Der Schwarze Orden
langen Reihe von Booten erreicht, als Big Ben seinen Begleiter am Arm packte und stehenblieb. Auf dem Deck eines großen Motorboots strich ein glatzköpfiger Mann eine Kajütentür. Selbst die Kleider, die er zur Arbeit trug, waren modisch und teuer. Nichts deutete darauf hin, daß sich sonst noch jemand an Bord befand.
»Genau, was wir brauchen«, flüsterte Big Ben. »Sieht ganz so aus, als würde das Boot dem Kerl gehören. Hast du deine Sachen dabei?«
Jeff trug einen Stoffbeutel. Darin befanden sich mehrere Farbdosen und Pinsel sowie ein Gerät zum Abkratzen von Lack. Der Engländer hatte Hassan sehr detaillierte Anweisungen erteilt, die dieser an Big Ben weitergegeben hatte.
»Sonst niemand zu sehen«, flüsterte Jeff.
»Dann mal los…«
Jeff ging auf das Boot zu. Er sah alle möglichen Dinge auf Deck herumliegen – ein Splißeisen, eine aufgerollte Kette, einen Haufen Putzlumpen. Es war, als hätte der Mann gewußt, was sie brauchten. Lautlos stieg Jeff vom Kai an Deck. Als das Boot wegen seines Gewichts ins Schaukeln geriet, hörte der kahlköpfige Mann zu streichen auf.
Als er sich umdrehte, hatte Jeff das Splißeisen bereits aufgehoben. Er hielt es hinter seinen Rücken und ging auf den Mann zu.
»Ich habe mich verfahren«, sagte Jeff. »Ich will nach Vevey.«
»Tatsächlich?« Der Mann schien nicht begeistert über die fiese Visage, die er vor sich hatte. »Also, da müssen Sie einfach…«
Er kam nicht dazu, zu Ende zu sprechen. Jeff schlug ihm das Splißeisen mit aller Kraft auf den kahlen Schädel, so daß er zu Boden sank. Dann ließ Jeff die Waffe fallen, packte den Mann unter den Armen und zog ihn in den Bug, wo er nicht mehr zu sehen war. Big Ben reckte ihm vom Anleger seinen erhobenen Daumen entgegen.
Jeff stieg ins Ruderhaus hoch. Zu Hause in England, auf der Hamble in Hampshire, hatte er einige Erfahrung im Stehlen von Booten gesammelt. Das einzige Problem war, daß viel eicht jemand auf ihn aufmerksam wurde, wenn er den Motor anließ.
Währenddessen hatte Big Ben mit hocherhobenen Armen den beiden Männern in seinem Wagen vor dem Beau Rivage zugewinkt. Einer von ihnen hatte sich ans Steuer gesetzt, um zum Hafen zu fahren. Dort stieß er rückwärts auf den Anleger und blieb am Heck des Bootes so neben Big Ben stehen, daß die Gäste im Garten des Beau Rivage den Kofferraum des Wagens nicht sehen konnten.
Big Ben half den zwei Männern, große Säcke aus dem Kofferraum zu heben und an Bord des Bootes zu bringen. Gerade als sie damit fertig waren, kam am Hotel eine Gruppe von Motorradfahrern vorbei. Um die im Freien sitzenden Gäste zu ärgern, hielten sie direkt davor an und ließen die Motoren aufheulen. Den dabei entstehenden Lärm machte sich Jeff zunutze, um den Bootsmotor zu starten. Big Ben hatte die Leine, die um einen Poller geschlungen war, losgemacht. Jeff steuerte das Boot langsam auf den dunklen See hinaus und verschwand.
»Das Schlimmste hätten wir geschafft«, sagte Big Ben, als er sich wieder ans Steuer setzte.
»Les«, wandte er sich an den Mann, der den Wagen zum Hafen gefahren hatte und jetzt wieder auf dem Rücksitz saß. »Wissen die Jungs im anderen Wagen Bescheid?«
»Ich habe ihnen das verabredete Zeichen gegeben, als ich vorhin zum Hafen runtergefahren bin.«
Les war ein großer, drahtiger Mann mit einer gebrochenen Nase. Er war ein hervorragender Messerwerfer. Er war früher im Zirkus aufgetreten – bis er einem Mädchen, das anderer Meinung gewesen war als er, ein Messer in die Kehle geworfen hatte. Big Ben hatte ihn kennengelernt, als er sich im East End vor der Polizei versteckt hatte.
Als sie langsam die breite Straße am See entlangfuhren, erschien die dritte schwarze Limousine hinter ihnen. Big Bens Grinsen brachte eine Menge schlechter Zähne zum Vorschein. Seinen Leuten gegenüber hatte er den Eindruck erweckt, als wäre das Ganze sein Plan. Er ließ sich keine Gelegenheit entgehen, seine Position zu festigen.
Als er auf den See hinausblickte, war das Boot nicht mehr zu sehen.
»Läuft alles wie am Schnürchen«, sagte er mit sichtlicher Zufriedenheit.
»Aber wir sind noch lange nicht fertig«, sagte Les.
Sobald er weit genug vom Ufer entfernt war, schaltete Jeff den Motor aus und ließ das Boot einfach treiben. Dann zog er sich Gummihandschuhe an und machte sich an die Arbeit. Zuerst entkleidete er den Bootsbesitzer, dann hackte er ihm mit einer Axt, die er im Werkzeugschrank des Bootes gefunden hatte, beide Hände ab – damit der Mann
Weitere Kostenlose Bücher