Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe
Ranchero zum armen Manne geworden. Aber da zeigt sich in der Fluchtrichtung ein dunkler Strich; das müssen Bäume sein.
»
El rio, el rio; alli está el Beaver-Pond
– der Fluß, der Fluß; da ist der Biberteich!« rufen die Stockmen.
Ihre Peitschen und die eigene Todesangst treiben die Schafe zur Anstrengung der letzten Kräfte. Links liegt der Fluß, an dessen Ufer Bäume stehen; rechts erblickt man eine breite, seeartige Wasserfläche, in welche sich die Schafe stürzen, um von den Hirten noch weiter, viel weiter hineingetrieben zu werden. Die Rettung ist gelungen und das Wasser so seicht, daß die Tiere nicht ertrinken können. Jetzt hat das Feuer das Ufer erreicht und frißt sich an demselben weiter. Hirten und Schafe sind von dichtem Rauche umgeben, der das Atmen fast unmöglich macht. Die Hitze ist so groß geworden, daß die Stockmen absteigen und sich in das Wasser legen. Schafe und Pferde verhalten sich ruhig; sie fühlen, daß sie hier sicher sind.
Nach einer langen, langen Viertelstunde endlich verliert sich der Rauch; der Blick wird frei, und man kann die weite Prairie wieder vor sich liegen sehen, schwarz gebrannt. Nach wieder einer Viertelstunde ist die Erde so weit abgekühlt, daß die Schafe aus dem Wasser getrieben werden können; sie legen sich nieder, um von der rasenden Flucht auszuruhen; später sollen sie durch eine Furt an das jenseitige Flußufer gebracht werden, zu dem das Feuer nicht zu dringen vermochte und wo es also Gras zur Weide gibt. Das Packpferd wird entlastet, und die Stockmen entschädigen sich für die ausgestandene Angst und Anstrengung an dem reichlichen Proviant, den Federico aus Fort Terrel mitgebracht hat. Natürlich ist der Prairiebrand der ausschließliche Gegenstand der dabei geführten Unterhaltung. Es sind einige hundert Schafe, namentlich Lämmer, verloren gegangen; das zählt aber wenig gegen die tausende, welche gerettet worden sind. Dem in der Prairie liegenden Rancho hat das Feuer nichts schaden können, da derselbe von einem Yermo, einem sehr breiten, vegetationslosen Ringe umgeben ist, über den der Brand nicht greifen kann.
Gegen Abend sieht man einen Reiter heransprengen, es ist der Ranchero Urban, Federicos Vater. Er sucht den Beaver-Pond als den einzigen Ort auf, an dem er seine Leute und Schafe finden kann, falls sie sich gerettet haben. Welche Freude, als er sie erblickt und dazu den Sohn, den er auf der Heimkehr wußte und also auch vom Feuer überrascht glaubte! Er drückt ihn an das Herz und wiederholt im väterlichen Stolze die Umarmung, als ihm der alte Hirt den Hergang erzählt und dann hinzugefügt hat:
»
Habriamos sido los perdidos, somos dendor à sennor Federico de nuestra vida
– wir würden verloren gewesen sein und haben dem Señor Friedrich unser Leben zu verdanken.«
Das Straußenreiten der Somal
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Seit Deutschland in die Reihe der Kolonialstaaten getreten ist, hat sich unser schon vorher so reges Interesse für fremde Völkerschaften in der Weise vergrößert, daß es fast in jeder bedeutenderen Stadt unsres lieben Vaterlandes eine sogenannte »Völkerwiese« gibt, das heißt, einen öffentlichen Ort, an dem von Zeit zu Zeit die Vertreter der verschiedensten fremden Nationen in der Ausübung ihrer friedlichen und kriegerischen Künste zu beobachten sind. Wir haben Sioux und Pescherähs, Eskimos und Zulus, australische Buschmänner und Singhalesen, Ainos und menschenfressende Neger bei uns gesehen und sie alle in ihrem eigenartigen Thun und Treiben beobachten können. Gegenwärtig nun macht eine Karawane von Somal, welche als Nachbarn des unter deutschem Schutze stehenden Witu-Landes unsre regste Teilnahme erwecken müssen, die Runde durch die erwähnten Völkerwiesen, und wer Zeuge ihrer Schaustellungen gewesen ist, wird zu der Ansicht gelangt sein, daß der sogenannte schwarze Erdteil keineswegs nur von bildungsunfähigen Elementen bevölkert ist.
Die Somal bewohnen den östlichsten Teil von Afrika, dessen Spitze, Kap Guardafui und Ras Hafun, stets ein Schrecken der Seefahrer war. Die ihnen gehörige Künstenstrecke beginnt am Golf von Zeila, läuft bis zum Dschard Hafun fast gerade östlich, wendet sich dort südlich und wird dann vom Danaflusse abgeschlossen. Längs der See erstreckt sich die 60-100 km breite Küstenebene, sanft ansteigend und mit einer ärmlichen Vegetation von Akazien, Mimosen und Dornbüschen bewachsen. Darauf folgt, ganz plötzlich ansteigend, das Küstengebirge, dessen verhältnismäßiger Wasserreichtum
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