Der Schwarze Orden
schwer bewaffnete Männer!«
»Das sind lauter Attrappen«, schrie Paula zurück. Durch ihr Fernglas hatte sie gesehen, daß sich keiner der ›Männer‹ an Bord bewegte und daß alle ihre Waffen wie Wachsfiguren immer in der gleichen Position hielten.
»Vorsicht!« schrie Tweed.
Einer der Männer aus den schwarzen Fahrzeugen war auf der anderen Seite der Mauer entlang gekrochen und hatte die Gruppe auf der Treppe zum Landesteg entdeckt. Er hatte sich halb aufgerichtet und zielte mit der Maschinenpistole auf sie. Paula wirbelte herum und schleuderte ihr Fernglas nach ihm. Es traf den Mann an der Nase. Er wankte, schüttelte den Kopf und hob die Maschinenpistole wieder. Paula gab aus ihrer Browning zwei Schüsse auf ihn ab. Sein nasses Haar klebte an seinem Kopf. Er taumelte und fiel in den Rinnstein, in dem das Wasser gurgelte.
Das unablässige Donnerkrachen übertönte das Gewehrfeuer, so daß die Szene an ein chaotisches Ballett wild durcheinanderrennender Männer erinnerte, die im Feuer von Becks Leuten einer nach dem anderen zu Boden gingen.
Von seinem Versteck auf dem Baum beobachtete Marler, wie sich ein besonders schlauer Ganove auf der anderen Seite der Mauer an Becks Männer heranzuschleichen versuchte. Als er die Stelle erreichte, von der er sie alle im Blick hatte, stand der Mann auf und brachte seine Maschinenpistole in Position. Doch Marler hatte längst sein Armalite im Anschlag und die Brust des Mannes im Fadenkreuz seines Zielfernrohrs.
Er drückte ab. Der Mann, der gerade Becks Männer hatte niedermähen wollen, zuckte zusammen, seine Maschinenpistole flog in hohem Bogen durch die Luft, und im nächsten Moment lag er auch schon leblos am Boden.
Plötzlich schössen aus dem vordersten Wagen Flammen hoch. Der Fahrer hatte vergessen, die Zündung auszuschalten. Im Schein des Feuers konnte Paula erkennen, daß sich niemand mehr rührte. Nur der Regen prasselte unaufhörlich auf die reglos auf der Straße liegenden Gestalten nieder. Dann kamen Becks Männer aus dem Seiteneingang und liefen die Straße entlang, um sich zu vergewissern, daß alle tot waren. Die Schlacht von Ouchy war vorbei.
Erschöpft ging Paula ins Hotel zurück. Tweed hatte sie am Arm gefaßt. Als sie an einer Straßenlaterne vorbeikamen, fuhr ein Mercedes mit einem Chauffeur am Steuer langsam in Richtung Genf davon. Hassan, der auf dem Rücksitz saß, schloß verzweifelt die Augen, als er Tweed und Paula entdeckte.
Gemächlich rollte der Mercedes auf die Straßensperre am Jachthafen zu. Paula drückte Tweeds Arm, als sie sah, wie der Mercedes durchgewinkt wurde.
»Irgendein hohes Tier, dem es in Ouchy nicht mehr gefällt…«
Währenddessen war ein anderer Wagen, ein Peugeot, die Straße zum Beau Rivage hochgefahren. Mario, der an seinem Steuer saß, hatte Tweed und Paula unter der Straßenlaterne durchgehen sehen. Er war noch wie benommen vom Anblick der vielen Toten, vom Toben des Gewitters. Weil er gesagt hatte, er hätte im Beau Rivage ein Zimmer gebucht, hatte er die Straßensperre am Jachthafen passieren dürfen, allerdings erst, nachdem sich die Polizei durch einen Anruf an der Rezeption von der Richtigkeit seiner Behauptung überzeugt hatte. Er hatte genauso wie ein gewisser Ashley Wingfield aus Genf angerufen und sich ein Zimmer reservieren lassen.
»Ich bin bis auf die Haut durchnäßt«, sagte Paula. »Jetzt möchte ich nur noch eine heiße Dusche. Ich werde heute nacht sicher nicht schlafen können.«
Über eine Stunde später kam sie in ihrem Zimmer aus der Dusche und zog sich an. Als sie aus dem Fenster blickte, sah sie einen großen Lastkahn in die Mitte des Sees hinausfahren. Sie erinnerte sich, wie Beck gesagt hatte, er würde die riesige Bombe auf seine Art entsorgen. In diesem Moment klopfte jemand an die Tür. Es war Tweed. Sie schenkte ihm etwas von dem Kaffee ein, den sie sich aufs Zimmer hatte bringen lassen.
»Sehen Sie mal aus dem Fenster«, forderte sie ihn auf. »Ich mache das Licht aus, damit wir besser sehen können.«
Sie hatten eine ganze Weile am Fenster gestanden, ohne daß einer von ihnen etwas sagte, aber beide waren voll bei der Sache. Inzwischen hatte der Lastkahn mit seiner gefährlichen Fracht die Mitte des Sees erreicht.
Das Unwetter hatte nachgelassen, und mit einem Mal war es seltsam still und friedlich geworden. Paula schenkte ihnen beiden Kaffee nach, und sie tranken schweigend.
»Sie werden heute bestimmt erst etwas später aufstehen«, sagte Tweed schließlich.
»Früher
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