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Der Schwarze Mandarin

Der Schwarze Mandarin

Titel: Der Schwarze Mandarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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abschlagen lassen? Hätten Sie das Mädchen wirklich geopfert? Wäre das nicht auch ein Mord gewesen? Ich habe in meiner Rolle als Triade nie einen Menschen angefaßt.«
    »Aber Sie haben die Morde miterlebt und haben keine Anzeige erstattet. Sie haben Schutzgelder eingetrieben und damit eine weitere schwere Straftat verübt. Soll ich Ihnen einmal aufzählen, was Sie, ohne daß ich Anspruch auf Vollständigkeit erhebe, schon auf der Latte haben? Erstens: Paßvergehen und Paßfälschung; zweitens: Mitglied einer kriminellen Organisation; drittens: Mittäterschaft bei Mord und schwerer Körperverletzung; viertens: Verdunklung bekannter krimineller Straftaten; fünftens: Täterschaft in Verbindung mit leichter Körperverletzung, denn Ihre Schutzgeldeintreibung ist nicht nur Erpressung, sondern auch eine Körperverletzung, und sechstens: Entziehung einer Strafverfolgung durch Flucht in das Ausland. Da stecken gut und gern fünfzehn Jahre Staatspension drin. Ist Ihnen das klar?«
    »Ich wurde dazu gezwungen, Herr Probst!«
    »Das ist kein Argument. Die Entscheidung lag immer bei Ihnen selbst.«
    »Ich hätte also das Mädchen töten lassen sollen?«
    »Es war eine Drohung. Ob sie es wirklich getan hätten …«
    »Sollte ich es darauf ankommen lassen? Ich habe die Fotos gesehen!« rief Rathenow.
    »Wir haben selbst Fotos genug von Triadenopfern. Grauenhaft. Aber ob in Ihrem Fall … das sind nur Hypothesen.«
    Rathenow erhob sich abrupt. »Sie sind also an der Dokumentation, die sämtliche Namen enthält, nicht interessiert?«
    »Aber doch! Setzen Sie sich, Herr Hans.« Peter Probst blickte Rathenow an, als wolle er sagen: Mann, ich möchte nicht in deiner Haut stecken. Und die Russen haben dich hierher in die Schweiz gebracht! Junge, Junge … »Ich könnte es mir leichtmachen«, fuhr er fort. »Ich könnte um Amtshilfe bitten und Sie verhaften lassen. Die Schweizer sind sehr hilfsbereit.«
    »Auch für diesen Fall ist vorgesorgt.« Rathenow setzte sich wieder. »Bevor ich zu Ihnen kam, habe ich meine Frau – nennen wir das Mädchen so – angerufen und ihr aufgetragen: Wenn ich in drei Stunden nicht zurück bin, verbrenne sofort alles Material. Dann haben Sie nichts in der Hand, nicht mal ein Geständnis, denn wir sind unter uns und haben keinen Zeugen für das Gespräch.«
    »Sie besitzen eine bemerkenswerte kriminelle Intelligenz. Wie also soll es weitergehen?«
    »Ich möchte Ihnen die Dokumentation verkaufen.«
    »Das ist absolut verrückt!«
    »Sie denken jetzt an Geld? Irrtum, Herr Probst. Ich brauche kein Geld. Ich schlage einen Tausch vor: Alles über die Münchner Triaden mit Namen, Adressen und Ortsangaben gegen eine neue Identität für mich und meine Frau und einen sicheren Platz zum Überleben. Das heißt: einen neuen Paß für uns beide mit Namen, die Ihre Behörde aussucht.« Er griff in die Brusttasche seines Sakkos und legte zwei Paßbilder vor PP hin. »Hier sind die Fotos.«
    Peter Probst nahm die Bilder vom Tisch und hielt sie nebeneinander. »Der Weißhaarige, von dem die Zeugen gesprochen haben – das ist er! Und das China-Mädchen … entzückend. Aber – ist sie nicht ein wenig zu jung für Sie? Ein halbes Kind …«
    »Sie ist 26.«
    »Was? Das sieht man ihr nicht an!«
    PP warf die Fotos auf den Tisch zurück und legte beide Hände über sie, als wolle man sie ihm wegnehmen. »Auf welchen Namen lauten Ihre jetzigen Pässe?«
    »Das ist für eine neue Identität nicht wichtig. Maßgeblich sollten die neuen Namen sein.«
    »Ich könnte Sie mit diesem Foto identifizieren, Herr … Hans!«
    »Was hätten Sie davon? Meinen richtigen Namen … aber keine Dokumentation über die Triaden.«
    »Wissen Sie, daß dies Erpressung ist?«
    »Nein! Es ist Notwehr. Notwendiger Schutz, um überleben zu können.«
    »Über diesen einmaligen Tausch kann nur das Bundeskriminalamt, ja, nur der Innenminister entscheiden. Ich bin hier völlig überfordert und habe keinen Einfluß auf irgendwelche Entscheidungen. Was Sie da vorschlagen, ist einmalig in der Kriminalgeschichte Deutschlands. Ich nehme an, der Fall wird bis nach Bonn zum Innen- und Außenministerium gehen!«
    »Und wie lange kann das dauern?«
    »O Himmel, wer weiß das? Dieser komplizierte Instanzenweg …«
    »Wir haben aber keine Zeit, Herr Probst. Erstens werden die Russen vorher angreifen, und der Bandenkrieg beginnt, und zweitens müssen wir so schnell wie möglich die Schweiz verlassen, denn die Triaden werden ihre Bruderschaft in Luzern auf uns

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