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Der Schwarze Mandarin

Der Schwarze Mandarin

Titel: Der Schwarze Mandarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hetzen. Wir sind überall, hat der Daih-Loh von München gesagt.«
    »Zum Teufel, dann schützen Sie sich und Ihre – Frau, indem Sie mir heute noch die Unterlagen geben.«
    »Nur im Tausch. Neuer Paß gegen Informationen, mit denen Sie die Triaden zerschlagen können. Auch das ist ein einmaliger Vorgang und wird Sie berühmt machen, Herr Probst. Es ist noch nie gelungen, eine ›Drachenstadt‹ zu säubern und eine Triadenfamilie festzunehmen. München wird zum Vorbild werden und Sie vielleicht Polizeipräsident.«
    »Darauf lege ich keinen Wert.« PP steckte die Paßfotos ein. »Ich werde den irrsinnigen Tausch vorschlagen. Aber wie kann ich Sie unterrichten?«
    »Ich rufe bei Ihnen an. Jeden Tag. Und wenn Sie sagen: Es ist okay, dann treffen wir uns wieder hier im See-Hotel von Thun. Einverstanden?«
    »Ich muß wohl. Aber ob ich die anderen maßgebenden Herren davon überzeugen kann? Da wage ich keine Vorhersage. Die Bürokratie ist eine schwerfällige Maschinerie. Aber das wissen Sie ja.«
    »Denken Sie und Ihre Herren immer daran: Es bleibt nur wenig Zeit. Die Triaden und die Russen stehen bereit, loszuschlagen.«
    PP und Rathenow trennten sich wie gute Bekannte.
    *
    Als habe jemand auf einem bröckelnden Felsen einen Stein losgetreten, der nun mehr und immer mehr Steine mitriß und schließlich als alles vernichtende Steinlawine zu Tal donnerte, so überschlugen sich jetzt die Ereignisse.
    Während Rathenow jeden Tag beim 13. Dezernat anrief und immer wieder hörte: Noch keine Entscheidung, lief durch die Familie 14K der Triaden eine Welle der Wut und der Anklagen.
    Es begann damit, daß Hong Bai Juan Fa nicht mit dem Schutzgeld bei Min Ju erschien, das er am Montag, nach dem guten Sonntagsgeschäft, hätte einkassieren sollen. Min wartete großzügig noch einen Tag, dann rief er, ziemlich verwirrt, bei Rathenow an. Niemand nahm den Hörer ab, obgleich es schon 23 Uhr war.
    Große innere Unruhe erfaßte Min Ju. Zuerst dachte er, daß sein bester Cho Hai der Polizei doch in die Finger geraten sei, was eigentlich unmöglich war, wenn es nicht irgendwo einen Verräter gab. An etwas anderes dachte Min Ju überhaupt nicht – er vertraute Hong Bai Juan Fa völlig, so wie man einem Bruder vertraut, deshalb hatte er ihn in der letzten Zeit auch nicht mehr überwachen lassen. Außerdem hatte Hong Bai Juan Fa den Blut-Eid geleistet und den symbolischen weißen Hahn geköpft. In Gedanken hatte Min Ju noch viel mit ihm vor, wollte ihn zum Abteilungsoffizier ernennen und zum Führer aller Grassandalen im oberbayerischen Bezirk. Er hatte vom Gao Lao in Hongkong schon die Erlaubnis bekommen und wollte ihn damit zu seinem Geburtstag überraschen. Es mußte also etwas Außergewöhnliches geschehen sein.
    Min Ju fuhr mit seinem schwarzen Jaguar nach Grünwald. Er traf auf die Putzfrau, die gerade von außen die Fenster putzte. Min grüßte höflich und zeigte auf die offene Haustür.
    »Ist Herr Rathenow zu sprechen?« fragte er.
    »Nein!« Die Putzfrau musterte den dicklichen Chinesen und schüttelte den Kopf. »Der Herr Doktor ist verreist.«
    »Verreist?« In Min Ju schlug eine Alarmglocke an. »Und der Gast aus China?«
    »Das Fräulein ist auch verreist.«
    »Mit ihm?«
    »Ich nehme es an. Sie sind beide fort.«
    »Für wie lange?«
    »Woher soll ich das wissen? Aber lange können sie nicht wegbleiben – sie haben kaum Garderobe und Wäsche mitgenommen …«
    »Danke.«
    Min Ju ging zurück zu seinem Wagen, setzte sich hinein und legte die Stirn gegen das Armaturenbrett. Das Erkennen der Wahrheit warf ihn einfach um, riß sein Herz auf und machte ihn für ein paar Minuten handlungsunfähig. Dann kehrte die Vernunft wieder, er startete den Wagen und fuhr zurück in die Innenstadt.
    Hong Bai Juan Fa ist geflohen, dachte er und fühlte, wie es kalt in seinem Inneren wurde. Er hat seine Familie verraten, er hat die 36 Blut-Eide gebrochen, er ist jetzt der am meisten gesuchte Feind der Triaden geworden. Er hat alles zerstört, er hat mich verraten, er, mein Lieblingsschüler, den ich in mein Herz geschlossen, der eine so große Zukunft hatte. Jetzt wird er gejagt werden, ganz gleich, wo er sich zu verstecken sucht. Wir werden ihn hetzen – von Kontinent zu Kontinent –, bis wir seinen Kopf zwischen seine Füße legen können. Welch ein dummer, untreuer Mensch ist er. Ich hätte nie vergessen dürfen, daß er ein Europäer ist und kein Chinese. Ein Mensch, der kein Gesicht hat …
    Min Ju ließ alle seine Verbindungen

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