Der schwarze Magier
zu verstehen, dass er gehorchen würde. Rupert nahm die Hand weg, die dem König die Lippen verschloss, aber er blieb weiter auf ihm knien und auch das Schwert beließ er an Richards Kehle.
»Bei allen Heiligen, de Cazeville, was veranstaltet Ihr hier?«, keuchte Richard.
»Ich will Euch ein wenig Albdrücken bereiten, mein lieber König«, erwiderte Rupert.
Richard rang nach Luft. »Geht runter, die Überraschung ist Euch gelungen.« Er röchelte und sein Gesicht verfärbte sich dunkelrot.
Rupert schüttelte den Kopf. »Habt Ihr es schon nötig, Meuchelmörder zu dingen, um Eure Pläne durchzuführen?«, raunte Rupert und verlagerte sein Gewicht. Richards Augen schienen aus den Höhlen zu treten.
»Nein«, krächzte er. »Ich gebe Euch mein Wort!«
Mit einem unwilligen Schnaufen richtete Rupert sich auf und gestattete Richard, nach Luft zu japsen. Dieser krümmte sich zusammen und hob beschwörend die Hände. »Mein Ehrenwort!«
»Wenn ich Euch nicht so gut kennen würde, Sire, müsste ich Euch die Kehle durchschneiden. Ihr haltet Euer Wort und brecht es doch, wie bei Kaiser Isaak von Zypern.«
»Ich weiß, dass es sinnlos wäre, Euch zu belügen«, wisperte der König. »Doch Ihr müsst mir glauben, ich war es nicht. Es war Saladin selbst, der den Auftrag dazu gab. Er wollte auch mich ermorden lassen.«
Rupert hockte sich neben dem König nieder und spielte mit der Spitze des Schwertes an seiner Kehle. »Wer hat Euch das eingeflüstert? Eure weisen abendländischen Ritter und Bischöfe? Die beiden Mörder waren Schiiten. Ihr Anführer haust in den Bergen von Kadmus. Während des ganzen Krieges hat er sich herausgehalten und seine eigenen Geschäfte getätigt. Saladin bekämpft nämlich die Schiiten, weil sie seiner Auffassung nach nicht dem rechten Glauben des Islam angehören. Wieso sollte er dann ausgerechnet mit ihnen gemeinsame Sache machen?«
»Das weiß ich nicht. Ich gebe zu, ich mochte Konrad nicht und er hat sich mir ständig widersetzt, ja, es war Verrat an meinem Krieg. Aber Ihr kennt mich, ich bin ein Mann des offenen Kampfes. Niemals hätte ich ihn so hinterrücks beseitigen lassen.«
Rupert zog die Schwertspitze etwas zurück. »Wer beschuldigt Euch dann?«
Der König wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Der Bischof von Beauvais.«
Mit einem ungehaltenen Knurren steckte Rupert das Schwert zurück in die reich verzierte Scheide. »Vor dessen Haus in Tyrus der Mord geschah. Sire, es steht schlecht um Euch.«
»Mitnichten, ich habe eine gewaltige Beute gemacht, die mir die Eroberung Jerusalems gestattet.«
»Das behaupten Eure französischen Ritter, weil sie unbedingt den Erfolg für sich verbuchen wollen. Ihr irrt Euch gewaltig, Sire, Gold und Waffen werden ganz schnell unwichtig, denn etwas Wesentliches fehlt Euch: Wasser!«
Der König setzte sich auf den Rand seiner Pritsche. Rupert bemerkte mit Erschrecken, wie grau Richard im Gesicht geworden war. Mit einer Hand zog er unter seinem Umhang eine kleine Flasche hervor und warf sie auf Richards Liege.
»Der Sommer ist sehr heiß, der Durst quälend. Euer Unternehmen wird an diesem so unscheinbaren, farblosen, nassen Etwas scheitern: Wasser! Wisst Ihr, wie es ist zu verdursten? Erst klebt die Zunge am Gaumen, der Speichel wird dickflüssig und die Lippen springen auf. Der Urin wird dick und braun und stinkend. Im Kopf drückt es, die Augen gaukeln Euch Halluzinationen vor, ein riesiger See lockt, wo nur gleißende Wüste ist. Dann werdet Ihr verrückt, beißt in den Sand und spuckt Blut, das aus den gerissenen Schleimhäuten Eures Mundes sickert. Die Zunge wird schwarz, die Lippen ziehen sich zurück und legen die Zähne frei wie bei einem Totenschädel. Die Sonne brennt unbarmherzig, saugt jeden Rest von Leben aus Eurem verdorrten Körper. Das Hirn dreht sich im Kopf wie ein Kreisel und Ihr hört Stimmen, die es gar nicht gibt. Und dann fallt Ihr in ein grelles Feuer, das in Eurem Kopf explodiert, Euer Hirn verbrennt und befördert Euch auf die unangenehmste Weise vom Leben zum Tode. Fürwahr ein heldenhafter Sieg!«
Richard hatte ihm schweigend zugehört. Er blickte in Ruperts schwarze Augen, als dieser sich zu ihm herabbeugte und ihn eindringlich anstarrte. »Gebt es auf, Sire. Ihr seid König und habt ein Land jenseits des Meeres zu regieren. Vergeudet nicht Eure kostbaren Kräfte für etwas, das Euch nie gehören wird. Euer Neffe sehnt sich nach dem Königsthron von Jerusalem, deshalb drängt er Euch zu dieser wahnwitzigen
Weitere Kostenlose Bücher