Der Schwarze Orden
nicht aufgrund seiner Fingerabdrücke identifiziert werden könnte. Schließlich steckte er die Hände in zwei mit Blei beschwerte Beutel, die er aus dem großen Sack genommen hatte, in dem sich auch die Farbe und die Pinsel befanden. Anschließend nahm er sich das Gesicht des Mannes vor.
Nachdem er den Toten mit der Kette umwickelt hatte, die er an Deck gefunden hatte, steckte er ihn in einen großen Sack, den er fest zuband. Dann zog er die blutigen Gummihandschuhe aus und steckte sie in einen kleinen Beutel.
Er ging sich in der Kombüse die Hände waschen, kehrte ins Ruderhaus zurück, ließ den Motor wieder an und fuhr auf den See hinaus. Was er nun vorhatte, wollte er möglichst hinter sich bringen, bevor der Mond aufging. In der Mitte des Sees hielt er kurz an. Dieses Manöver wiederholte er zweimal.
Beim ersten Halt hievte er den Sack mit der Leiche über Bord. Beim zweiten warf er einen Beutel mit der ersten Hand ins Wasser. Beim nächsten den mit der anderen. Mit einem Seufzer der Erleichterung ließ er den Motor wieder an. Nach einer Weile hielt er noch einmal an. Im Licht einer Taschenlampe malte er einen grünen Strich um den gedrungenen Schornstein. Als er mit einer Spezialfolie, die er ebenfalls aus seinem Beutel geholt hatte, den Namen des Bootes überklebte, ging gerade der Mond auf. Die Folie war mit dem Namen
Starcrest V
bedruckt. Was dann kam, war ganz einfach – er entfernte die Schweizer Flagge, die am Heck flatterte, und ersetzte sie durch eine französische Flagge. Die Verwandlung war zwar nicht perfekt, aber das Boot würde nur einen Tag in Vevey vor Anker liegen und dann bei der Eliminierung der restlichen Mitglieder des
Institut
eine tragende Rolle spielen.
Bei der Ankunft in Ouchy hielt Tweed vor dem Eingang des Beau Rivage, der auf der dem See abgewandten Seite lag. Nachdem er den Wagenschlüssel einem Hoteldiener gegeben hatte, betrat er den alten Hotelpalast und ging, begleitet von Paula, Newman und Nield, an die Rezeption.
Wenige Minuten später kam auch Marler vorgefahren. Damit nicht der Eindruck entstünde, sie gehörten zusammen, hatte er auf Tweeds Anraten bei seiner Abreise vom Chateau des Avenieres separat ein Zimmer gebucht.
»Willkommen in Ouchy, Mr. Tweed«, begrüßte ihn die junge Frau an der Rezeption.
»Wir haben Ihnen wieder ein Zimmer mit Seeblick reserviert.«
»Besten Dank. Ich glaube, meine Freunde brauchen erst einmal dringend etwas zu trinken.«
Nach Erledigung aller Formalitäten ging er ihnen in die Hotelbar voraus. Bewundernd blickte Paula zu den herrlichen Stuckdecken des alten Hotels hoch. Sie war von der gediegenen Atmosphäre sichtlich beeindruckt.
Auch als sie den langen, breiten Gang hinuntergingen, betrachtete sie begeistert die elegante Einrichtung. Die geräumige Bar mit den bequemen Sesseln lag auf der linken Seite. An einem Flügel saß eine junge Holländerin und sang eine romantische Ballade.
»Das nenne ich Stil«, bemerkte Paula, als sie sich in einen der weich gepolsterten Sessel sinken ließ.
»Was darf ich Ihnen zu trinken bestellen?« fragte Tweed. »Normalerweise wären Sie sicher sofort auf Ihr Zimmer gegangen, Paula, aber ich finde, nach dieser langen Fahrt kann uns ein kleiner Drink nicht schaden.«
»Für mich ein Glas Wein, bitte. Das wird mir auf jeden Fall guttun. Endlich können wir ein bißchen ausspannen.«
»Wir können nirgendwo ausspannen«, erklärte Tweed mit Nachdruck. »Jedenfalls nicht, solange wir unsere Gegner nicht ausgeschaltet haben beziehungsweise sie uns.«
Nachdem er die Getränke bestellt hatte, lächelte er, um der Bemerkung etwas von ihrer Schärfe zu nehmen. Tweed hatte nur einen Orangensaft bestellt. Nachdem sie ihren ersten Durst gestillt hatten, wandte er sich an Paula und Bob Newman.
»Könnten Sie beide vielleicht noch einen Spaziergang am See unternehmen und sich den Sitz des
Institut
ansehen. Ihre Sachen können Sie auch später auspacken.«
»Wir kommen auch mit«, sagte Marler mit einem Blick auf Nield, der zustimmend nickte.
»Aber bitte in einigem Abstand, damit nicht gleich jeder sieht, daß wir zusammengehören.«
Tweed kannte eine Abkürzung zum See. Sie fuhren im Lift ins Erdgeschoß und verließen das Hotel. An den Tischen im Freien saßen immer noch Gäste.
Sie durchquerten den Park des Hotels, um auf der Uferpromenade in Richtung Vevey zu gehen. Der Mond war aufgegangen, und Paula blickte über den glitzernden See auf die hohen Berge von Haute-Savoie am anderen Ufer. Der
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