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Der Schwarze Mandarin

Der Schwarze Mandarin

Titel: Der Schwarze Mandarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schweizer Kriminalbeamte, die München als Amtshilfe erbeten hatte. Andererseits, sagte er sich, ist die Besprechung mit diesem Peter Probst auch die einzige Chance, für immer der Rache der Triaden zu entfliehen.
    Liyun stand am Fenster des Schlafzimmers und blickte in das weite Adelbodener Tal und auf den Kranz der bizarren Berge. Die Koffer standen noch unausgepackt in der Mitte des Zimmers.
    »Es ist schön hier«, sagte sie, als Rathenow eintrat. »So still, so friedlich.«
    »Da solltest du mal den Winter erleben, wenn hier die Skirennen stattfinden.«
    »Dann ist hier alles voller Schnee?«
    »Tief verschneit.«
    »Ob ich jemals Schnee sehe … außer auf Bildern und Postkarten? Einmal einen Schneeball machen und dich damit bewerfen, mich einmal im Schnee wälzen … das muß herrlich sein.«
    »Ich fürchte, diese Freude kann ich dir nicht machen. Wo wir einmal leben werden, wird es keinen Schnee geben. Zum Beispiel in der Karibik – da hat es noch nie geschneit.« Er setzte sich auf die Kante des breiten Bettes und zeigte auf die Koffer. »Du hast noch nicht ausgepackt?«
    »Nein! Ist das nötig? Fahren wir nicht sofort weiter?«
    »Wir werden bestimmt zehn Tage hierbleiben. Es hängt davon ab, wie schnell oder langsam die Behörden arbeiten.«
    »Du hast mit der Polizei in München gesprochen?«
    »Ja. Der Chef des 13. Dezernates kommt nach Thun. Übermorgen.«
    »Ich habe Angst, Bi Xia …«, sagte sie leise. »Sie werden dich verhaften.«
    »Dann bekommen sie kein Wort aus mir heraus.«
    »Sie werden dich dazu zwingen!«
    »Das dürfen sie nicht. Es gibt in Deutschland keine Folter. Wenn sie mich in Thun verhaften, verbrennst du sofort alle Papiere über die Triaden. Dann stehen sie weiter vor einer undurchdringlichen Mauer, vor dem lächelnden Schweigen. Das weiß Herr Probst ganz genau! Es gibt für sie nur den Weg, kooperativ zu sein.«
    »Ich habe trotzdem Angst.« Sie setzte sich neben ihn und legte ihren Kopf an seine Schulter. »Du bist für sie auch ein Triade – und einem Verbrecher gegenüber gibt es kein Ehrenwort.«
    *
    Mit dem ersten Flugzeug war PP nach Zürich geflogen und dann mit einen Mietwagen weiter bis nach Thun gefahren. Wie geplant. Nur hatte er den dringenden Rat des Polizeipräsidenten nicht in die Tat umgesetzt: Er hatte die Schweizer Polizei nicht um Amtshilfe gebeten. Er spürte in sich eine Spannung, die sich wie ein Druck auf seine Brust legte, als er in der klaren Morgensonne den Thuner See vor sich sah, betupft mit den weißen Punkten einiger Segler. Es war noch zu früh für den großen Ansturm der Wassersportler … und bestimmt auch noch zu früh für die Begegnung mit dem geheimnisvollen Informanten.
    Peter Probst parkte vor dem Hotel, ging durch die mit Geschmack eingerichtete Halle und betrat die lange, verglaste See-Terrasse, auf der einige Hotelgäste frühstückten. Probst hielt die Abendzeitung in der Hand und sah sich fragend um. Ein Kellner kam auf ihn zu und fragte nach seinen Wünschen.
    »Frühstück zunächst. Nachher sehen wir weiter.«
    Er ließ sich an einen Tisch direkt am Fenster führen, setzte sich und sah sich um.
    Natürlich zu früh! Welch eine Dummheit, nicht nach der Zeit gefragt zu haben. Wenn bis nach dem Frühstück niemand gekommen ist, dachte PP, geh' ich am See spazieren und schaue ab und zu mal ins Hotel.
    Er faltete die Abendzeitung auseinander, aber er begann nicht, wie die meisten Leser, mit der Politik oder dem Sport, sondern mit der Kulturseite. Ihn interessierte die Kritik über die Oper ›Carmen‹, die vor zwei Tagen in München Premiere gehabt hatte.
    Er hatte kaum die ersten Zeilen gelesen, als sich ein Herr aus einem Sessel der Halle erhob und auf ihn zuging. Peter Probst bemerkte ihn erst, als er vor seinem Tisch stand. Mit einem Ruck sah er auf.
    »Herr Probst?« fragte Rathenow.
    »Richtig.« PP stand auf und gab ihm die Hand. Ein fester Händedruck und ein plötzliches, unerklärbares Vertrauen. »Sie haben mich nicht getäuscht. Sie sind der anonyme Informant. Sie haben sich nur das Haar gefärbt.«
    »Sieht man das?«
    »Ja, wenn man genau hinguckt. Im Scheitel wachsen die weißen Haare nach.«
    »Setzen wir uns doch.«
    Sie nahmen Platz, und der Kellner brachte aus der Halle ein halb ausgetrunkenes Glas Wodka mit Orangensaft nach.
    »Wie konnten Sie wissen, daß ich so früh komme?« fragte Peter Probst.
    »Die hilfreiche Logik: Bei einer so wichtigen Aktion kann es nie früh genug sein. Ich wußte, daß Sie das erste

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