Der schwarze Fürst der Liebe
offensichtlich, dass Burghard die Männer aus Mitleid in ihre Hütte einladen könnte.
Während sie ununterbrochen schnatterte und er zustimmend nickte, sobald sie in seine Richtung blickte, packte sie einen Holzteller voller Hirschfleisch. Den stellte sie auf den Tisch, reichte ihm ein dickes Stück Fladenbrot und einen Steingut-Becher Bier. Endlich! Er schüttete das Bier in einem Zug herunter und hielt ihr mit bittendem Blick den Becher wieder hin.
»Na du bist mir einer!«, strahlte sie, aber füllte ihn sofort.
Dank Beate war er innerhalb kurzer Zeit darüber unterrichtet, was während seiner Abwesenheit auf dem Hof geschehen war: die üblichen Zankereien – nichts Besonderes. Beruhigt schaufelte er sich den Hirscheintopf mit einem Holzlöffel in den Mund.
»Und nun sag endlich, woher du die Frau hast!«
Er bemerkte, dass er ihr bereits eine Weile nicht zugehört hatte. Sollte er ihr die Wahrheit sagen? Bartel sah ihren heischenden Gesichtsausdruck und antwortete nur: »Sie ist die Schwester von Maus. Ich habe den beiden erlaubt, einige Zeit hier zu verbringen.« Neuigkeiten sammeln und erfahren, aber keine verbreiten – das war seine Spezialität.
Beate seufzte. »Na du wieder!« Sie tätschelte seinen Kopf. »Willst du die Mütze nicht mal zum Essen abnehmen?«
Das erinnerte ihn an die Läuse und an das überfällige Bad. Er beschloss, das Unvermeidliche am nächsten Tag in Angriff zu nehmen. »Danke für das Essen, Beate!« Er erhob sich, stopfte noch zwei große Stücke Fladenbrot in die Taschen, fing ihren flotten Lauf mit einem Arm ab und presste sie an seine Brust.
Sie kicherte. »Na dann gute Nacht!« Sie schob ihn freundschaftlich aus der Haustür in die kühle Nachtluft.
Bartel hatte Fox und Max verboten die Häuser zu betreten, deshalb warteten die beiden schweren Hunde draußen auf ihn. Er warf ihnen das Brot zu, das sie geschickt in der Luft fingen und sofort verschlangen. Sie wedelten freudig. Mit einem Seitenblick sah Bartel nach Godeke und Elsbeth. Sie kauerten eng aneinander gedrängt an einem kleinen, flackernden Feuer, das ihren einzigen Schatten riesig vor dem grauen Felsgestein erscheinen ließ.
Er fühlte, dass er nach dem Vorfall im Haus einlenken musste, deshalb ging er langsam, flankiert von den Hunden, zu ihnen. Die beiden sahen mit fragenden Gesichtern zu ihm auf.
»Wie wäre es, wenn wir mit dem Bau eurer Hütte begännen, bevor es Winter wird?«, fing er versöhnlich an.
Augenblicklich kam Leben in die Zwei. Godeke erklärte, dass sie mit dem Bau sofort nach Arnests Rückkehr von der Jagd beginnen würden. Die Holzstämme seien hergerichtet.
Bartel nickte zufrieden über deren Einsicht. Nun war eine erfolgreiche Überwinterung für alle gesichert. Er wusste, dass die Huren etliches Hirschfleisch gedörrt und einige der großen, ebenfalls gestohlenen, Steinkrüge mit Kohl und Gemüse gefüllt hatten. Voller Wohlbehagen dachte er an seine beiden schwarzen Wildschweinschinken. Einer hing kühl in der Höhle, der andere baumelte in seinem Haus in einer Ecke an der Decke. Kraut und Gemüse konnten fehlen, wenn es nach ihm ging.
Seine Gedanken waren abgeschweift und er hatte Godeke und Elsbeth nur noch mit halbem Ohr zugehört. Deshalb richtete er seine Aufmerksamkeit erneut auf ihre plappernden, im Feuerschein rötlich glühenden Gesichter. »Und stell dir vor Bartel, Herlinde ist schwanger!«
Er stutzte. Ein Kind? Von wem? In ihrer Lage? Er fasste sich augenblicklich. »Was für eine dumme Dirne«, stieß er hervor und grübelte einen Augenblick. Ihm war klar, dass das einen zusätzlichen Aufwand für die Gruppe bedeuteten konnte, und nahm sich vor, keine Rücksicht darauf zu nehmen. Sollte Arnest sich um seine Hure kümmern. »Du wirst ihr hoffentlich nicht nacheifern, Elsbeth.« Die schüttelte den Kopf.
Er erhob sich. Das gute Essen machte sich bemerkbar. Lähmend fuhr ihm die Müdigkeit in die Knochen. Bartel winkte den beiden zu und ging mit schleppenden Schritten zu seiner Haustür. Er hatte genug gehört.
Die Hunde ließen sich auf ihren Plätzen vor dem Haus nieder. Er sah den roten Feuerschein unter der Tür schimmern, dachte an Engellin und beschloss die Nacht im Stall zu verbringen. Er mochte Tiere und ihre Ausdünstungen, die ihm nicht als Gestank erschienen.
Bartel drückte die warme Kuh zur Seite und warf sich auf den duftenden Heuhaufen in der Ecke des Schuppens. Er beglückwünschte sich, während seiner Abwesenheit der zuverlässigen Beate die
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