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Der Schwarze Orden

Der Schwarze Orden

Titel: Der Schwarze Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Blick war atemberaubend.
    Nach kurzem Marsch deutete Tweed auf eine leicht erhöht liegende Villa, die im Dunkeln fast unheilvoll über ihnen aufragte. Ihr schmiedeeisernes Tor war verschlossen. Ein paar Meter daneben war an der Einfassungsmauer eine beleuchtete Anschlagtafel angebracht. Sie enthielt, in englisch und französisch, folgende Ankündigung:
    ›Morgen um 22 Uhr findet eine Mitgliederversammlung statt.‹
    »Ich nehme mal an, daß alle noch lebenden Mitglieder davon in Kenntnis gesetzt wurden«, bemerkte Paula.
    »Möchte man zumindest meinen«, entgegnete Tweed in demselben finster entschlossenen Ton wie in der Bar. »Hier gibt es noch einen Seiteneingang.«
    Er blieb vor einer schmalen vergitterten Tür stehen, hinter der eine steinerne Treppe zu der Villa hochführte. Er rüttelte am Vorhängeschloß, aber es war zu. Nichts ließ erkennen, daß es vor kurzem geöffnet worden war.
    »Im Innern brennt kein Licht«, bemerkte Paula.
    »Wieso auch?« Tweed klang nun nicht mehr so angespannt. »Gehen wir lieber wieder zurück, bevor das Cafe Beau Rivage schließt. Sie sind bestimmt hungrig.«
    »Können Sie meinen Magen nicht knurren hören?«
    Auf der anderen Straßenseite, an eine Mauer gelehnt, warteten Marler und Nield und taten so, als blickten sie auf den See hinaus und bewunderten die herrliche Aussicht. In Wirklichkeit behielten beide die Villa des
Institut
scharf im Auge.
    Keiner von ihnen hatte jedoch den schwarzen Wagen in Richtung Vevey um eine Kurve verschwinden sehen. Der Engländer, der sich bei einem Besuch in der Villa deren Grundriß sehr genau eingeprägt hatte, hatte Hassan die baulichen Gegebenheiten in allen Einzelheiten beschrieben. Und der wiederum hatte sie an Big Ben weitergegeben. Die Bombe befand sich an Ort und Stelle.

34
    Sie hatten an einem abseits stehenden Tisch im Cafe Beau Rivage Platz genommen.
    Paula hatte es vorgezogen, als erstes etwas zu essen, statt auf ihr Zimmer zu gehen und sich umzuziehen. Um weiter den Anschein zu erwecken, als gehörte er nicht zu ihnen, hatte sich Marler an einen der Tische im Freien gesetzt, wo er den Ausblick auf eine Reihe auffallend schöner Frauen genoß.
    »Glauben Sie, zwischen den drei Killerinnen des Ordens gibt es irgendwelche Unterschiede?« wandte sich Paula beim Kaffee an Tweed. »Mir ist natürlich klar, daß sie alle für Geld morden. Aber sind sie auch alle gleich schlimm?«
    »Wenn Sie mich fragen, welche die schlimmste ist, würde ich sagen, Tina Langley.«
    »Warum?«
    »Monica hat Erkundigungen über sie eingezogen, und daraus geht eindeutig hervor, daß Tina Langley nur einen Gott kennt: den schnöden Mammon. Menschliche Gefühle bedeuten ihr nichts. Sie hat nie auch nur den Versuch unternommen, für ihren Lebensunterhalt zu arbeiten. Von Jugend an hat sie es nur darauf angelegt, Männer auszunehmen und sie dann, sobald nichts mehr bei ihnen zu holen war, kaltblütig abzuservieren.
    »Sonst noch etwas?« fragte Newman.
    »Ja. Zumindest Simone Carnot hat versucht, selbst für ihren Lebensunterhalt aufzukommen. Bevor sie in Paris eine Agentur für Models aufgemacht hat, war sie die – übrigens außerordentlich tüchtige – Chefsekretärin des leitenden Direktors eines großen Unternehmens gewesen. Was Karin Berg angeht, wissen wir alle, daß sie jahrelang für die schwedische Spionageabwehr gearbeitet hat. Ich weiß, wie gut sie war.
    Die beiden letzteren Frauen sind also erst relativ spät in ihrem Leben auf die schiefe Bahn geraten.«
    »Und Tina?« hakte Paula nach.
    »Ist ihr ganzes Leben lang nie einer festen Arbeit nachgegangen. Sie hatte noch nie genügend Verstand – oder auch Lust –, sich ihren Lebensunterhalt wie andere Leute auf ehrliche Weise zu verdienen. Wie bereits gesagt, hat sie nie etwas anderes getan, als reiche Männer auszunehmen. Richtig widerwärtig.«
    »Da kann ich Ihnen nur recht geben«, pflichtete ihm Paula bei. »Für so jemanden habe ich nur tiefste Verachtung übrig. Aber jetzt muß ich dringend schlafen.«
    »Diesen Luxus kann ich mir im Moment nicht leisten«, erklärte Tweed. »Aber ich will nicht klagen. Das gehört nun mal zu meinem Job. Ich muß mich in einem anderen Teil des Hotels mit jemandem treffen.«
    »Ich komme mit Ihnen«, sagte Newman rasch.
    »Seien Sie unbesorgt, Bob, ich brauche keinen Schutz.«
    Als sie vom Tisch aufstanden, erklärte Tweed, er wolle etwas frische Luft schnappen.
    Er ging nach draußen. Inzwischen kam vom See eine kühle Brise herauf. Nach einer Weile

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