Der Schwarze Orden
schloß eine Schublade auf, um sich noch einmal zu vergewissern. Ja, nach Dumont kam dieser Name. Tweed. Daneben standen die Initialen
K. B.
– Karin Berg, eine atemberaubende Blondine, die darüber hinaus auch für ihre intellektuellen Fähigkeiten bekannt war. Sie hatte an der Universität Uppsala Psychologie und Weltgeschichte studiert.
Im Gegensatz zu den anderen befand sie sich nicht vor Ort. Wohin sollte er sie beordern? Sie hatte einmal für die schwedische Spionageabwehr gearbeitet. Hassan griff nach dem Telefon und wählte die Nummer ihrer Stockholmer Wohnung. Er hatte wenig Hoffnung, sie zu Hause zu erreichen.
»Hallo?« kam ihre kühle Stimme aus dem Hörer.
»Du weißt, wer ich bin«, erwiderte er in seinem typischen Singsang.
»Ja.«
»Deine nächste Verabredung hast du mit einem gewissen Tweed.«
»Das ist aber ein sehr schwieriger Auftrag. Da werde ich mein Honorar verdoppeln müssen.«
Das Honorar verdoppeln! Zweihunderttausend Dollar. Hassan stand kurz davor, wütend zu protestieren, doch dann erinnerte er sich an die Anweisung des Engländers und an den Umstand, daß das Oberhaupt des Nahoststaates über ein immenses Vermögen verfügte. Völlig unwidersprochen konnte er diese Forderung aber dennoch nicht hinnehmen.
»Das ist eine Menge Geld.«
»Wie ich bereits gesagt habe«, erklärte sie in arrogantem Ton, »handelt es sich hier um einen extrem schwierigen Auftrag. Mein Honorar ist nun mal so hoch. Wenn dir das nicht paßt…«
»Einverstanden«, lenkte Hassan ein.
Wäre ihr durchaus zuzutrauen, daß sie einfach auflegte. Er mußte dem Engländer gehorchen.
»Wo soll ich Stellung beziehen?« »Ich bin noch nicht sicher.«
»Aber ich. In Zürich. Dumont, der Experte für weltpolitische Fragen, hält im Kongreßhaus eine Rede. Die Zeitungen sind voll davon. Tweed wird da sein. Das am nächsten gelegene Luxushotel ist das Baur au Lac. Reserviere mir dort eine Suite. Ich fliege noch heute von Stockholm nach Zürich. Reserviere die Suite auf meinen Namen.
Alles weitere kannst du mir überlassen. Bis dann.«
Perplex und wütend, daß jemand so mit ihm zu sprechen wagte, legte Hassan auf.
Karin Berg war die einzige seiner drei Frauen, die ihn nicht mit dem Respekt behandelte, den er seiner Meinung nach verdiente. Er zuckte mit seinen schmalen Schultern und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Er rief im Baur au Lac an und überredete den Geschäftsführer, ihm die letzte Suite für Karin Berg zu überlassen. Dann rief er den Züricher Waffenhändler an, der ihr eine Luger liefern sollte – in einem Geschenkkarton von Cartier, in Styropor verpackt.
Eines verstand er immer noch nicht. Warum war dieser Tweed so gefährlich?
Emilio Vitorelli saß in seiner Suite im Baur au Lac und sah seinen Freund und Assistenten Mario Parcelli an, der gerade von einem mehrstündigen Erkundungsgang zurückgekehrt war.
»Eine Hitze ist das«, klagte Mario, der gerade eine ganze Flasche Mineralwasser getrunken hatte. »So heiß wird es ja nicht mal bei uns in Italien.«
»Jetzt übertreib mal nicht. Hast du schon einen Hinweis, wo Tina Langley sein könnte?«
»Leider nicht. Sie ist vor über vier Wochen in Dorset untergetaucht. Ich konnte noch einen Taxifahrer auftreiben, der sie mitsamt ihrem Gepäck nach London zum Flughafen gebracht hat. Aber danach fehlt jede Spur von ihr.«
»Hast du die Passagierlisten der Maschinen überprüft, die zum Zeitpunkt ihrer Ankunft von dort abgeflogen sind?«
»Natürlich. Kurz nach Tinas Eintreffen am Flughafen starteten dort Maschinen nach New York, Zürich und Genf. Soviel habe ich herausbekommen.«
»Interessant.« Die Eiswürfel in Vitorellis Campari klimperten leise, als er in seinem Glas rührte. »Und von Zürich bekommt man problemlos einen Anschlußflug nach Wien.«
»Hat das denn etwas zu bedeuten?« fragte Parcelli.
»In Wien ist es zu einem kleinen Zwischenfall gekommen. Norbert Engel wurde mit einem Schuß in den Hinterkopf ermordet. Dann wurde in der Malteserkirche – man stelle sich das mal vor – ein toter Gangster gefunden. Kuhlmann, der Chef des Bundeskriminalamts, dem ich schon ein paarmal nur mit knapper Not entwischen konnte, hat heute öffentlich erklärt, er sei ganz sicher, der Tod dieses Mannes stünde in Zusammenhang mit der Ermordung Engels.«
»Ich sehe da keinen Zusammenhang«, meinte Parcelli.
»Ich eigentlich auch nicht. Aber da fällt mir ein, du hast doch verschiedene Kontakte in Wien. Bitte sie, nähere Erkundigungen
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