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Der schwarze Krieger

Der schwarze Krieger

Titel: Der schwarze Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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Antike zu zeigen. Er sprach wenig, war klein, und es gelang ihm fast nie, sich auf normale Weise mit Frauen zu vereinigen. Wenn er es einmal tat, so aus einem blinden Hassgefühl heraus.
    Zum Verdruss vieler wurde das Vandalenreich in Nordafrika unter der Herrschaft des widerwärtigen Geiserich zu einer festen Größe. Roms Einflussmöglichkeiten nahmen immer mehr ab.
    Ausgemergelte, hungernde Flüchtlinge bevölkerten in zunehmendem Maße die Straßen Roms, vertrieben von dem blinden Wüten der Vandalen in Nordafrika. Winzige Holzboote schaukelten von der numidischen oder mauretanischen Küste aus übers Mittelmeer auf Italien zu. Die verzweifelten, hungrigen Mäuler wurden immer mehr, und die Kornvorräte immer weniger. Doch noch immer lebten die Menschen in den Tag hinein und wollten nicht wahrhaben, dass die blutschwarze Wolke nun bereits den gesamten Himmel dunkel färbte.

12.
Die Prinzessin und das Sklavenmädchen
    Die Jahre vergingen, und Valentinians Schwester, Honoria, wuchs zu einer jungen Frau heran. Kaum hatte sie jenes turbulente Alter von gerade einmal sechzehn Jahren erreicht, als sich ihr Name Honoria, die Ehrbare, schon als äußerst unpassend für dieses frühreife, vergnügungssüchtige Mädchen erwies. «Oh, unangebrachter Name», schrieb ein Mönch als Chronist. «Denn niemals gab es eine Frau, die so unersättlich war in ihren fleischlichen Gelüsten wie Prinzessin Honoria!»
    Während ich meine, dass es sich für einen niederen Schreiber wie mich nicht ziemt, das Verhalten eines solchen Mädchens zu beurteilen, sahen das viele andere Chronisten doch anders. Sie beschrieben Honoria als eine «Dämonin der Sinnlichkeit», einen «Sukkubus, der das Fleisch des Mannes entzündete und ihre Seelen aufrieb», und gar als «die in Scharlach gekleidete Große Hure, deren Erscheinen das Ende der Welt anzeigt». Kritischere Geister schrieben, sie könnten unmöglich die schrecklichen Erzählungen, die sie von ihrer Gier und ihrer Verderbtheit gehört hatten, wiedergeben – um es dann umso schamloser und detailfreudiger zu tun. Was die Wahrheit auch immer sein mag, als verantwortungsbewusster Geschichtsschreiber muss ich ohne Umschweife festhalten, was ich über sie gehört habe.
    Honoria wurde im Jahre 422, drei Jahre nach ihrem Bruder, als die Tochter des düsteren Flavius Constantinus und seiner keuschen, untadeligen Gattin Prinzessin Galla Placidia geboren.437 war sie also gerade erst fünfzehn Jahre alt. Nur drei Dinge im Leben schienen sie zu interessieren: ihren Körper noch schöner werden zu lassen, die Aufmerksamkeit anderer auf sich zu ziehen, seien es Männer oder Frauen, unds innliche Lust. Man hätte sich keinen größeren Unterschied zwischen Mutter und Tochter vorstellen können, und die Schlauköpfe im Palast behaupteten, Prinzessin Galla müsse ihre Tochter nicht von dem noblen, wenn auch schweigsamen Flavius bekommen haben, sondern eher in Folge einer Heimsuchung durch einen der unersättlichen und lüsternen Götter des heidnischen Pantheons. Vielleicht hatte ja Zeus Galla in Gestalt eines Goldregens besucht, wie Danae; oder als Schwan, so wie bei Leda. Denn Gallas Tochter, wie die Tochter Ledas, Helena von Troja, übte einen unwiderstehlichen Zauber auf Männer aus, zum einen wegen ihrer Schönheit, zum anderen aber wegen ihrer offensichtlichen Willigkeit. Auch sie war Ursache einer Reihe verhängnisvoller Ereignisse, ganz wie Helena, die hämisches Gelächter bei den Göttern hervorriefen. Die betrübliche Geschichte von Troja kennen die Götter nämlich unter dem Namen «der Zorn des Achilles», während die Menschheit den «Tod des Hektor» darin sieht.
    Wenn nicht Vater Zeus, so war es vielleicht der große Gott Pan oder irgendein Satyr mit aufgerichtetem Glied aus seinem Gefolge, der Honoria mit der keuschen und hochmütigen Galla zeugte, während diese in ihrer eiskalten Selbstbeherrschung dalag und schlief. Jedenfalls war die Ungleichheit zwischen Mutter und Tochter sehr groß, was oft genug zu Bemerkungen führte.
    Schönheit allein reicht bei einer Frau noch nicht aus, um Männer zu liebestollen Verrücktheiten zu animieren. Solch eine Frau muss auch eindeutige Signale geben, indem sie mit den Wimpern klimpert, indem sie dem Blick eines Mannesunerschütterlich standhält und diesen aus ihren tiefschwarz mit Kajal ummalten Augen erwidert, indem sie die hübschen karmesinroten Lippen schürzt und dem Mann sanft über den Arm fährt, indem sie sich vorbeugt, weil ihr, sagen

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