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Der Schwarze Orden

Der Schwarze Orden

Titel: Der Schwarze Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Kinderwagen in einiger Entfernung wieder auf sich zu kommen sah. Sie mußte sich auf dem Heimweg von ihrem täglichen Spaziergang auf der Uferpromenade befinden. Er erinnerte sich, wie lautlos sich der Kinderwagen bewegt hatte. Gut geölte Räder.
    Draußen auf dem See ertönte das Nebelhorn eines Dampfers, der sich der Anlegestelle näherte. Zürich war eine herrliche Stadt, dachte Tweed. Es hatte nicht nur eine Altstadt, sondern sogar zwei – eine auf jeder Seite der Limmat, die hinter ihm unter einer Brücke in den See floß.
    Er merkte, daß die Frau mit dem Kinderwagen jetzt wesentlich langsamer ging.
    Wahrscheinlich hatten sie nach dem Tempo, das sie anfangs vorgelegt hatte, die Kräfte verlassen. Als er über die Straße blickte, sah er einen Mann mit einer karierten Mütze und einer Windjacke, der mit einem Golfsack den Gehsteig entlang schlenderte, als hätte er gerade achtzehn Löcher Golf gespielt. Seine Augen waren hinter einer Sonnenbrille verborgen, und er blickte beim Gehen vor sich auf den Gehsteig.
    »Assam, Assam«, murmelte Tweed.
    Er wurde immer noch nicht schlau aus dem Namen. Konzentriere dich auf das, was um dich herum vorgeht, rief er sich in Erinnerung. Newman war sicher außer sich, daß er allein losgegangen war. Aber er mußte allein sein, um das Puzzle zusammenzufügen.
    Als er nach vorne blickte, sah er die Frau mit dem Kinderwagen gemächlich auf sich zukommen. Das Baby mußte geschlafen haben, als ihn die Frau überholte hatte – es hatte keinen Laut von sich gegeben. Dann sah er die Frau stehenbleiben, die Arme anwinkeln, den Kinderwagen mit aller Kraft auf ihn zustoßen. Er schoß wie eine Rakete auf ihn zu. Gleichzeitig bemerkte er hinter der Frau einen Mann, der ein kleines Kästchen in der Hand hielt, ähnlich einer Fernsteuerung für Modellflugzeuge.
    Um dem auf ihn zuschießenden Kinderwagen auszuweichen, war es zu spät. Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich auf seiner Seite der Straße der graue Volvo mit dem Mann mit der Baseballmütze am Steuer auf. Er mußte ein Stück weiter gewendet haben. Dahinter raste ein Motorrad mit Newman im Sattel auf ihn zu.
    Der Volvo schoß auf den Gehsteig und kollidierte mit dem Kinderwagen, so daß dieser auf eine Lücke in der Mauer zuflog, wo eine Treppe zu einem Landungssteg hinabführte. Als der Kinderwagen mit der als Baby verkleideten Puppe hinunterholperte, drückte André auf den Knopf seiner Fernsteuerung. Mit einem ohrenbetäubenden Knall explodierte der Kinderwagen und flog in hohem Bogen auf den See hinaus.
    Während der Volvo noch quer über dem Gehsteig stand, kam auf der anderen Straßenseite ein cremefarbener BMW, aus dessen hinterem Seitenfenster der Lauf einer Maschinenpistole ragte, auf Tweed zugerast. Die »Frau« mit dem Kinderwagen hatte Newman bereits erschossen. Sie, beziehungsweise er war zu Boden gesunken, die Waffe, die er gezogen hatte, war seiner Hand entglitten, die Perücke über die Gehsteigkante auf die Straße gerutscht.
    Der Mann auf der anderen Straßenseite hatte ein Armalite-Gewehr aus seinem Golfsack gezogen. Es war Marler, der sich die Sonnenbrille herunterriß, auf den Fahrer des BMW zielte und abdrückte. Der Fahrer sackte vornüber auf das Lenkrad. Der Wagen schoß quer über die Straße, so daß ein entgegenkommender Fahrer heftig auf die Bremse steigen mußte. Dann krachte der BMW gegen die Mauer auf der Seeseite und ging in Flammen auf. Newman hatte einen zweiten Schuß abgegeben und damit André getötet, der die Bombe gezündet hatte.
    In der Zwischenzeit war Tweed zurückgelaufen und hatte sich hinter die Mauer geduckt, um Schutz vor dem Feuerball zu suchen, der wenige Augenblicke zuvor noch ein BMW gewesen war. Marler hatte das Gewehr in seinen Golfsack zurückgesteckt und war über die Straße gerannt, wo er auf den Beifahrersitz von Newmans Motorrad sprang, das in Richtung Limmatbrücke davonraste.
    Tweed stand auf und ging rasch zum Baur au Lac zurück. Ein Stück vor ihm, das Gesicht angesichts des Fiaskos wutverzerrt, rannte Monceau auf den Landesteg, kaufte eine Fahrkarte und schaffte es gerade noch rechtzeitig an Bord eines ablegenden Dampfers. Er stieg zum überdachten Oberdeck hoch, setzte sich abseits von den anderen Passagieren auf einen Platz im Heck und starrte, außer sich vor Wut, vor sich hin.
    Er war nicht der einzige in Zürich, der wütend war. Beck stürmte auf Tweed zu, der auf sein Zimmer im Baur au Lac zurückgekehrt war.
    »Warum in drei Teufels Namen mußten Sie

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