Der Schwarze Orden
ausgewählten Trinkwasserreservoirs zu bringen und sie dort zu einem genau festgelegten Zeitpunkt zu versenken.
»Sie haben doch sicher meinen Scheck dabei«, sagte Harbin und lachte wieder leise.
»Hier ist ein Scheck, den Sie bitte in Ihrer Bank einlösen. Geben Sie ihn einem gewissen Arnold. Er wird das Geld in wenigen Minuten telegraphisch an Ihre Bank im Ausland überweisen.«
»Danke.« Harbin runzelte die Stirn. »Er ist auf heute datiert. Aber das Datum ist eingeklammert.«
»Das bedeutet, daß er erst gültig wird, wenn ich von Ihnen höre, daß sämtliche Lieferungen korrekt erfolgt sind.«
»Ich habe etwas mehr erwartet.«
»Wenn Sie die Nullen richtig gezählt haben, machen Sie bestimmt gleich ein ganz anderes Gesicht. Und jetzt geben Sie mir den Container.«
»Sie müssen vorsichtig sein. Extrem vorsichtig. Nicht umsonst hat er eine spezielle Sicherheitsummantelung. Er ist aktiviert. Hoffen wir, daß Ihr Flugzeug nicht abstürzt.«
»Dafür habe ich schon gesorgt.«
Das stimmte tatsächlich. Verständlicherweise hatte Hassan eine Probe angefordert, um sie erst einmal in seiner Heimat zu testen.
40
Big Ben war ein Mann, der rasch handelte. Kaum hatte er im Bellevue Palace in Bern für sich und Les die Rechnung bezahlt, nahmen sie ein Taxi zum Bahnhof. Dort hatten sie Glück, da sie gerade noch den Zug erreichten. In Zürich fuhren sie ins Hotel Schweizerhof und bezogen ihre Zimmer. Dann rief Big Ben Hassan an.
»Wir sind jetzt in Zürich«, informierte er seinen Boß. »Sind Sie entsprechend ausgerüstet?« »Wir sind immer bewaffnet.«
»Passen Sie auf, was Sie sagen. Kümmern Sie sich um Tweed, er muß beseitigt werden.
Er ist hier in der Stadt. Mein Gefühl sagt mir, daß er bald nach Wien abreist. Fahren Sie beide zum Flughafen.«
»Wir müssen uns noch mehr Klamotten kaufen.«
»Dann aber schnell. Mieten Sie sich ein Auto. Les fährt. Er bleibt im Wagen sitzen, während Sie auf dem Flughafen nach Tweed Ausschau halten.«
»Sind schon unterwegs.«
Big Ben wußte, daß er eine auffällige Erscheinung war. Seine Lieblingsfarbe war Schwarz, egal, ob bei Anzügen, Joggingsachen oder Pullovern. Nachdem er Les in seinem Zimmer abgeholt hatte, verließ er das Hotel. Er ließ die teuren Geschäfte in der Bahnhofstraße links liegen und fand, was er suchte, im Kaufhaus Globus.
Er ging zum Umziehen in ein Toilettenabteil. Als er wieder herauskam, trug er einen grauen Anzug und einen breitkrempigen schwarzen Hut. Les kam in einem schicken Anzug aus einem anderen Abteil. Überrascht über die Verwandlung, sah er Big Ben an. Big Ben hatte sich in der Abteilung für Arbeitskleidung einen weißen Kragen gekauft, der ihn zusammen mit dem Gebetbuch, das er in der Hand hielt, wie einen Geistlichen aussehen ließ.
»Bist ja kaum mehr wiederzuerkennen«, murmelte Les.
»Los jetzt – zum Flughafen!«
Jetzt brauchten sie nur noch einen Mietwagen. In der Bahnhofstraße hatten sie rasch einen Auto verleih gefunden. Les zahlte mit einer Kreditkarte, die auf einen anderen Namen ausgestel t war. Er hatte auch einen Paß und einen Führerschein auf diesen Namen. Binnen fünf Minuten stand ein Citroen für sie bereit.
»Ich sag dir, wie du fahren mußt«, erklärte Big Ben, als sie losfuhren. »Ich hatte schon öfter hier zu tun. Stinkt vor Geld, diese Stadt. Du fährst über die Brücke da vorne und biegst dann links ab. In zwanzig Minuten sind wir am Flughafen. Und paß auf, daß du nicht zu schnell fährst – da nehmen es die Schweizer ziemlich genau.«
Tweed, der sich eben fünfzehn Minuten mit Beck in dessen Büro unterhalten hatte, saß inzwischen vor dem Polizeipräsidium im Auto. Während Marler am Steuer geduldig auf Anweisungen wartete, checkte Newman auf dem Beifahrersitz unauffällig seine 38er Smith & Wesson.
»Glauben Sie, Sie brauchen Ihr Schießeisen?« fragte Marler.
»So, wie es im Moment aussieht, schon. In Zürich kann es jetzt jeden Moment Ärger geben. Sowohl Hassan als auch Tina Langley sind hier.«
»Ich denke, mindestens einer der beiden wird in Kürze nach Wien fliegen«, meldete sich Tweed vom Rücksitz zu Wort.
»Wie können Sie da so sicher sein?« fragte Paula, die neben ihm saß.
»Zunächst, wegen der Begegnung im Dolder Grand. Und vergessen Sie nicht, daß ich im Chateau des Avenieres in Tina Langleys Beisein erwähnt habe, daß wir nach Ouchy fahren – und nach Wien.«
»Je weiter wir uns nach Osten begeben, desto gefährlicher wird es für uns«, warnte Newman.
Weitere Kostenlose Bücher