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Der schwarze Krieger

Der schwarze Krieger

Titel: Der schwarze Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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Rücken völlig deformiert gewesen sei.
    Honoria lag über eine Woche lang schweigend da, ihre Gedanken kreisten um Verzweiflung, um Schmerz, Bitterkeit, Vorwürfe und Rachegedanken der schwärzesten Sorte. Obwohl sie Arrest hatte, gelang es ihr, mit anderen im Palast und auch außerhalb Kontakt aufzunehmen, indem sie ihnen reiche Belohnung versprach. Sie plante nichts Geringeres als ihren schwachsinnigen Bruder umbringen zu lassen; Eugenius, ihr Geliebter, der Sklave, sollte stattdessen den Thron erhalten. Es ist schwer zu entscheiden, ob man sie wegen ihrer Dreistigkeit hätte auslachen oder wegen ihres naiven Glaubens, ein Reich könne derart leicht gestürzt werden, hätte bemitleiden sollen.
    Der Plan wurde entdeckt, und nur knapp kam sie mit dem Leben davon. In hysterischer Wut verlangte Valentinian auf der Stelle ihren Tod und schwor, sie auch selbst zu töten, «und sei es mit einer Gewandnadel!». Galla konnte das verhindern. Sie überzeugte ihn davon, seine rebellische Schwester lieber weit weg ins Exil zu schicken. Der Kammerherr Eugenius,das verstand sich von selbst, wurde freilich zum Tod verurteilt, und zwar auf die langsamste und schrecklichste Art und Weise. Vor allem jene intimen Körperteile, die der kaiserlichen Familie solche Schande zugefügt hatten, wurden ausgedehnter, ständig wiederholter Folterung unterzogen. Doch wollen wir uns hierbei nicht aufhalten. Manche Strafen sind gerecht, aber nicht erbaulich.
    Ein paar Stunden später klopfte es mitten in der Nacht an Prinzessin Honorias Gefängnistür. Ihr Schweigen wurde als Zustimmung gewertet. Der schwere Türriegel wurde beiseitegeschoben und eine Silberplatte, die von einem roten Samttuch bedeckt war, hereingebracht. Zu jung und unschuldig, das zu vermuten, was sie hätte vermuten sollen, beugte Honoria sich vor und hob das Tuch an. Ihre Entsetzensschreie gellten durch den halben Palast.
    Schließlich wurde die Prinzessin, die gebrochen und vollkommen teilnahmslos wirkte, von ihrer Gefängniszelle zu den Gemächern der Frauen geführt. Dort wurde sie als Nonne eingekleidet und anschließend in Begleitung einer Wache zum Hafen von Ostia gebracht, wo sie ein Schiff nach Konstantinopel bestieg. Dort angekommen, wurde sie buchstäblich wie eine Gefangene hinter Gittern gehalten. Unter der unbarmherzigen Aufsicht der keuschen und freudlosen Pulcheria lebte sie in einem hohen Turm im kaiserlichen Palast des Theodosius. Inmitten einer Schar von lauter traurige Gesänge anstimmenden Jungfern war Honoria die einzige Nichtjungfrau.
    Es dauerte zwölf lange Jahre, bis die Welt wieder etwas von ihr hörte. Dann jedoch, als nämlich ihr außergewöhnlicher Plan, über dem sie voller Bitterkeit so lange gebrütet hatte, endlich ausgereift war, wurde die Welt in ihren Grundfesten erschüttert. Das westliche Reich wurde nicht zuletzt durchHonorias Rache zerstört. Man darf nie den Einfluss einer schönen Frau unterschätzen, die bereit ist, ihre Schönheit für das Erlangen der Macht einzusetzen. So wie Helena den Untergang Trojas bedeutete, so wurde Honoria das Verhängnis Roms.
    Noch nicht vor langem war eine heimliche Botschaft von den Hunnen an den Hof in Konstantinopel gelangt. Es war eine Nachricht von einem gewissen Bleda, der sich der rechtmäßige König der Hunnen nannte. Der fette, goldgierige König Ruga sei auf seinem Thron von einem geheimnisvollen Emporkömmling aus der Wildnis ermordet worden, einem gewissen Attila, einem verlorenen Sohn des Königshauses, der nun in reifem Mannesalter stand. Theodosius hörte die Nachricht und war beunruhigt. Er sandte sie weiter an Galla Placidia in Ravenna, denn sie wusste mehr über die Hunnen als er. Es war ein wildes Reitervolk, das über eine Generation lang friedlich und beinahe vergessen an der Grenze zu Pannonien gelebt hatte.
    Theodosius war dennoch beunruhigt, er hatte das Gefühl, dass ihm dieser neue Name etwas sagte. Gab es da nicht diese Geschichten von einem kleinen Jungen, der   …
    In Ravenna erhielt Galla die Nachricht persönlich. Sie machte ein Gesicht, wie Valentinian es noch nie an ihr gesehen hatte. Er war irritiert.
    «Was ist los?», fragte er. «Mutter! Was ist denn?»
    Ihr Gesicht war aschfahl, schockiert und zornig zugleich. Zunächst konnte sie gar nicht antworten und schüttelte nur ungläubig den Kopf. Schließlich flüsterte sie fast: «Die Hunnen haben einen neuen König.»
    «Diese stinkenden, schlitzäugigen Reitersmänner? Und? Was ist mit ihnen?», höhnte

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