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Der Schwarze Mandarin

Der Schwarze Mandarin

Titel: Der Schwarze Mandarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Flugzeug nehmen.«
    »Kommen wir, ohne lange Umschweife, sofort auf Ihren Vorschlag zu sprechen.« PP trank einen Schluck Kaffee. »Sie sitzen schon lange in der Halle?«
    »Ja. Ich wollte sehen, ob Sie wirklich allein kommen.«
    »Unter den Gästen hier könnten Beamte sitzen.«
    »Nein. Es sind wirklich Hotelgäste.«
    »Sie wohnen im See-Hotel?«
    »Natürlich nicht.« Rathenow lächelte. »Sehe ich so dumm aus? Ich wohne irgendwo hier in der Nähe. Ist das wichtig?«
    »Nein.« PP schnitt ein Brötchen auf, bestrich es mit Butter und belegte es mit Schinken. Rathenow gefiel die lässige Art, wie Probst ein so heißes Problem anging, und das machte ihn noch sympathischer. »Was haben Sie anzubieten?«
    »Die gesamten Münchener Triaden.«
    »Das ist ein großes Wort. Und für mich persönlich ein Reizwort.«
    »Das kann ich nachempfinden. Die Polizei tappt wie blind herum.«
    »Bitte, sprechen wir nicht davon! Das regt meine Galle auf.« Probst biß in sein Schinkenbrötchen. »Also, Sie behaupten, Sie seien im Besitz aller Unterlagen über die Triaden: Namen der Triadenführer, ihre Killerkommandos, ihr Hauptquartier, ihre Pläne – so sagten Sie doch am Telefon …«
    »Ja, nur mit einem Unterschied: Ich behaupte nicht … ich habe diese Unterlagen.«
    »Wie können Sie das beweisen? Wie kommen Sie als Nichtchinese zu diesen bisher nie bekannt gewordenen Fakten?«
    »Nur ein kleiner Beweis, Herr Probst: Denken Sie an den Toten im Olympiapark. Voriges Jahr. Er blieb unbekannt.«
    »Er war so entsetzlich zugerichtet, daß man ihn nicht mehr identifizieren konnte. Das einzige, was wir feststellen konnten, war: Er war ein Chinese. Und damit war für mich klar: ein Triadenopfer. Wir haben, wie immer, gründlich ermittelt. Aber wir rannten nur gegen eine Mauer des Schweigens.«
    »Der Tote hieß Zhong Yushan, ein chinesischer Gastwirt aus München.«
    PP legte sein Brötchen auf den Teller. Er hatte plötzlich keinen Appetit mehr.
    »Welches Lokal?«
    »Das erfahren Sie später. Ich kenne auch den Mörder.«
    »Herr … Wie soll ich Sie anreden?«
    »Sagen Sie einfach Hans.«
    »Herr Hans, Sie machen sich strafbar! Sie sind verpflichtet …«
    »O Gott, nein! Kommen Sie mir jetzt nicht mit dem Gesetz. Ich weiß das alles. Ich wollte Ihnen nur einen kleinen Beweis geben, daß ich bestens unterrichtet bin.«
    »Das war kein Beweis. Ein Name! Sie können mir viele chinesische Namen nennen und nichts stimmt.«
    »Sie können alles, was ich Ihnen übergeben werde, später nachprüfen. Genauer gesagt: Sie werden in einer einmaligen Großrazzia die Triaden von München zerschlagen können.«
    »Also gut, wo ist das Material? Und warum übergeben Sie es mir? Doch nicht als gesetzestreuer Bundesbürger …«
    »Ja und nein.« Rathenow blickte hinaus auf den sich langsam belebenden See und sah dann wieder Peter Probst an. »Ich möchte Ihnen die Geschichte eines Mannes erzählen – fast klingt sie wie ein schauriges Märchen –, der aus Liebe zu einer Frau sein bisheriges Leben aufgeben mußte. Beachten Sie: mußte! Es gab für ihn keinen Ausweg als den Tod, seinen und den der Frau … aber er wollte leben, leben mit ihr. Das ist die Ausgangssituation und auch die Endphase. Ich fange an …«
    Und so erzählte Rathenow von seinem unglaublichen Schicksal … von seiner Reise nach China bis zu seiner gelungenen Flucht mit Hilfe der Russen-Mafia, von den 36 Blut-Eiden bis zu Ninglins Morden und Greueltaten, von den Schutzgeld-Touren bis zur Vorbereitung der Triaden für einen gnadenlosen Krieg gegen die Russen. Er verschwieg nichts … nur Namen nannte er nicht, nicht einen einzigen. Und natürlich gab er keinen Hinweis auf den ›Schwarzen Mandarin‹.
    Als er mit seiner Erzählung zu Ende war, sagte er:
    »Können Sie das verstehen, Herr Probst?«
    PP schwieg lange und blickte über den Thuner-See. Was er in der letzten halben Stunde gehört hatte, war so ungeheuerlich, so unglaublich, so einmalig, daß es schwer war, es für wahr zu halten. Ein Deutscher als Triade aus Liebe. Das Experiment, die Schutzgeldeintreiber durch Deutsche zu ersetzen und somit völlig der Observation der Polizei zu entziehen. Die Methoden der chinesischen Unterwelt. Der goldene Tempel unter der Erde … PP war überzeugt, daß der Mann die Wahrheit sagte.
    »Verstehen?« sagte er gedehnt. »Menschlich vielleicht, ich betone: vielleicht. Als Kriminalbeamter muß ich anders denken.«
    »Hätten Sie das Mädchen hinrichten und sich dann selbst den Kopf

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