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Der schwarze Kanal

Der schwarze Kanal

Titel: Der schwarze Kanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Fleischhauer
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Das kann, wie im Fall der deutschen Einheit, glückhaft enden – aber eben leider auch in ein furchtbares Debakel münden. Einer der hellsichtigsten Kritiker des Euro-Projekts, der SPIEGEL -Herausgeber Rudolf Augstein, wies gleich zu Beginn darauf hin, dass es ein heikles Unterfangen ist, die Mentalität von Menschen ändern zu wollen. «Die Psychologie von Nationen kann nicht außer Acht bleiben, da hilft kein Befehl», schrieb er. Augstein waren alle romantischen Anwandlungen in der Außenpolitik suspekt, dazu hatte er seinen Bismarck zu genau studiert. Er wusste also, was kommen würde.
    Wie jetzt weiter? Eine Möglichkeit ist die Ausdehnung des Solidarbegriffs. Die Deutschen haben ja Übung mit Finanzausgleichen, sie praktizieren diese seit Jahren im eigenen Land. In Zukunft würde der brave Mann in Stuttgart dann eben nicht nur eine Stunde am Tag für die Brüder und Schwestern an der Saar und in Bremen arbeiten, sondern zusätzlich noch zwei für die weiter entfernten Verwandten in Spanien und Portugal. Es spricht allerdings einiges für die Annahme, dass der Nationalstaat die größte gesellschaftliche Einheit ist, in der eine solche Form der staatlich administrierten Solidarität funktioniert. Man wird dann sehen, ob sie sich auch über Sprachräume und Kulturgrenzen hinweg befehlen lässt.
    Wer eine solche Transferunion nicht will, muss über eine Verkleinerung der Euro-Zone nachdenken. Es ist nicht leicht zu erkennen, wie das gehen soll, ein solcher Ausweg ist von den Gründern nie bedacht worden. Aber wer den Maastricht-Vertrag in die eine Richtung bricht, kann das auch in die andere tun. Diese Tür ist jetzt offen. Kein Land haftet für die Schulden eines anderen, heißt es in dem Vertragstext. Diese Festlegung ist spätestens seit der Entscheidung des Bundestages zur Ausweitung des Rettungsschirms Makulatur.

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Spekulieren mit Soros
    Warum sind so viele wohlhabende Menschen links? Die kürzeste Antwort lautet: Weil sie es sich leisten können. Wer sich für linke Politik begeistert, muss ein entspanntes Verhältnis zum Geld haben, denn es wird in jedem Fall teuer, wie die Erfahrung lehrt. Tatsächlich sind es vor allem zwei Gruppen, die keinen Grund haben, sich vor linken Sozialisierungsplänen zu fürchten: diejenigen, die immer schon vom Geld anderer Leute lebten und damit gut gefahren sind – und die Glücklichen, die ihr Vermögen schon gemacht haben (und in Sicherheit wissen).
    Ein besonders schönes Beispiel für diese Art des Luxuslinken ist der Milliardär George Soros, der mit Währungsspekulationen zu beeindruckendem Reichtum gelangt ist und nun mit großer Regelmäßigkeit über die Ungerechtigkeit des Kapitalismus sinniert. Nahezu jede Protestgruppe aus der bunten Welt der Globalisierungskritik findet in ihm einen erklärten Sympathisanten. Derzeit sind es die Vertreter der «Occupy Wall Street»-Bewegung, die er öffentlich ins Herz geschlossen hat. «Ehrlich gesagt kann ich ihre Gefühle verstehen», verkündete er – was ihn selbstredend nicht davon abhält, aus sicherer Entfernung zum Epizentrum des Aufstands weiter seinen Geschäften nachzugehen.
    Dass Soros sich mit Geldvermehrung auskennt, steht außer Frage. Dafür spricht schon die Tatsache, dass er seinen berühmten Quantum Fonds der amerikanischen Finanzaufsicht entzog und in Offshore-Paradiesen wie den Niederländischen Antillen ansiedelte. Aber auch der Spekulant strebt nach Höherem. Weil Soros das Profitstreben irgendwann zu gewöhnlich erschien, entschloss er sich, Bücher zu schreiben. Sie enthalten zwar keinen neuen Gedanken, bringen diesen aber so kritisch unters Volk, dass er seitdem ein gern gesehener Gast ist, wenn man sich seine Vorbehalte gegen die Marktwirtschaft von einem Nutznießer derselben bestätigen lassen möchte.
    Besonders gern gesehen ist der Anlageexperte in Deutschland, wo man ihn nicht nur für einen Kenner der Finanzmärkte, sondern auch für einen bedeutenden Intellektuellen hält. Dass Soros in seinem Heimatland USA beileibe nicht den Ruf genießt, den er bei uns hat, kümmert hier keinen. Man kennt das Phänomen aus der Musikbranche: Auch David Hasselhoff hat es in den Staaten nie zu einer vergleichbaren Popularität gebracht wie in Deutschland; deshalb tourt er, solange es seine Leber erlaubt, ja so fleißig durch die hiesige Fangemeinde.
    Vermutlich ist diese Anhänglichkeit der deutschen Öffentlichkeit auch der Grund, warum sich Soros immer wieder ausführlich zur

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