Der schwarze Fürst der Liebe
Nun besaßen sie nicht nur Geld und Gut, sondern Mortiferius hatte auch Einfluss gewonnen. Dazu kam, dass es so schien, als würden sie ab sofort in dem wunderbaren, ausladenden Schloss wohnen. Was würde das für ihn bedeuten? Er musste es dringend herausfinden.
Also trug Matthias gehorsam die Servietten umher, nachdem der König erneut Platz genommen hatte. Er reichte Mortiferius eine davon. Der blickte kurz auf, erkannte ihn und lächelte. Viel zu selten zeigte er seine ebenmäßigen, weißen Zähne. Matthias hatte augenblicklich wieder ein Kloß im Hals und wurde rot.
»Freust du dich über diese Neuigkeiten?« Der Junge nickte heftig.
»Darf ich dann noch bei Euch wohnen oder muss ich in den Gesindestuben nächtigen?«
»Das werden wir sehen.«
Damit war er entlassen.
Sein Herz sank. Eventuell packte Mortiferius nun die Gelegenheit beim Schopf, um ihn aus seiner Nähe zu entfernen. Jetzt, wo er wusste, wie es um seine Gefühle bestellt war. Bestimmt durfte er die persönlichen Dinge seines Gebieters noch weiter pflegen, aber das gemeinsame Wohnen und Schlafen hätte vielleicht ein Ende.
Matthias rang mit den Tränen – sah sich bereits in einer großen Gesindekammer mit zehn anderen Männern, ohne seinen Herrn. Er blickte zu Mortiferius, der sich mit der Königin unterhielt. Bitte Herr, betete Matthias, lass mich bei dir bleiben!
Der Monarch hob die Tafel auf. Mortiferius würde nur noch auf Einladung beim König speisen. Sein Platz war nun bei den Soldaten der Palastwache, die einen eigenen Trakt des mächtigen Anwesens bewohnten.
Er wartete auf Mortiferius, als dieser den Speisesaal verließ, und lief neben ihm her.
»Wisst ihr schon wo Euer Quartier ist?«
Sein Herr nickte, antwortete jedoch nicht. Er ließ ihn weiterhin im Ungewissen, was seine Zukunft betraf, und Matthias wünschte, dass er ihm endlich etwas sagte. Aber sein Gebieter schwieg. Sie betraten den Westflügel des Schlosses, wo ihnen im Flur zwei Soldaten der Palastwache in prächtigen, blauen Uniformen begegneten.
Höflich neigte Mortiferius den Kopf zum Gruß – noch war er nicht als Hauptmann vorgestellt. Die Männer zögerten – kannten sie ihn doch nicht. Er blieb so stehen, dass er den beiden den Weg versperrte. Matthias wich eingeschüchtert an die Wand zurück.
Sein Herr nahm die Gelegenheit wahr: »Mein Name ist Mortiferius. Ich wurde soeben vom König als neuer Kommandant der Schlosswache eingesetzt.«
Die Gardisten gafften einen Moment, salutierten dann leicht verunsichert.
»Ihr seid der Gewinner des Turniers, der den Grafen Marten auf dem Gewissen hat?«, stieß der rothaarige Soldat erbittert hervor. Seine Hand zuckte zu seinem Schwert. Auch der andere runzelte feindselig die Brauen.
»Das würde ich nicht empfehlen«, bemerkte Mortiferius kalt. Matthias bewunderte seine Ruhe. Es war eindeutig, dass sie in diesem Teil des Schlosses nicht willkommen waren.
»Ich werde morgen früh die Palastwache zusammenrufen. Ich bitte einen der Herren mir die Quartiere zu zeigen«, fuhr Mortiferius ungerührt fort.
Die beiden Gardisten widersetzten sich nicht. Hatte der König ihn wirklich als ihren Vorgesetzten berufen, war es nicht sehr klug ihn zu reizen. Trotzdem blieb Matthias in Deckung.
»Komm, Matthias.« Mortiferius sah sich nach ihm um.
Die Soldaten schritten vorneweg. Sie zeigten ihnen den Speiseraum, eine Art große Sport- und Reithalle, die ebenfalls zum Exerzieren benutzt wurde und letztendlich auch die Quartiere der Palastwache. Mortiferius bedankte sich höflich und bat die Männer, den Termin für die morgendliche Versammlung zu verbreiten. Sie salutierten – sein Herr erwiderte den Gruß, und sie waren entlassen. Matthias stieß unhörbar die Luft aus, glücklich, dass sein Gebieter eine Autorität ausstrahlte, der sich kaum jemand zu widersetzen wagte.
Die ehemalige Unterbringung des Grafen befand sich am Ende des langen, recht engen, Ganges. Die Türe stand offen. Ein Diener war eben dabei, die persönliche Habe des toten Befehlshabers in eine Kiste zu packen. Er hob den Kopf, als er Mortiferius und ihn im Flur stehen sah.
»Ich bin Mortiferius, der neue Kommandant der Palastwache. Bitte zeig mir mein Quartier«, stellte sein Herr sich vor.
Der Lakai zeigte sich wenig überrascht und führte sie durch zwei gut eingerichtete Zimmer. Der größere Raum hatte sogar einen dicken Teppich auf dem Boden und hübsche, bunte Wandbehänge. Die Fenster gingen auf den Innenhof des Schlosses.
»Ihr braucht eine
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