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Der schwarze Krieger

Der schwarze Krieger

Titel: Der schwarze Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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wir: zum Beispiel die Serviette herabgefallen ist, und ihn schwindelig werden lässt, weil sie ihm einen Blick auf ihre süßen, früchtegleichen Brüste mit ihren hervorstehenden rosigen Brustwarzen gewährt. So eine Frau erobert Männer, wie gesagt, durch ihre Schönheit, aber auch durch ihre eindeutige Sinnlichkeit. Aus dem Grund sind, wie Augustinus uns warnt, «Frauen die größte Falle, die der Teufel dem Manne gestellt hat». Und die Bibel selbst gibt zu bedenken: «Alle Schlechtigkeit ist gering gegen die Schlechtigkeit einer Frau.»
    All diese Kniffe und Hurereien hatte Prinzessin Honoria von frühester Jugend an begriffen. Und sobald sich erste Anzeichen für ihr Heranreifen zur Frau zeigten, verlangte sie auch schon, wie man sich im Palast zuflüsterte, dass die Sklaven ihr zu Willen waren. Keine Agrippina, keine Messalina war je so verderbt wie sie. Und im moralisch fragwürdigen Palast zu Ravenna mit seinen etlichen zwanzigtausend Sklaven gab es keinen Mangel an willigen Lustsklaven, alle nur zu begierig darauf, ihrem Herrn oder ihrer Herrin zu Gefallen zu sein.
    Noch schockierender war die Tatsache, dass es der Prinzessin egal war, ob der Gefährte ihrer Lüste männlichen oder weiblichen Geschlechts war. Wie Sappho aus Lesbos, deren Werke – der Schicklichkeit sei Dank – meistenteils vergessen sind, richtete sich ihre Liebe nämlich nicht nur auf Männer; in einer Art falsch verstandener Großzügigkeit bezog sie sich auf die gesamte Menschheit.
    Eine Person schien für das sexuelle Erwachen Prinzessin Honorias in besonderem Maß verantwortlich zu sein. EinesTages gelangte ein neues Mädchen von den Sklavenmärkten in Alexandria in ihre privaten Gemächer. Sie hieß Sosostris, was schlicht «Schwester» im alten Ägyptisch bedeutet; ein typischer Kosename für eine Sklavin. Es gab auch andere Namen, die weit mehr als nur Zuneigung bedeuteten und ihre Träger daran erinnerten, dass sie dazu da waren, ihrem Besitzer Lust zu verschaffen, so etwa Begierde, Kuss, Vergnügen, Geliebte oder gar Verführung. Zu Sosostris hätten diese Namen sehr gut gepasst, denn sie hatte ein heißes Naturell. «Schwester» war vielleicht eine zweideutigere Bezeichnung, doch es gab nicht wenige Sklavenbesitzer, die ein perverses Vergnügen darin fanden, ihre «Schwester» nachts zu sich ins Bett zu rufen.
    Sosostris war etwa achtzehn oder neunzehn Jahre alt, eine Ägypterin, schlank und dunkelhäutig und sehr schön. Nun haben die Ägypter ja bekanntlich einen liederlichen Ruf, sowohl Männer als auch Frauen. So war in alten Zeiten, vor der Ankunft Christi, eine unvorstellbare Schlüpfrigkeit in Ägypten gang und gäbe: Die Frauen liefen nicht nur den ganzen Tag mit unbedeckten Beinen umher, sondern zeigten auch schamlos ihre Brüste! Abends saßen sie mit ihren Ehemännern und deren Freunden bei Tisch und unterhielten sich dreist mit ihnen, als wären sie den Männern ebenbürtig. Stolz reckten sie ihre vollen runden Brüste vor, die Höfe ihrer dunklen Brustwarzen verschönerten sie sogar noch durch wirkungsvolles Auftragen von Kosmetika und Rouge.
    Doch ich schweife ab.
    Die Sache mit Sosostris und Honoria erfuhr ich von einem anderen Schreiber am Hof von Ravenna, der es von der Ägypterin selbst hörte. Er hatte sie später zu sich ins Bett geholt und ein widerliches Prickeln dabei empfunden, sich ihre jugendlichen Abenteuer mit Männern und Frauen gleichermaßenerzählen zu lassen. Andere Zeiten, andere Sitten. Auch wenn es stimmt, dass sich kein Gerücht so schnell verbreitet wie irgendwelche Bettgeschichten, habe ich das Gefühl, dass die schockierenden Schilderungen des lüsternen Schreibers, die in meiner Phantasie nachwirkten, wahr sein könnten. Es sind Szenen, die ich mir immer und immer wieder vorgestellt habe, um herauszufinden, ob sie sich tatsächlich ereignet haben könnten, sodass es mir heute beinahe so vorkommt, als hätte ich sie selbst miterlebt.
    Prinzessin Honoria hatte die Angewohnheit, sowohl morgens als auch abends ein Bad zu nehmen, danach ein wenig auf ihrem Ruhebett zu liegen und sich von den Sklavinnen mit warmem, nach Rosenblüten duftenden Öl einreiben zu lassen. Bald, so musste man feststellen, war dies die alleinige Aufgabe von Sosostris geworden, die anderen Sklavinnen wurden währenddessen hinausgeschickt. Außerdem schienen die Blicke, die die Prinzessin und das Sklavenmädchen den ganzen Tag über wechselten, über bloße Sympathie, wie sie wohl zwischen einer Herrin und ihrer

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