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Der Schwarze Orden

Der Schwarze Orden

Titel: Der Schwarze Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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eingetroffenen Passagiere zu überprüfen. Weil Tina Langley einen modischen Hut mit einer weit nach unten gebogenen Krempe trug, hatte er den Fehler gemacht, auf das Foto zu sehen. Außerdem hatte er sich einen Moment von ihrer atemberaubenden Figur ablenken lassen. Den teuren Anzug hatte ihm Beck geliehen, damit seine Tarnung überzeugender wirkte. Tina schlenderte kess auf ihn zu und ging so nahe an ihm vorbei, daß ihm ein Hauch ihres Parfüms in die Nase stieg. Er hielt das Foto hinter seinem Rücken. Sie riß es ihm aus der Hand und sah es an. Erschrocken wirbelte Keller herum. Sie lächelte verführerisch.
    »Haben Sie diese Frau gesehen?« fragte sie. »Das ist meine Zwillingsschwester. Sie hat mich angerufen, um mir zu sagen, daß es ein Problem gegeben hätte.«
    »Ihre Zwillingsschwester?«
    Keller war sichtlich durcheinander. Diese Frau hatte ihm buchstäblich die Sprache verschlagen. Handelte es sich hier etwa um ein peinliches Versehen?
    »Ja, meine Zwillingsschwester«, fuhr Tina Langley fort, fest entschlossen, sich seine Verwirrung zunutze zu machen. »Rosemary.«
    »Rosemary?«
    »Sie ist Engländerin. Wie kommen Sie überhaupt zu einem Foto von ihr? Was soll das Ganze?«
    »Wir würden gern mit ihr sprechen.« »Wer ist ›wir‹?«
    »Ein Detektivbüro.« Keller hatte sich wieder gefangen. »Ach, du liebe Güte. Sie hat doch nicht schon wieder mit einem gefälschten Scheck bezahlt?« »Gefälschter Scheck?«
    »Vielleicht ist sie deshalb so überstürzt aus dem Hotel des Bergues in Genf abgereist.
    Dachte ich mir’s doch, daß da etwas nicht stimmt. Die arme Rosemary. Manchmal benutzt sie den Namen Tina. Das ist aber wirklich unangenehm. Und ich habe einen Termin mit einem Direktor der Zürcher Kredit Bank.« »Ihre Schwester ist noch in Genf?«
    »Offensichtlich. Zu allem Überfluß hat sie auch noch eine Affäre mit einem Schweizer Bankier. Behalten Sie das Foto. Ich muß sofort los.«
    Keller wußte nicht mehr, wo ihm der Kopf stand. Er war so hingerissen von dieser Frau, daß er schon überlegt hatte, ob er es wagen sollte, sie zum Essen einzuladen.
    Doch dann gewann sein Pflichtbewußtsein die Oberhand. Er beschloß, lieber Beck anzurufen, der inzwischen wieder in Zürich eingetroffen war.
    Sobald Keller sie nicht mehr sehen konnte, stieg Tina in ein Taxi und ließ sich ins Eden au Lac fahren, das einzige andere gute Hotel, das ihr spontan einfiel. Sie durfte auf keinen Fall mehr ins Baur au Lac.
    Sie war etwas enttäuscht. Keller hatte gut ausgesehen, und seiner Kleidung nach zu schließen, mußte er Geld haben. Ihr war nicht entgangen, daß er mit dem Gedanken gespielt hatte, sie zum Essen einzuladen. Warum dieser Trottel Hassan es nur immer so eilig hatte? Dabei hätte sie sich gerade wieder einmal einen dicken Fisch angeln können. Aber zumindest wußte sie jetzt, daß in der ganzen Schweiz nach ihr gesucht wurde. Sie hatte den Mann nicht vergessen, den sie in Genf vor kurzem in einen Schnellzug gelockt hatte.
    »Mario, nachdem du ein bißchen geschlafen hast, kannst du mir ja vielleicht mal erzählen, was sich in Ouchy genau abgespielt hat.«
    Emilio Vitorelli saß mit einem Glas Wein in seinem Zimmer im Baur au Lac, doch als sein Assistent sich setzte und nach der Flasche griff, schüttelte er den Kopf.
    »Kein Alkohol, solange du mir nicht die ganze Geschichte in allen Einzelheiten erzählt hast. In der Zeitung steht zwar bereits ein ausführlicher Bericht, aber du warst direkt vor Ort. Erzähl mir von dieser Bombe.«
    »Bombe? Ich weiß nichts von einer Bombe. Als die Schießerei zu Ende war, bin ich sofort auf mein Zimmer im Beau Rivage gegangen…«
    »Lag dein Zimmer auf den See raus?«
    »Nein, nach vorne raus, zur Straße.«
    »Zu dumm. Diese Bombe würde mich brennend interessieren.« »Und dann bin ich am frühen Morgen abgereist – nachdem du mir am Telefon gesagt hast, ich soll zurückkommen.« »Erzähl einfach, was du gesehen hast.«
    Das tat Mario – diesmal in aller Ausführlichkeit. Als er todmüde im Baur au Lac eingetroffen war, hatte er seinem Boß die Ereignisse vom Vorabend nur in kurzen Zügen geschildert. Danach hatte Vitorelli ihm gesagt, er solle erst mal schlafen gehen, sie würden später darüber sprechen. Schließlich kam Mario zu dem Punkt, an dem er Tweed mit einer attraktiven Frau unter einer Straßenlaterne hatte vorbeigehen sehen.
    »Halt!« Vitorelli strich sich durch das zerzauste Haar und beugte sich vor. »Bist du sicher, daß es Tweed

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