sich zufrieden aus.
    Mortiferius betrat seine Stube. Er trug nur die schwarze Lederhose, sein Haar hing ihm fast bis zum Hosenbund herunter. Er hielt eine Schere in der Hand.
    »Schneide mir das Haar ab«, befahl er und setzte sich mit dem Rücken zu Matthias auf einen Schemel.
    Matthias war entsetzt. »Es ist doch wunderschön so!« Aber er stand auf und trat hinter ihn.
    Mortiferius reichte ihm die Schere. »Nein, ich bin jetzt der Hauptmann der Palastwache. Die Haare sind zu lang. Kürze sie bis zu den Schulterblättern.«
    Matthias seufzte – na, das ging ja noch.
    Sorgfältig begann er das Haar abzuschneiden. Die goldbraunen Strähnen segelten auf den Holzfußboden. Matthias’ Fingerspitzen berührten beim Schneiden flüchtig Mortiferius’ nackten Rücken. Wie glatt seine Haut dort war. Bis auf die Narben, die seine Kämpfe verursacht, und die sich weiß und kantig in sein Fleisch gefräst hatten.
    Mortiferius war zufrieden und erhob sich. »Räume auf und hole aus dem Speiseraum etwas Brot und Käse für das Abendessen. Ich bin in einer Stunde wieder hier. Außerdem kontrolliere meine Kleidung. Ich muss morgen noch ohne Uniform zu dem Treffen gehen. Kümmere dich besonders um die Stiefel – und vergiss die Rüstung nicht.«
    Er verließ das Zimmer.
    Matthias stand vor dem leeren Schemel und bückte sich langsam zu den goldbraunen Strähnen. Er strich sie glatt, bündelte sie und umwickelte sie mit einem Schnürsenkel. Dann küsste er sie, atmete begierig Mortiferius’ Geruch ein.

    Trotz der späten Stunde schritt Mortiferius interessiert durch das hell erleuchtete Schloss – ein Luxus, den sich Fürst Mordersberg nie geleistet hatte – überall Kerzen und Öllampen brennen zu lassen. Er hielt einen Diener an und fragte nach der Bibliothek. Sie war nicht schwer zu finden.
    Der ausladende zweistöckige Gebäudeteil mit der Galerie war ebenfalls beleuchtet, was darauf schließen ließ, dass er gerne und oft benutzt wurde. Der König besaß mindestens drei Mal so viele Bücher wie der Fürst. Sie standen Wand hoch in den Bücherborden und stapelten sich sogar auf dem wertvollen Fußboden mit den Einlegearbeiten. Einladende, bequeme Sitzmöbel vervollständigten den gemütlichen Raum.
    Mortiferius schritt langsam die Regale ab. Er versuchte zu begreifen, nach welchen Themen die Schriften sortiert waren. Wissenschaft, Religion, Sprachen, Romane und Gedichte.
    Er griff nach einem Gedichtband mit Poesie von Dschela ed-Din Rumi, blätterte und las:
    Der schwarze Fürst der Liebe.
    Liebe hat mich des Schlafs beraubt: Das tut Fürst Liebe.
    Fürst Liebe pfeift auf Seele und Vernunft.
    Ein schwarzer Löwe ist er, hungrig und wild,
    der nur das Herzblut trinkt von Liebenden.
    Fürst Liebe packt dich sanft und schleift dich dann
    zur Grube: Stürzt du hinein, schaut er gelassen zu.
    Fürst Liebe ist ein Despot, ein herzloser Richter,
    der Unschuldige foltert und missbraucht.
    Fall du ihm in die Hände, und du weinst Ströme,
    entflieh ihm und du gefrierst zu

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